14.07.17

250km Sahara(Lauf) sind nicht genug I Der "Wüstensohn" aus Niederhalberg!

Die Naturregion Sieg ist ein abwechslungsreiches Laufrevier und somit ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass man vom Hobbyläufer bis zum Extremläufer alle (Läufer-)Charaktere hier findet! Wenn man sich die bewaldeten Höhen rechts und links der Sieg anschaut vermutet man jedoch nicht, dass hier der erfolgreichste Wüstenläufer Deutschlands lebt und trainiert. Rafael Fuchsgruber wurde durch sein Buch "Running wild - Vom Partykönig zum Extremläufer" bundesweit bekannt! Jetzt steht die Veröffentlichung des zweiten Buches "Passion Laufen" kurz bevor und die Gelegenheit war perfekt ein interessantes Gespräch über seine Leidenschaft für den Extremlauf zu führen!
 
Namibia I ©www.4dessert.com




Von der Sucht zum Extremlauf
Ein Buch über Extremläufe hätte es wohl nicht für mehrere Wochen auf die Bestsellerliste geschafft. Vielmehr war Fuchsgrubers erstes Buch "Running wild" die packende Geschichte eines Menschen, der sich selbst von seiner Alkoholsucht befreit und über das Laufen die Kraft findet, sein Leben neu zu ordnen! Im Buch trifft man auf eine Offenheit, die kein Blatt vor den Mund nimmt und durch die unverblümte Beschreibung den Leser häufig mitleiden lässt! Die Story wurde damals von vielen Medien aufgegriffen und nach verschiedene Auftritten in Talkshows fand das Buch ein großes Interesse bei sehr verschiedenen Lesergruppen. Neben der Zielgruppe der (Extrem)Läufer erhielt Fuchsgruber sehr viel positives Feedback von Menschen, die sich in einer Lebenskrise befanden! Noch heute kann er es kaum fassen, dass so viele Menschen sein Buch als eine große Hilfe empfanden!


Namibia I ©www.4dessert.com



Im unserem persönlichen Gespräch ging es im "Klartext" weiter. Schnell waren wir bei der Sucht und was sie damals aus ihm gemacht hatte. Als er sich mit Verdacht auf Herzinfarkt mit 43 Jahren in einer Kölner Klinik wiederfand wuchs der Entschluss dieser Abhängigkeit ein Ende zu bereiten. Statt Herzinfarkt wurde letztlich eine Herzmuskelentzündung diagnostiziert - schlimm genug. Nach Ausheilung und vielen schlaflosen Nächten sollte sich vieles  ändern. Von einem Freund ließ er sich zur Teilnahme beim Köln-Marathon begeistern. Schlecht trainiert sind die beiden mehr schlecht als recht ("Ich war völlig am Arsch"!) über die 42,195km lange Strecke gekommen - aber die Leidenschaft war geweckt! Gleichzeitig gab das Training Kraft und mentale Stärke die Sucht los zu werden! Sportlich waren die Ziele neu gesteckt ("Das kann man besser machen")! Bonn, Frankfurt, Rurgebietsmarathon und natürlich Berlin waren die nächsten Rennen über 42,195km!

 
Grenzgänger mit ungebremster Neugier!
Er selbst beschreibt sich gerne als "Nomaden" - als "Suchenden"! Fuchsgruber sieht sich als Grenzgänger der herausfinden will, wie weit man kommt. Er ist überzeugt, dass man die Grenzen überschreiten muss und auch schon mal schmerzhafte Erfahrungen sammeln darf. Kein Wunder, dass die Marathondistanz ihm schnell zu "langweilig" wurde! Nach dem ersten Ultramarathon beim Röntgenlauf in Remscheid startete er beim OstseeMan (Langdistanz Triathlon/Ironman). Der "Suchende" hatte jedoch noch nicht sein "Rennen" gefunden. Die Wüste faszinierte ihn - doch im war klar, dass  die traumhaften Bilder in den Hochglanzbroschüren oder Kalendern die Realität nur bedingt wiedergeben! 

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Warum Wüste?
Ein Großteil der Wüsten besteht aus kargem Gestein - eine wenig romantische Umgebung. Trotzdem war 2007 der Entschluss gefasst das erste Wüstenrennen (Zagora Marathon I Marokko) zu laufen. Für ihn waren und sind die Reisen in die abgelegensten Regionen dieser Welt ein Antrieb. Die Menschen, die trotz bitterer Armut, die "Exoten in den Laufschuhen" herzlich begrüßen und bewirten faszinieren und begeistern ihn!

 
 Sri Lanka I Namibia I ©www.4dessert.com



Weiterhin reizte ihn die Ausnahmesituation für die Dauer des Rennens (5-7 Tage bei Etappenrennen). In den Camps befindet man sich man in ungewohnter Umgebung. Fern von der Heimat & der Familie und teilweise ohne die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme per Internet! In den Zelten herrschte immer eine geschäftige Unruhe, Typen (75% der Teilnehmer sind Männer) schnarchten und in den Zelten entwickelte sich ein strenger Geruch! Oft müssen über interkulturelle Grenzen hinweg Kompromisse geschlossen werden! Dazu kommt noch die besondere Schwierigkeit der "Streckensuche" hinzu! Eine exakte Markierung der Strecke ist nicht immer möglich. Ein Wüstenmarathon wird noch ausgeflaggt - beim 250km Etappenlauf muss das GPS-Gerät bei der Orientierung helfen, denn die "blaue Linie", wie beim Stadtmarathon in Köln sucht man hier vergebens. Für ihn geht es heute darum, dass man beim Rennen so viele Fehler wie möglich vermeidet! Im Vergleich zum Stadtmarathon oder einem Ultralauf wird das Ganze in der Wüste  komplexer aber auch interessanter. Fehler werden direkt und wesentlich brutaler bestraft. Die Faszination Wüste ist für ihn somit auch die Faszination das perfekte Rennen (ohne Fehler) zu laufen! 



© Beyond the Ultimate I Martin Paldan


Seine Erlebnisse zeigen deutlich, wo die besondere Schwierigkeiten liegen: Zum einen ist man bei geringenTeilnehmerzahlen und den teilweise großen Distanzen (Etappenlauf) auf sich alleine zurückgeworfen. Auf vielen Kilometern,vor und nach einem, sind keine weiteren Läufer unterwegs und man beschäftigt sich stark mit sich selbst! Das karge Umfeld bietet nun mal keinerlei Abwechslung!


Das "Zen des Laufens"?
So, wie er seine Erlebnisse beschreibt und den Leser mit auf seine Extremläufe nimmt beginnt man zu verstehen, warum für Ihn die Teilnahme am Stadtmarathon eher etwas für das eigene Ego ist. Im Vergleich dazu erhält man beim Wüstenlauf einen tieferen Einblick in die eigene Ängste und Sehnsüchte. 

Wenn Du laufen willst, lauf eine Meile. Wenn du ein neues Leben kennenlernen willst, dann lauf Ultra!
(Frei nach Emil Zatopek)


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Von Erfolgen, Freundschaften und Strapazen
Die größten Erfolge und härtesten Prüfungen sind im ersten Buch ausführlich beschrieben! Immer wieder gibt es Zeitsprünge, die den Menschen Fuchsgruber genauer beleuchten! Grinsend gibt er zu, dass er dem Leser mit seinen (teils) wilden Zeitsprüngen einiges abverlangt! Über die Strapazen, Kuriositäten am Rande, echte Freundschaften und viele Verletzungen erfährt man viel und am Ende fragt man sich. Wo trainiert man den Wüstenlauf und wie bereitet man sich auf die besonderen Strapazen vor? Wüstenläufe stellen zwar den größten Teil seiner Extremrennen dar, darüberhinaus ist er aber auch schon durch den Regenwald in Costa Rica oder Sri Lanka gelaufen! Das Training findet egal, wo es hin geht zum größten Teil in der heimischen Umgebung statt!


Rafael Fuchsgruber - Wüstenläufer aus Oberhalberg (Rhein-Sieg-Kreis)
Namibia I ©www.4dessert.com


Trainingsgebiet Natrurregion Sieg
Er ist sehr bewusst in unsere Gegend gezogen! Das Haus, die Umgebung, besonders die Natur hatten in angezogen! Durch einen Zufall wurde genau zum richtigen Zeitpunkt ein Umzug möglich! Nun trainiert er entlang der Sieg, auf dem Nutscheid-Höhenweg und den vielen Waldstrecken unserer Region. Alles andere als eine Wüste oder Regenwald - kein Problem! Der Erfolg gibt ihm recht! Eines kann er jedoch nicht (mehr). Die großen Landschaftsläufe mit vielen Höhenmetern (Drachenlauf,Platinman) tut er sich und seinen lädierten Knien nicht mehr an. Das ist  ein Grund, dass er heute in den Wüsten läuft und nicht bei den Extremläufen auf dem Rennsteig oder beim Alpin-Crossing!  Besonders schmerzlich, da die Platinman-Strecke direkt an seinem Haus vorbeiführt:-( Stattdessen geht es bei Etappenläufen über mehr als 250km durch die Wüsten der Welt - auf der Suche nach dem perfekten Rennen!


Folge dem Herzen - es ist dein Rennen!
Seine ungebremste Neugier bei der Erkundung der eigenen (körperlichen) Grenzen wirkt ansteckend. Muss man dafür bei einen Wüstenlauf starten? Er hielt mich in diesem Moment zurück und riet dazu "dem Herzen zu folgen"! "Wenn der Lauf über die Alpen gehen soll, dann mach das - Lauf wo es dir Spaß macht, es ist dein Rennen"!

Seine Erfahrungen gibt er mittlerweile auch als Betreuer an andere unerfahrene "Wüstenstarter" weiter. In diesem Jahr betreute er den  "Wüstenlauf-Novizen" Steffen Neupert aus Hennef. Neupert absolvierte erfolgreich das Sahara Race Namibia 2017, einen 250 km langen Etappenlauf durch die Wüste:

Extremsport Hennefer läuft 250 Kilometer durch die Namib-Wüste – Quelle: http://www.ksta.de/27848766 ©2017

Seine Frau, die ebenfalls läuft, kann auf Ihn zählen, wenn es mal über lange anstrengende Strecken in unserer Region geht (aktuell: Lauf über den Kölnpfad I "Kölsche Naachschicht"). 


In diesem Monat erscheint nun das aktuelle Buch "Passion Laufen". Nicht einfach ein umfassendes Handbuch über das Laufen im Marathon und Extrembereich. Das wäre ihm zu einfach gewesen. Mit dem Verlag wurde ein interessantes Konzept entwickelt. Fuchsgruber nimmt den Leser weiterhin mit auf das Abenteuer Extremlauf - erzählt seine Story und gibt Tipps. Darüberhinaus kommen viele erfolgreiche Sportler und Experten zu Wort. Von der Sportmedizin über die richtige Ernährung und Tipps zur Ausrüstung findet man viele hilfreiche Kapitel. Ein Buch für Läufer mit ungebremster Neugier und Grenzgängern auf der Laufstrecke - vom Marathon bis Ultra!

Das Buch erscheint erst in der kommenden Woche im deutschen Buchhandel, ist jedoch vorab schon über den folgenden Link erhältlich:

Bis bald



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