22.07.16

Muskelkrämpfe I Der peinvolle Schmerz!

Muskelkrämpfe - Urplötzlich zieht sich der betroffene Muskel zusammen und schmerzt. Besonders unangenehm sind die Krämpfe, wenn Sie in der Nacht auftreten und einem den Schlaf "rauben". Meist wird ein Mangel an Mineralstoffen (Magnesium, Kalzium, Natrium, Kalium) als Ursache diskutiert. Was ist aber die Ursache für den quälenden Schmerz und wie kann man ihn verhindern? Muskelkrämpfe sind zwar weit verbreitet aber leider bis heute schlecht in Ihrer Ursache erforscht. Anekdotenhafte Ratschläge beherrschen dieses Thema immer noch sehr stark. 



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Wie entsteht ein Wadenkrampf?
Mineralien benötigt unser Körper bei der "geordneten Befehlskette" über die Nerven an die Muskelfasern (Zusammenziehen / Entspannen): Sie sind unentbehrlich für die Weiterleitung von Reizen und damit für die Muskelkontraktion und anschließende Entspannung.  Unser Gehirn sendet über das Nervensystem Reize in Richtung Muskulatur. Dort kommt es zur gewünschten Muskelanspannung, da der Nervenimpuls die Muskelfasern zum Zusammenziehen anregt. Anschließend kommt es zu einer Entspannungsphase, für die Magnesium notwendig ist. Es dämpft die Erregbarkeit der Muskulatur und führt zur notwendigen Entspannung!

Wer beim Sport viel schwitzt und anschließend zu wenig trinkt, provoziert Wadenkrämpfe. Weiterhin kann man zusammenfassen, das nach dem Sport der Mineralstoffspeicher wieder aufgefüllt werden muss, damit es nicht zu einem Mineralstoffmangel kommt. Hierbei kommt es darauf an, dass man das richtige trinkt. In Empfehlungen wird ein "gutes Mineralwasser" für den Sportler mit einem Magnesiumgehalt von > 100mg/L definiert. Ein Blick auf das Etikett der Wasserflasche lohnt sich also. Man benötigt dann nicht unbedingt zusätzliche Mineralien per Brausetablette. Über die Ernährung kann man ausreichend Magnesium aufnehmen. Besonders gehaltvoll sind hier Vollkornbrot, Haferflocken, Hülsenfrüchte und Nüsse. Bevor man also zu Medikamenten greift reicht oftmals eine Handvoll Nüsse sowie magnesiumreiches Mineralwasser.

Bei der Suche nach der Ursache spielt der Zeitpunkt der auftretenden Krämpfe eine wichtige Rolle.  Zwei gegensätzliche Ursachen sind von Bedeutung: Überforderung (Sportler) & Unterforderung ("inaktive" Menschen). Die Unterforderung führt zu  einer Verschlechterung der Durchblutung und Sauerstoff- bzw Nähstoffversorgung in den Beinen.

Folgende Ursachen müssen neben dem Flüssigkeit- und Elektrolytmangel ebenfalls berücksichtigt werden:

  • falsche (zu enge) Schuhe. Führen häufig zu  nächtlichen Krämpfen. Diese drücken die Blutgefäße ab und stören dadurch die Durchblutung. Dadurch fehlen Sauerstoff und Nähstoffe.
  • Hohes Fieber und/oder Durchfälle und Erbrechen
  • Verkürzung der Muskulatur (häufig Altersabhängig)
  • Fußfehlstellungen (Senk- oder Spreizfüße)
  • Überwiegend sitzende Tätigkeiten, Autofahren oder allgemeine Inaktivität 
  • Flüssigkeitsunterversorgung bei Durchfallerkrankungen 
  • Mangel an Vit. B & D

Ein Muskelkrampf der ohne erkennbaren Grund auftritt und mit Dehnübungen "verschwindet" wird als "idiopathisch" beschrieben. Das Wort definiert alle Leiden deren Ursachen nicht bekannt ist. Es gibt familiäre Veranlagung aber keinen Grund zur Sorge.

Als Vorbeugung gegen nächtliche Wadenkrämpfe haben sich vor allem Dehnübungen der Muskulatur von Füßen, Unterschenkel & Oberschenkel bewährt! Selbst in einer kleinen randomisierten Untersuchung konnte der Effekt nachgewiesen werden. Hierbei wurde die Gymnastik sechs Wochen lang unmittelbar vor dem Zubettgehen durchgeführt. 

Muskelkrämpfe können jedoch auch aufgrund von schwerwiegenderen Ursachen entstehen.  Sobald neben den Krämpfen Taubheitsgefühle, Lähmungen oder Kribbeln hinzukommen, ist es höchste Zeit einen Arzt aufzusuchen!
  • Nervenschädigungen (Polyneuropathien)
  • Probleme an der Bandscheibe, eingeengte Nerven im Wirbelkanal
  • Gelenkprobleme
  • Nebenwirkungen von Medikamenten
  • Schwangerschaft (besonders in der zweiten Schwangerschaftshälfte)
  • Nervenschädigungen aufgrund von stoffwechselbedingten Ursachen: Diabetes, Alkohol 
  • Muskelerkrankungen (Myotonie) mit krankhaft  verlängerter Muskelanspannung.

Magnesium als Brause, Granulat oder Kapsel?
Bei der Frage nach der Behandlung "einfacher" Muskelkrämpfe ist mir bis heute reflexartig Magnesium eingefallen. Magnesium ist frei verkäuflich und die Logik, "wenn Magnesium fehlt wird es zugeführt", leitete auch meine Überlegungen. In Medizin und Wissenschaft gibt es jedoch wiedersprüchliche Aussagen. Man könnte sich darauf einigen , dass es eine Ursache sein kann. Es hilft  letztendlich nur dann, wenn ein gestörter Mineralstoffhaushalt die Ursache darstellt. Andere Ursachen müssen jedoch ebenso berücksichtigt werden  Interessant: In einer 2011 veröffentlichten randomisierten Studie erhielten 46 Erwachsene fünf Tage lang entweder eine Magnesiuminfusion oder ein Placebopräparat. Obwohl mit der Magnesiuminfusion eine Verringerung der Krampfhäufigkeit erreicht wurde, kam es zu keinem statistisch relevanten Effekt, den auch bei der Infusion der Placebolösung kam es zu einer gewissen Verringerung. Übersichtsartikel kommen zum Schluß, dass Magnesium somit keinen klinisch bedeutsamen Nutzen bei spontanen Beinkrämpfen hat! 

Definitiv hilft eine Blutuntersuchung (Mineralstoffwechsel) bevor man sich mit hoch dosiert Magnesium behandelt!

Laut Expertenmeinung kann die prophylaktisch empfohlene Menge Magnesium einfacher über die Ernährung (Vollkornprodukte, Haferflocken, Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüssen) erreicht werden. Bei seltenen Krämpfen in der Nacht sollte man zuerst einmal auf Lebensmittel mit hohem Magnesiumgehalt zurückgreifen.  Beispiel: Magnesiumanteil Banane (100-150mg oder 100g Cashewnüsse (250mg). 

Laut Prof. Froboese (Sporthochschule Köln) müssten Sportler 400 bis 600mg Magnesium zu sich nehmen, um überhaupt eine Wirkung zu erzielen. "Blöd nur, dass das garantiert zu Durchfall führt".  Eine handelsübliche Brausetablette enthält etwa 80-150 Milligramm Magnesium.Ein weiterer Aspekt ist die Verfügbarkeit von gespeicherten Magnesium. Der Körper ist in der  Lage ausreichend viel Magnesium (ca. 20g) zu speichern, wovon er bei sportlicher Belastung nur 400-600mg verbraucht.


Chininsulfat - wirksame Therapiealternative mit unangenehmen Nebenwirkungen

Mit Chininsulfat gibt  es ein weiteres (in Deutschland), bis Anfang 2015 frei verkäufliches 
Medikament, welches mir bis dato noch nicht  bekannt war. Das Chinin ist u.a. als Fiebersenker bekannt und hat sich später, auch in Studien, als krampflösende Substanz bewährt. Vor dieser wirksamen Substanz wird international jedoch gewarnt. Hier ist also Vorsicht geboten, den die Nebenwirkungen des Chininsulfates kann man nicht auf "die leichte Schulter" nehmen!

Empfehlung für Magnesium aufgrund von fehlenden, nebenwirkungsarmen Alternativen
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie hat deshalb in ihren aktuellen Leitlinie festgelegt, dass das "wirksame" Chinin hinter dem "wahrscheinlich wirksamen" Magnesium erst an zweiter Stelle der Therapieempfehlung gegen Muskelkrämpfe stehen soll. Chinin wirkt direkt an der Übergangsstelle von Nerv und Muskel. Dort hemmt es den freigesetzten Botenstoff Acetylcholin, der normalerweise eine Muskelkontraktion auslöst. Dadurch sinkt die Erregbarkeit und die Krampfneigung des Muskels.   In den USA warnt die Arzneimittelbehörde jedoch vor potenziell schweren Nebenwirkungen (Magen-Darm-Beschwerden, Überempfindlichkeit, Nierenversagen, Herzrythmusstörungen) des Präparates.

Wadenkrämpfe: Neue Warnhinweise für Chininsulfat

Seit dem 1. April steht Chininsulfat zur Behandlung von Wadenkrämpfen (Limptar® N) unter Verschreibungspflicht. Jetzt hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zudem die Anwendung im Vergleich zum früheren OTC-Präparat weiter eingeschränkt: Das Arzneimittel ist nur noch zugelassen zur Therapie und Prophylaxe nächtlicher Wadenkrämpfe bei Erwachsenen, wenn diese sehr häufig oder besonders schmerzhaft sind, behandelbare Ursachen der Krämpfe ausgeschlossen wurden und nicht pharmakologische Maßnahmen die Beschwerden nicht ausreichend lindern können, meldet die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK).

Laut Stufenplanverfahren soll das Medikament nicht bei Kindern und Jugendlichen angewendet werden. Neu in Gebrauchs- und Fachinformation sind Warnhinweise auf das Risiko für allergische Reaktionen  und schwere Blutbildveränderungen (Thrombozytopenie), die sich als spontane Haut- oder Schleimhauteinblutungen, Nasenbluten oder erhöhte Blutungsneigung zeigen können. Falls eines dieser Symptome auftritt, muss die Anwendung umgehend beendet werden. Auch vor Herz-Rhythmus-Störungen wird neuerdings gewarnt. Hersteller Klosterfrau muss die neuen Hinweise bis zum 30. Juni aufnehmen. Gegen diesen BfArM-Bescheid kann das Unternehmen jedoch noch innerhalb eines Monats Widerspruch einlegen.



aus: Pharmazeutische Zeitung online

Flüssigkeits-  bzw. Natriumverluste als Ursache von Muskelkrämpfen!?

Froboese empfielt deshalb vor allem genug zu  trinken um dem Flüssigkeitsverlust entgegenzuwirken und gleichzeitig auf die Natriumaufnahme zu achten! Über den Schweiß verlieren wir im Verhältnis mehr Natrium als Magnesium und sollten im Training oder  Wettkampf auf ein Getränk mit ausreichend hohem Natriumgehalt achten (500-800mg/L)

Herbert Steffny beschreibt auf seinen Marathonseminaren (Marathonseminar mit Herbert Steffny I Marathon "lernen" mit Spaß & Sachverstand! ) und Laufbüchern, wie man sich kostengünstig  ein Getränk für Wettkampf bzw. lange Trainingseinheiten mixt. Hierbei spielt der Natriumanteil neben dem Magnesium eine besondere Rolle:

Wettkampfgetränk - selbst gemacht:
  • 900ml ausgeschütteltes Mineralwasser
  • (Magesiumanteil sollte hoch sein!)
  • 100 ml Orangen/ Apfelsaft
  • 1,5g Salz
  • evtl. 1TL Natrium Hydrogen Karbonat (Soda) bei einem nervösen Magen!
  • max. 70g Zucker
Wer es perfekt gestalten möchte kann hier Mono, Disaccharide & Maltodextrin kombinieren, da diese unterschiedlich schnell bereit gestellt werden.

Einzige Ursache - Überlastung?
Am Ende bleibt die Meinung der Wissenschaftler zu erwähnen, die den Flüssigkeitsverlust und/oder starken Elektrolytverlust als Ursache anzweifeln zu erwähnen. Ihrer Ansicht nach  treten Muskelkrämpfe bei völliger Überlastung auf.

Bis bald

1 Kommentar:

  1. Hallo,
    also ich habe viele Jahre mit Krämpfen in der Nacht zu kämpfen gehabt und ich habe mich schlussendlich dafür entschieden, es einmal mit diesen Magnesium Kapseln hier zu versuchen. Und ich muss sagen, dass es seit dem ich die Kapseln nehme, mit meinen Krämpfen deutlich besser geworden ist.

    Liebe Grüße!

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