Der Rennsteiglauf ist mit 15.000 Teilnehmern (HM /M /Ultra) der größte und bedeutenste Landschaftslauf in Mitteleuropa. Der Ultramarathon bietet auf einer Strecke von 73,5km einen ansprungsvollen Kurs, mit permanenten Auf und Ab, quer durch den Thüringer Wald.
Ultramarathon Rennsteig I von Eisenach nach Schmiedefeld |
45 Jahre Rennsteiglauf
Angefangen hatte alles ganz klein. Vier Läufer wollten den Pädagogen Johann Christoph Friedrich GutsMuths mit einem 100km Gedächtnislauf würdigen. So starteten Sie am 12. Mai 1973 auf der Strecke von Eisenach nach Massenberg. Im kommenden Jahr liefen auf einer verkürzten Strecke (82km) bereits zwölf Teilnehmer, wovon acht das Ziel erreichten.
Im Jahr 1975 wurde der Rennsteiglauf zum ersten Mal als offizielles Rennen gestartet. Der GutsMuths-Rennsteiglauf entwickelte sich schnell zur größten Breitensportveranstaltung der DDR. Seit 1977 gibt es neben dem Ultra-Marathon eine kürzere Strecke, die 2016 in eine "normale" Marathondistanz geändert wurde. Ein Halbmarathon wurde bereits 1992 integriert. Im Jahre 1990 wurde zum ersten Mal der westdeutsche Teil des Rennsteigs mit in die Streckenführung aufgenommen und seit 1997 hat die Strecke ihren heutigen Verlauf, der nach einer offiziellen Neuvermessung (2017) nunmehr mit 73,5km angegeben wird.
Eine historische Abhandlung der Universität Jena, über die Entwicklung des Rennsteiglaufs in der DDR findet man unter folgendem Link: Der Rennsteiglauf in der DDR-Zwischen Verbot und Förderung
Diesen Lauf hab ich im Übermut gebucht ;-)))
Nach den 56km des TWO OCEAN (Ultra)Marathon 2017 ging es mir so gut wie bei keinem normalen Marathon zuvor! Ich fühlte mich so optimal trainiert, dass ich dachte "Ist doch schade diesen guten Trainingsstand durch Regeneration wieder runter zu trainieren."
Ich habe vorsichtshalber jedoch noch 3 Tage gewartet, ob die Euphorie nachlässt, aber im Gegenteil, ich hatte voll Lust weiter zu trainieren.
Das Laufen fiel mir also leicht, die Unterkunftssuche dagegen weniger. Schließlich fand ich noch ein Zimmer in Tabarz, ca. 14km (Luftlinie, tatsächlich ca. 30km) vom Start in Eisenach entfernt.
Startbereich Marktplatz Eisenach |
Mal was neues: "Kloßparty statt Pastaparty" |
Bei diesem Rennsteig Lauf ist alles anders als sonst:
- es werden sogar Sammelunterkünfte angeboten – das ist aber nichts für mich ;o)
- am Vorabend gibt´s eine Kloßparty, bestehend aus Knödeln, Rotkohl, Gulasch (echt lecker)
- die normale Streckenverpflegung wird ergänzt um (Hafer-)Schleim!, Schmalzbrote, Salamibrote, Wiener Würstchen, Brühe, Köstrizer Schwarzbier! (habe alles ausprobiert, und bin satt ins Ziel gelaufen :o)
Am Lauftag morgens um 3 Uhr kam ich mir im Hotel jedoch sehr einsam vor – niemand steht um diese Zeit auf, denn keiner, außer mir, musste aus diesem Ort zum Lauf nach Eisenach Frühstück gab es um diese Uhrzeit noch nicht:-) Deshalb hatte ich mir am Vorabend aus der Küche Haferflocken, Milch und Kaffee (mittlerweile kalt) organisiert.
Das ganze habe ich am frühen Morgen gemütlich verspeist und dann die finalen Überlegung für das Rennen begonnen: Was soll ich anziehen? Ich hatte alles mitgenommen, von kurz, bis lang und Jacke, Buffer Stirnband! Es sollte heute nicht mal 18 Grad werden, und im Wald ist es natürlich noch etwas kühler. Der Kleiderbeutel ist groß genug….;-)
Kurz vor 5 bin ich also mit dem Auto nach Eisenach gefahren – wohlwissend, dass es heute ein laaaanger Tag werden wird! Tags zuvor hatte ich mir schon einen kleinen Parkplatz ausgesucht, den man leicht übersieht, der aber ganz nah am Start ist – dort war auch noch genügend Platz.
"Eine seltsame Ruhe" - Startbereich Marktplatz Eisenach |
Eine seltsame Ruhe herrschte hier?! Die wenigsten liefen sich warm! Viele saßen im Zelt mit einer Gelassenheit die wahrscheinlich nur routinierte Ultraläufer haben. Ich selbst hatte um diese Zeit eigentlich noch keine „Sprechstunde“, begann aber trotzdem mit dem einen oder anderen Smalltalk: „Bist du schon öfter einen Ultra gelaufen?“ Die Antworten lauteten alle gleich: Ja, und diesen schon zum soundsovielten mal. Ich war der Neuling, lief hier zum 1. Mal. Bevor ich meinen Kleiderbeutel abgab, stecke ich mir ein 3. Gel unter den BH-Träger und erntete die Bemerkung: "Das brauchst du hier nicht, die Versorgung ist optimal"! Also glaubte ich das mal, steckte ihn in den Kleiderbeutel zurück, und schämte mich fast (hatte ja zwei andere zur Not im Laufgürtel). Die LKW´s für die Kleiderbeutel waren numerisch aufgestellt, man fand ganz schnell den richtigen. Jetzt noch schnell auf´s Dixi: So ordentlich habe ich noch keine Schlange vor 11 Toilettenhäuschen gesehen – wow, echt alles anders hier.
Nur noch 73km
Das Rennsteiglied (siehe unten:-) habe ich irgendwie nicht mitbekommen, der Start wurde ab 10 Sekunden vor 6 Uhr runter gezählt, dann knallte es, und ca. 3.000 Läufer setzten sich ganz langsam in Bewegung – ich habe mich sehr weit hinten eingereiht, wohlwissend ich muss meine Kräfte sehr gut einteilen, bloß nicht zu schnell starten.
Es gab um diese Uhrzeit wirklich Zuschauer die uns bejubeln – fängt gut an. Ich sah links ein Schild: nur noch 73 km !!! Echt lustig.
Manchmal hatte ich das Gefühl meine Zehen „schießen“ durch die Schuhe!
Die Läuferschlange bog um eine Linkskurve, es ging bergauf, und ich glaubte es nicht: alle gingen!!! So schnell schon die heftigen Anstiege, gut das ich hinten war und nicht anders konnte, ich muss mit meinen Kräften haushalten… aber wenn ich zuhause erzähle dieser Lauf fängt mit einem „Spaziergang“ an, bekommt man einen falschen Eindruck…. Die Streckenführung im Wald ist sehr eng, plötzlich blieb jemand stehen, fotografiert nach rechts: alle vorbei laufenden schauten auch: in einer Lichtung saht man in der Ferne durch den Frühdunst die Wartburg schon im Sonnenschein – schade das ich keinen Fotoapparat dabei hatte…. Es war kalt und diesig, die Bäume waren nur für uns Läufer am Vorabend und in der Nacht vom Gewitter und Regen frisch gewaschen worden, das Blattgrün schimmert transparent in den ersten Sonnenstrahlen. Dies war der einzige Moment, an dem ich die schöne Gegend bewundern konnte, denn die Wege waren uneben, matschig, voller Geröll, zum Teil gingg es über dicke Wurzeln, sie waren von Treckern ausgefahren, mit Pfützen, sogar Treppen versehen… , und die Anstiege und Abstiege waren so krass extrem! Dies hatte ich zuhause beim Betrachten des Höhenprofils nicht so wahrgenommen.
Jeden Anstieg musste man gehen, es waren nicht enden wollende Berge, und genauso extrem waren die Abläufe, manchmal hatte ich das Gefühl meine Zehen „schießen“ durch die Schuhe :o)
Die Versorgung war echt üppig: ich hatte mir vorgenommen alles Neue auch zu probieren, obwohl im Training nicht versucht – das kann auch nach „hinten“ los gehen;-) Aber heute war sowieso alles anders, also probierte ich alles um unbedingt bei Kräften zu bleiben.
Der erste Haferschleim war viel zu dick, echt ekelig das feeling (obwohl lecker vom Geschmack) – davon konnte ich unmöglich einen 2. Schluck, also warmen Tee und nie lange aufhalten.
Ich hatte mein Finisher-Shirt vom Two Oceans Marathon an, und wurde unterwegs von vielen angesprochen, die selbst dort gelaufen waren, und auch das T-Shirt trugen. So klein ist die Welt, und doch sahen und sprachen wir uns erst hier. Überhaupt kam ich mit vielen Läufern ins Gespräch, sobald man eine Weile im selben Tempo nebeneinander her lief: Die meisten waren schon öfter gelaufen (ein Rentner sieht man ihm nicht an) schon zum 35. Mal!!! - oder hatten zumindest schon viele Ultra Läufe absolviert.
An der Ebertswiese wurden alle ganz besonders freundlich begrüßt: Aus den Lautsprechern ertönte ein überschwängliches: "Herzlich willkommen auf der Ebertswiese!" "Trinken und Essen Sie gern, die Hälfte ist geschafft, stärken Sie sich mit ….. " - und zählt alles auf!
"Wurzelwege" auf dem Rennsteig (Bildquelle: Internet) |
An die anderen Stationen kann ich mich nicht mehr genau erinnern – immer nur an die leckere Verpflegung: Schmalzstullen mit Salz – mega lecker!!!, Wiener Würstchen, vertrage ich eigentlich nicht, warum hatte ich die nur probiert? Es grumpelte anschließend in meinem Bauch. Beim nächsten Stand lieber nur Brühe, und ich probierte noch mal Haferschleim mit Früchten - diesmal war die Konsistenz super und es gab echt Kraft.
Immer wieder Berge!
Und die brauchte man hier! Immer und immer wieder diese Berge – ich kann nicht sagen was schwieriger ist, bergauf oder bergab? Ich hatte die Berge geübt; beim OMTOM (5 Wochen zuvor) war ich den kompletten Chapmans Peek rauf und runter gelaufen, ohne Gehpause, erst beim Constantia Neck fing ich mit Gehpausen an. Aber das hier war echt eine andere Nummer. Berge aufwärts: schnelles gehen, bergab: laufen, das machte Spaß :o) man schaute aber nuuur auf den Boden um nicht zu stolpern.
Die ersten 50 km war das noch lustig, danach schmerzten die Knie, Füße, Waden… vielleicht hatte ich auch die falschen Schuhe. Langsam beschlich mich das Gefühl, vielleicht zu euphorisch an diesen Lauf gegangen zu sein :o( … aber aufgeben wollte ich nicht, jetzt wurde durchgezogen. Die Gespräche wurden weniger, die Kräfte mussten geschont werden. Nach langen steilen Abwärtsläufen war garantiert die nächste Versorgungsstation.
Höchster Punkt: Großer Beerberg (980m) Tiefster Punkt: Marktplatz Eisenach (215m) |
Als es Bier (echtes, mit Alkohol !!!) gab, probierte ich auch das – es verschaffte mir tatsächlich noch mal einen Kick, und ich fühle mich frischer :o) für den Rest der Strecke.
Und der machte wieder Spaß, ab KM 64 ging es nur noch bergab, die Beine liefen von allein, das Tempo wurde wieder wesentlich schneller – jetzt wußte ich, ich schaff´ das!!
Mich ergrief ein Glücksgefühl, dass man nur beim Laufen hat: für einen Moment ´nen Kloß im Hals, Tränen im Blick, und trotzdem nicht zu früh freuen, das Ziel in Schmiedefeld war noch nicht zu sehen, aber schon zu hören. Jeder Zieleinläufer wurde bejubelt, und endlich auch ich :o)))
Die Freude war überwältigend, ich hatte es geschafft: 73,5km in 9:05 Stunden – mir wurde die Medaille umgehängt & gratuliert, ich war total ergriffen und stolz!
Jetzt taten die Beine weh, ich ging ( nein, jetzt schleppte ich mich ) zur Gepäckwiese und fand ganz schnell meinen Kleiderbeutel (sind super einfach numerisch sortiert). Viele Läufer lagen hier und entspannten erst mal, ich setzte mich auch hin und machte ein Selfi (ich mit Medaille). Dies schickte ich kommentarlos an ganz viele Leute. Dann holte ich mir meine Urkunde (AK: 32./Ges.:169.) ab, ließ sie abstempeln, holte mein Finisher Shirt, ein Bier, eine heiße Suppe und duschen. Die berühmte Party im Schmiedefeld fand ohne mich statt;-) Ich war viel zu müde, wollte nur noch nach Hause. Der Shuttlebus der uns nach Eisenach zurück brachte war voll und brauchte ca. 2 Stunden:-( Von dort fuhr ich nach Tabarz in mein Hotel. Es war ein anstrengender Lauf, der wunderbar durchorganisiert war – vom Abholen der Startunterlagen, der Kloßparty, über die Streckenverpflegung (man brauchte wirklich nichts mitnehmen, ganz im Gegenteil: kommt satt ins Ziel :o) bis zur Zielbetreuung! Immerhin trafen sich im Ziel die Halbmarathon-, Marathon-, Walking-, und Ultraläufer.Ich kann den Rennsteiglauf wirklich empfehlen, vielleicht bin ich auch mal wieder dabei ;o)
Meine Trainingskilometer 2017 (1219km bis zum Rennsteiglauf)
KW15: 61km I KW20 88km |
GutsMuhts Rennsteiglauf 2018
Der 46. GutsMuths Rennsteiglauf findet übrigens am 26. Mai 2018 statt. Eine Anmeldung ist bereits möglich;-)
Weitere Infos auf der Homepage des Veranstalters:https://www.rennsteiglauf.de/portal/login/
(Bildquelle: Sporthotel Oberhof) |
Bis bald auf dem Rennsteig;-)))
Text: Rennsteiglied
1. Strophe:
Ich wandre ja so gerne am Rennsteig durch das Land,
den Beutel auf dem Rücken, die Klampfe in der Hand.
Ich bin ein lust'ger Wandersmann, so völlig unbeschwert.
Mein Lied erklingt durch Busch und Tann, das jeder gerne hört.
Refrain:
Diesen Weg auf den Höhn bin ich oft gegangen, Vöglein sangen Lieder.
Bin ich weit in der Welt habe ich Verlangen, Thüringer Wald nur nach dir.
2. Strophe:
Durch Buchen, Fichten, Tannen - so schreit ich in den Tag,
begegne vielen Freunden, sie sind von meinem Schlag.
Ich jodle lustig in das Tal, das Echo bringt's zurück.
Den Rennsteig gibt es nur einmal und nur ein Wanderglück.
Refrain:
Diesen Weg auf den Höhn bin ich oft gegangen, Vöglein sangen Lieder.
Bin ich weit in der Welt habe ich Verlangen, Thüringer Wald nur nach dir.
3. Strophe:
An silberklaren Bächen sich manches Mühlrad dreht,
da rast ich, wenn die Sonne so glutrot untergeht.
Ich bleib, so lang es mir gefällt und ruf es allen zu:
Am schönsten Plätzchen dieser Welt, da find ich meine Ruh.
Refrain:
Diesen Weg auf den Höhn bin ich oft gegangen, Vöglein sangen Lieder.
Bin ich weit in der Welt habe ich Verlangen, Thüringer Wald nur nach dir...
Puh - das hört sich nach einem harten Stück "Arbeit" an;-) Meinen Respekt!
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