31.05.17

Laufanfänger I Vom Bewegungsmuffel zur Volksläuferin



"der-laufgedanke" hat das Ziel, die verschiedenen Facetten des Laufsports zu beschreiben. Zusätzlich sollen hier Anregungen für Aktivitäten sowie Informationen angeboten werden. Jeder stand irgendwann vor seinem ersten "Lauf"! Laufanfänger denken ganz anders über das was uns langjährige Läufer als das normalste und schönste Hobby der Welt vorkommt. Nicht selten bleibt der erste Enthusiasmus nach  kurzer Zeit  "auf der Strecke" (liegen)! 
Die Erlebnisse der ersten (harten) Wochen und die vielen Dinge, an die ein(e) Laufanfänger(in) denken sollte, kann entsprechend nur ein Laufanfänger realistisch beschreiben. Deshalb freue ich mich über diesen aktuellen Post, in welchem Martina Maia ihren Weg -  Vom "Bewegungsmuffel" zur Volksläuferin!  - beschreibt.







Hallo, mein Name ist Martina und bis dato war ich überzeugte NICHT-Läuferin……..

Nicht ganz dem Sport abgeneigt, habe ich schon einiges an Sport ausprobiert; in den jungen Jahren war ich sogar mal aktive Fußballerin, dann habe ich mich durch einige Fitness-Studios durchgeschlängelt…….

Als Frau eines (in meinen Augen) Super-Sportlers fand ich es gar nicht schlimm, immer am Rand zu stehen und mit der Tochter den Papa und Mann bei seinen sportlichen Aktivitäten ( noch aktiver Fussballer und auch sehr guter Läufer) zu unterstützen (so lange ich mich nicht bewegen muss;-)

So auch beim Kölner Brückenlauf 2016….unsere Männer machten sich auf den Weg nach Köln, wir Damen als "Anhang" mit im Gepäck. Nach dem Lauf hatten wir noch ein gemütliches Beisammensein bei Bier und Sekt …… da wirft die liebe Christine mal locker in die Runde „ Mädels, wäre so ein Lauf nicht einmal was für uns ??? Den Womens-Run  (5 km oder 8 km) nächstes Jahr hier in Köln“?????  Mein Versuch es zu überhören scheiterte, nachdem alle anderen Damen zugestimmt hatten und plötzlich alle Augen auf mich gerichtet waren…..oh mein Gott….na klar können wir das machen; 5 km sind ja wohl zu schaffen. Später zu Hause wurde mir erst bewusst, was ich da gesagt hatte…. Ich sah nur das Schmunzeln im Gesicht meines Mannes!!!!!

Ein paar Tage später war ich jedoch voller Elan und wollte dann das erste Mal los…Mit Mann und Tochter ging es ab in den Park, ganz langsam 1min/ laufen - dann 1 min/ gehen. Nach 4-5 min laufen/gehen machte sich im Gehirn schon die ersten Gedanken breit…“lass es doch einfach, Lust und vor allem Luft hast du keine“, aber ich hielt es 10x tapfer durch.
So ging es Woche für Woche weiter, ich quälte mich Meter für Meter immer weiter, stolz auf jede 100 Meter die ich mehr laufen konnte! Wenn nur diese Schmerzen nicht überall in den Füssen und Beinen wären;-) An Stellen, an denen ich nie geglaubt hätte, dass man dort überhaupt Schmerzen haben kann.


Wie soll ich das schaffen?
Das erste Ziel einen km durchzulaufen  war erreicht, dann 1,5 /1,7 …………dann kam nix mehr. Meine Kondition und die Schmerzen (Fuss, Schienbein, Waden)  ließen  einfach nicht mehr zu. Du bist zu schnell meinte mein Mann, du musst langsamer Laufen. Ja klar, noch langsamer….. der hat gut reden. Begleitet von Lob und Zuspruch einiger erfahrener Läufer machte ich auch weiter, lief langsamer und schwupp ich erreichte die 2,3 km. „Yeah läuft bei mir!“……..und wieder Stillstand!  „Das kann und darf doch einfach nicht wahr sein!“ Mittlerweile machte sich in der Truppe der Gedanke breit, gemeinsam am Mini- und Halbmarathon in Lissabon im März 2017 teilzunehmen und das mit einem herrlichen Wochenende zu verbinden. Die Herren 21km und wir Damen 7km. „Meine Güte, nochmal 2km mehr….wie soll ich das schaffen? Ich machte weiterhin gute Miene, aber Frust, Druck und sogar etwas Panik machten sich bemerkbar. 


Frust in der Eifel
Anfang November ging es dann 2 Tage nach Einruhr /Ruhrsee in die Eifel. Unsere Herren nahmen am Lauf über 15km….und…. 2 Mädels der Truppe am 5km Lauf teil. Sprich, ich war die einzige, die nicht lief!!!! Carlos, mein Mann, sah es mir an, dass dies an mir nagte, versuchte mir noch gut zu zureden, dass ich mich nicht so sehr unter Druck setzen sollte!   

TEAM Ruhrsee 2016

Ich sollte mir mal vor Augen halten wie lange ich erst trainiere…. Gut Ding will halt Weile  haben!  Carlos schlug vor: „Wenn wir wieder zu Hause sind überlegen wir uns mal eine Strecke die etwas bergab geht.“ Der Frust aus Einruhr saß tief und Lust hatte ich überhaupt keine mehr:-(  „Ich kann doch eh machen was ich will, ich schaff es nicht.“ Mein Druck wuchs immer mehr.  Ich war einfach nur sauer und enttäuscht und auch diese verdammten Schmerzen hörten einfach nicht auf!

Wieder zu Hause, hatte ich Null Bock auf jegliches Laufen, sogar die Gespräche darüber nervten mich einfach nur noch. Immer wieder der gut gemeinte Rat es langsam anzugehen, aber weiter zu machen…… grrr! „Die haben doch alle keine Ahnung!“……. „Du schaffst es einfach nicht“.  „Warum tu ich mir das einfach an????“   „Weil alle laufen, musst du es auch machen?“ Eine gute Woche war ich mit solchen Fragen beschäftigt.

„Aber  NEIN!!!! Weil ich es will!!!!!!“
Mit kritischen Worten „zerlegte“ Carlos meine „ALDI-Laufschuhe“: „Die sind nix!“ Er überredete mich in einem Laufschuhfachhandel nach passenden Laufschuhen zu suchen. Meine Freundinnen waren völlig schockiert, dass ich mir einen Gutschein für LAUFSCHUHE zum Geburtstag wünschte und verstanden die Welt nicht mehr, dass mein teuerster Schuh im Regal mittlerweile dieser Sportschuh ist ……was normalerweile bei mir ein Manolo Blahnik wäre!

Also anderes Schuhwerk an und weiter……
Ich fuhr mit Carlos 5 km zu einer Strecke die leicht bergab ging. Carlos im Safety-Car immer im Abstand von 1km mir voraus und wartete auf mich. Runtasic an, Musik auf den Ohren und los…..“Denk an was Schönes“, redete ich mir ein, „lass keine Schmerzen zu“, „lauf einfach“…… und ich lief! Schon bald sah ich unser Auto und wusste, der 1km ist geschafft. „Geht’s noch fragte Carlos??“ Mein Daumen ging hoch….weiter ….. ich sah das Auto… 2km….weiter…..der 3km erreicht und ich lief immer noch, Carlos strahlte mich an (ich glaub er war etwas stolz).Bei km4 sah ich schon von weitem, dass Carlos tanzend mir die "Vier" anzeigte. Ich lief vorbei…. „wir treffen uns am Sportplatz“ bei km 5!!!!“ Ich konnte es selber nicht glauben, aber ich hatte es geschafft 5 km zu laufen. Sehr langsam, aber  geschafft. 

Martina (nach dem "Joggers Tod") & Coach Carlos
 
Darauf folgten dann 7 km, auch langsam aber auch die schaffte ich. Mutig  und mit pushenden Liedern auf den Ohren, kam es dann auch schon zum gemeinsamen Lauf von 7km mit der Nachbarin bei eisiger Kälte, Regen und Wind und es fing an mir Spaß zu machen…..ja ich finde es unheimlich gut und spaßig bei schlechtem Wetter zu laufen.


"WIE LANGSAM DU AUCH LÄUFST - DU SCHLÄGST ALLE DIE ZU  HAUSE BLEIBEN"!


YES - Ich war dabei!
Einen Tag vor Weihnachten (mein Geburtstag)  bekam ich von meinem Mann zwei Anmeldungen zu Läufen geschenkt. Früher hätte ich ihm gesagt: „Den Mist hättest Du dir sparen können". Ein Gutschein von Douglas wäre mir lieber!“ …..Diesmal freute ich mich aber auf meine ersten Rennen – in Lissabon & Köln!


Minimarathon (7km) in Lissabon
Ich stand auf der riesigen Brücke des 25. April, 70m über dem Tejo mit 20.000 anderen LäuferInnen (incl. HM) und fragte mich ernsthaft - "wie bist Du hier hingekommen?" Ehrgeiz, Ausdauer  und Training wäre die passende Antwort. Jedoch hatte mich auch noch was anderes dazu gebracht an Volksläufen teilzunehmen. Laufen macht mir mittlerweile einfach Spaß! Ich hätte es mir vor einem Jahr nicht vorstellen können, denn hier  stand ich 2016 und jubelte meinem Carlos zu! Ehrlich gesagt dachte ich damals: "Die Deppen"!

Start Lissabon Halbmarathon & Minimarathon (7km) auf der  Brücke des 25. April

Der Lauf über  die Brücke in die Innenstadt von Lissabon stellte mich noch vor drei überraschende Herausforderungen. 1) Auf den Gitterrosten mit Blick auf den darunterfließenden Fluss zu laufen fiel mir richtig schwer. Ängstlich  richtete ich den Blick nach vorne und war froh als wir wieder "festen Boden" unter den Füßen hatten. 2) Sehr viele der anderen LäuferInnen des Minimarathon nehmen das Rennen gar nicht so ernst. Die meisten Portugiesen nutzen einfach nur die Gelegenheit, einmal im Jahr, auf die Brücke zu kommen  und die tolle Aussicht zu genießen;-) Das geht ihrer Ansicht nach auch im gemütlichen Schritttempo. Bepackt mit Getränken und Grillgut stellt diese Gruppe der "LäuferInnen" ein echtes Hindernis auf dem ersten Kilometer  der Laufstrecke dar;-). 
3) Im Verlauf des kurzen Rennens spürte ich die ungewohnt hohe Temperatur  für Mitte März (im Vergleich zu  Eitorf;-). Zweimal brauchte ich eine kurze Gehpause. Nach 7km kam das  Ziel für mich zum richtigen Zeitpunkt. Glücklich und zufrieden erreichte ich die Ziellinie am Mosteiro dos Jerónimos (Hieronymus-Kloster) und gönnte mir mein erster Finisher-Bier im Schatten!


 http://der-laufgedanke.blogspot.de/2017/03/halbmarathon-lissabon-2017-i-meia.html

Finisher !!! :-)))


TEAM Lisboa 2017


Weitere  Beiträge aus der Rubrik "Laufanfänger":

Link: Laufanfänger I Erfolgreich im Anfängerjahr!

Link: Laufanfänger I Von Wettbewerben und Kuchentheken



Bis bald bei "der-laufgedanke"

3 Kommentare:

  1. Ich bin Mega Stolz auf dich mein Schatz. Mach weiter so

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  2. Schöner Post der Mut macht anzufangen und/oder weiterzumachen!

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  3. Ein guter Kumpel sagt immer: 'Alles besser als Fritten!' Jeden Kilometer, den du läufst, läufst du mehr, als die, die auf der Couch sitzen! Immer weiter so, top!!

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