29.11.17

Ein Barfussläufer in Athen! (Athen-Marathon2017)



Mein Freund Alex hat mir momentan einiges voraus. 42,195km in der zweiten Jaheshälfte. Darüberhinaus hat er, wie ich meine,  eine kluge Entscheidung getroffen und hat sich als Herbstmarathon den absoluten Klassiker - den Athen Marathon ausgesucht. Während ich mich im feucht-kalten Deutschland auf den Siebengebirgsmarathon im Dezember vorbereitete hat er sein Erlebnis "Start in Marathon" berits hinter sich gebracht. Alex ist Barfussläufer - besser gesagt: Er läuft die 42,195km in Laufsandalen. Aus diesem Grund war er in Athen sicherlich besser aufgehoben;-) Wer weiß, ob es am 10. Deuember in Aegidienberg (Siebengebirge) nicht noch Schnee gibt. Heute gibt es es erst einmal den sonnigen Reisebericht von Alex!
  




In diesen Jahr wollte ich unbedingt noch einen großen Lauf - einen Marathon laufen.
Für meinem zweitenMarathon nach Wien  äim Frühjahr, hatte ich mir einen ganz besonderen Lauf ausgesucht. Er  sollte in Griechenland stattfinden. Das Land , wo ich mit meiner Frau eine Zeit lang gelebt hatte. Dort wo wir uns lieben und kennengelernt haben. Welcher grosse Herbstlauf  findet dort statt? Der Athen-Marathon! Die Mutter aller großen Läufe. Start in Marathon - Ziel im Panathinaiko Stadion in Athen. Das Stadion in welchen die ersten olympischen Spiele der Neuzeit 1896 ausgerichtet wurden.

Yes! Ab nach Athen
Das sollte ein Erlebnis werden!
Sehr viel trainieren konnte ich, durch die Geburt meiner Tochter und die damit verbundenen schlaflosen Nächte, leider nicht. Aber Zeiten spielen bei mir eh eine eher hintergründige Rolle.

Die Athener Strecke ist ein Punkt zu Punkt Kurs. Also kein Rundkurs. Während viele Stadtläufe auch halbe Distanzen anbieten, werden hier keine halben Sachen gemacht. Entweder man läuft die 42km oder gar nicht. Am späten Nachmittag fanden allerdings in der Athener Innenstadt 10/5km Läufe statt.


Der Besuch der Messe war natürlich obligatorisch, auch um das erste Rennfeeling zu erlangen. Die Messe befand sich etwas außerhalb von Athen, nahe des Hafens. Eine große Messe mit vielen Ausstellern. Das Angebot reichte von der üblichen Sportnahrung bis zu diversen Sportartikeln. Aber auch Anbieter mit antiken Laufmedailien fand man hier. Naja ich finde ja, eine Medaille sollte man sich verdienen.



Sonntag hieß es dann um  5uhr aufstehen, ab zum Syntagma Platz. Von hier aus wurde der Transport zum Start organisiert.
Ich muss sagen, für griechische Verhältnisse verlief der Transport absolut reibungslos;-)
 
Die Fahrt zum Start führte uns genau an der Strecke entlang die später rückwärtig gelaufen wurde. Ich hatte das Gefühl, dass der Bus stetig bergab fuhr. Im Plan war beschrieben, dass ungefähr 300 höhenmeter bis km30 zu bewältigen waren!
Mir wurde mulmig bei diesen Gedanken alles wieder zurücklaufen zu müssen. Der Bus war ungefähr 50 min unterwegs.

Dann die Ankunft im kleinen Örtchen Marathon. Der geschichtsträchtige Austragungsort der Schlacht 490 v Chr. Zwischen Persern und Athener. Der Boote Pheidippides machte sich damals auf den 40km langen Weg nach Athen, brach nach seiner Ankunft mit der Botschaft νενικήκαμεν „Wir haben gesiegt“ tot zusammen. Der Rest ist Geschichte.
 


Ich fühle mich an diesen Ort dehmütig. Es waren viele Internationale Läufer anwesend. Ich hörte viele Amerikaner und Schweden, zu meiner Verwunderung. Im kleinen Stadion von Marathon brannte die Olympische Fackel. Wer will konnte damit ein Erinnerungsfoto machen. Die Schlange war mir jedoch zu lang, ich bin leider raus. Der Start war in 13 Blöcken eingeteilt. Ich startete in Block 8 mit einer Zielzeit von 4:45. Es sollte am Ende  jedoch mehr werden.
Mein Start war  dann pünktlich um 9:18Uhr.


START ATHEN-MARATHON (Bildquelle: greece-is.com)

Es ging los. Aufregung. Freude. Ich versuchte meinen Puls bei 150 zu halten. Meine Strategie war wie immer folgende: Suche eine/n Läufer/in welche(r) ein gutes  Tempo läuft, was man gut halten kann und häng dich dran, um in den Rhythmus zu finden.
Es klappte gut. Ich wählte zwei nette Finninen aus. Später zogen sie zwar ab. Aber am Ende liefen wir fast zeitgleich ins Ziel.
Das Wetter war traumhaft, Sonne im November und mit 20Grad fast zu warm. Später sah ich viele Kreislauf geschwächte Läufer am Straßenrand, die medizinisch versorgt werden mussten.
Der Versorgung war wirklich sehr gut. Alle 2,5 km eine Wasserstelle. Allerdings wurde das Wasser in 0,5l Flaschen ausgegeben. So gab es immer wieder pitschnasse Straßen. Für einen Sandalen Läufer, mit nackten Füßen wie ich es bin, leider sehr unangenehm. Nasse Füße brachten mir später 3 richtig dicke Blasen ein:-(

Ansonsten die übliche Versorgung. ISO Drinks alle 5km. Bananen, Riegel. Zum Bergfest sogar ein Energie-Gel. Zum Ende Cola, welche man gerne annahm!

Ungefähr bei  KM 5 bogen wir ab, um eine 2 km Schleife zu laufen. Es ging zum Marathon Schlacht Denkmal. Hier berührte mich etwas wirklich sehr: hier standen Kinder und alte Frauen und verteilten an die LäuferInnen frische Oliven Zweige. Diese sollten Glück bringen. Irgendwie berührte mich das so ungemein, dass ich fast vor Emotionen weinen musste. Ich hielt meinen Zweig den gesamten restlichen Lauf in der Hand. Ich wollte ihn nicht verlieren.

Außerdem verhielten sich die Griechen genau so wofür ich sie liebe: Es war ein Volksfest auf allen Straßen. Viele waren unterwegs und feuerten an, was das Zeug hält. Eine Gruppe alter Frauen tanzte am Straßenrand den griechischen Tanz, den wir alle aus Alexis Zorbas kennen. Sie luden zum mitmachen ein. Toll. In meinem Startblock war Zeit sowieso Nebensache. Ankommen! Darum geht es. Das pusht.

Wir liefen am Nea Makri, Rafina,Pikermi vorbei.
Es ging zwar stetig leicht bergauf. Aber dies merkte man kaum.
Halbmarathon-Marke! Noch ging es mir wirklich gut.
Ich erwartete zwischen km 25 & km 30 den stärksten Anstieg.
Tatsächlich - hier beschloss ich ein kurzes Stück zu gehen. Aber irgendwie bemerkte ich diesen Anstieg kaum. Dann ab km30 kamen wir nach Athen, und es ging von nun an immer leicht bergab. Super dachte ich: „Mir kann nichts mehr passieren“! Aber ab km 30 wurde es einfach nur hart. Es zog sich!  Ich musste häufiger gehen. Die Anfeuerungen wurden  mehr, für mich würden Sie leiser. Ich konzentrierte mich voll und ganz auf mein großes Ziel

Ziel im Panathinaiko Stadion (Bildquelle: whyathens.com)

Ich hatte das Stadion fest vor meinen Augen, stellte mir vor, dass es nicht mehr lange dauern würde und ich würde hier einlaufen, wie viele Läufer vor mir seit 120 Jahren. Das half. Natürlich durfte ich mir auch bei diesen Lauf Witze und viel Gelächter anhören, weil ich mit Laufsandallen unterwegs war. Aber das Interesse und Schulterklopfen überwog eindeutig! Auch Läufer in normalen Laufschuhen mussten sich ausdehnen und konnten am Ende kaum noch laufen.

Wolfgangseelauf 2017

Ein Highlight in Athen war noch das Denkmal des gläsernen Läufers. Da fuhr man jahrelang  an diesen Denkmal, vorbei mit dem Bus vom Flughafen, und fragte sich was das darstellen soll, und plötzlich passiert man es als Läufer und alles macht Sinn.
Denkmal des gläsernen Läufers (Bildquelle: emsp.org)


Der letze km: kurz vor dem Syntagma Platz, ging es hinter dem Parlament links rein, Straße runter geradeaus zum Stadion. Vor dem Stadion wartete dann auch meine Frau Jana und Tochter Maja zum anfeuern.

Ziel (Bildquelle: discovergreece.com)




Der Einlauf ins Stadion war dann einfach nur noch ein Erlebniss.
Super geschafft!
Ich war glücklich, über das erreichte!  Eine wunderschöne Medaille in Form des Stadions hatte ich mir regelrecht erkämpft. Meine Erkenntnis aus diesen Lauf: Wenn Marathon dann lieber ein A nach A Kurs.
Glückliche Athen-Reisende 2017

In Athen sollte man mal gelaufen sein. Das war eine tolle Erfahrung für mich.

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