03.11.17

Tide Runners Hamburg I LaufCrew mit eigenem Energiegel!

Derzeit entwickelt sich, vorrangig in den Städten, eine ganz besondere Laufszene: Running-Clubs oder Trainingsgruppen von großen & kleinen Laufläden übernehmen das wöchentliche Angebot an Trainingsprogrammen, dass in der Vergangenheit allein von den örtlichen Lauftreffs organisiert wurde. Daneben gründen sich Lauf Crews, Running Squads oder Running Teams die kaum noch etwas mit den DLV-Lauftreffs zu tun haben! Und trotzdem hat alles ein gemeinsames Motiv: Die Freude am Laufen! Lauf Crews ziehen mehr junge LäuferInnen an, da man sich oftmals an coolen Locations trifft, Sport treibt, aber auch zusammen feiert! Das aus einer Running Crew heraus ein eigenes Eneriegel entwickelt wird ist jedoch ein absolutes Novum! Die "Tide Runners Hamburg" - eine Lauf Crew und junges "Unternehmen" sind Hintergrund einer coolen Story im folgenden Post! 

Tide Runners Hamburg (Bildquelle: Tide Runners)







Jeden Mittwoch um 21:00Uhr sorgen Sie im Hamburger Schanzenviertel dafür, dass die Straße den LäuferInnen gehört. Wenn die Lauf Crew in großer Besetzung unterwegs ist, wird es im kultigen Viertel schon mal eng auf den Wegen:-) Immer, wenn LäuferInnen der Crew beim Hamburg-Marathon starten sorgen Sie für ordentlich Action am Streckenrand und auch „Auswärtsspiele“, wie Marathon-Läufe in anderen Städten werden gemeinsam besucht! Schnelle & weniger schnelle Läufer finden hier ihre Heimat. 

Tide Runners Hamburg (Bildquelle: Tide Runners)


Gemeinsam laufen macht Bock auf mehr! 
Bereits seit einiger Zeit produziert die Crew ihr eigenes Craft Beer, das „Tide Runners Wave Breaker“! Man könnte meinen, dass dies für eine LaufCrew bereits genügend unternehmerisches Engagement sei! Wer dies annimmt kennt die Tide Runners Hamburg nicht! Letztendlich treffen sich hier viele LäuferInnen, die sich über alle Dinge rund um den Laufsport austauschen! Besonders bei den wettkampforientieren Crew-Mitgliedern stand häufig das Thema Energiestoffwechsel im Rennen zur Diskussion! Derzeit gibt es auf dem deutschen Markt bereits eine große Auswahl an Energiegels, Liquids oder Energie-Smoothies - abgepackt in handlichen Tuben (Link: Energiegel). Dies hielt die Tide-Runners jedoch nicht davon ab, sich mit den einzelnen Rezepturen genauer auseinander zusetzen. Meistens standen Magenverträglichkeit und Geschmack der Produkte im Vordergrund! 

Logo (Bildquelle: Tide Runners)

Der Weg zur richtigen Gelformel!
Letztendlich bildet Zucker die Quelle an Kohlenhydraten, die bei Verringerung der körpereigenen Depots (Glykogen), unter körperlichen Belastung,  zugeführt werden muss! Damit wird die Energieversorgung im Rennen gewährleistet und der Fettstoffwechsel (noch etwas) geschont! Wenn man sich etwas genauer mit der Materie beschäftigt stellt man rasch fest, das Zucker nicht gleich Zucker ist!

Zucker ist nicht gleich Zucker
Glukose ist ein kürzerkettiges  Zuckermolekül. Es gibt jedoch auch längerkettige Zucker, wie das Maltodextrin. Welche Bedeutung hat die Chemie der Zuckermoleküle für den Ausdauersport? Ist Zucker einfach verknüpft kann er schnell aufgespalten werden und steht rasch zur Verfügung! Was sich im ersten Moment positiv anhört, zieht jedoch physiologisch folgendes Problem nach sich: In unserem Körper wird nach Zuckeraufnahme das Hormon Insulin produziert, um die Blutzuckerspiegel rasch wieder zu reduzieren. Zucker der schnell verfügbar ist führt zu einem starken Anstieg und einer ebenso starken Absenkung, teilweise unter das Ausgangsniveau! Besser wäre eine Kombination aus verschiedenen Zucker im Energiegel, die unterschiedlich schnell aufgespalten und somit über einen längeren freigesetzt werden! Längerkettige Zucker wie Maltodextrin erfüllen zwar das Kriterium „Langsame Aufspaltung“ führen jedoch trotzdem zu einem raschen Blutzuckeranstieg und anschließendem Abfall!

Mit diesen ersten Erkenntnissen gaben sich die Tide Runners  nicht einfach zufrieden. Die Recherche ging weiter und  somit auch der Einstieg in die Lebensmittelchemie des Zuckers;-) Man identifierte Isomaltulose einen Haushaltszucker wie Saccharose. Die Moleküle von Fructose und Glukose sind bei der Isomaltulose so verknüpft, dass sie langsamer aufgespalten werden! Warum sie den Blutzucker nicht so stark ansteigen lässt, obwohl auch sie im Dünndarm komplett abgebaut wird, ist noch nicht abschließend erforscht. Man geht aber davon aus, dass die stabilere Bindung der beiden Moleküle bei Isomaltulose dafür verantwortlich ist. Die Verdauungsenzyme des Körpers im Dünndarm brauchen länger, um Isomaltulose zu verarbeiten. Dies stellte die Lösung dar. Ideal für den Langlauf geeignet, weil die Energie langsam & stetig abgegeben wird! Für LäuferInnen bedeutet das: Wenn die Glukose nur langsam ins Blut übergeht, bleibt der Blutzuckerspiegel stabiler und dem Körper steht die Energie aus dem Kohlenhydrat über einen längeren Zeitraum zur Verfügung. Die wichtigste Erkenntnis war jedoch, dass der Blutzuckerspiegel durch die Isomaltulose nicht in einen Anstieg und starken Abfall mündete.

Leicht wurde der Weg zum Endprodukt trotzdem nicht! Ein Gel benötigt ein Geliermittel und vegan sollte es auch noch sein:-) Darüberhinaus wollte man definitiv keine Konservierungsmittel einsetzen!

Die LaufCrew im „Feldtest“
Immerhin konnte man mit den Crew-Kollegen schon mal ausprobieren, ob die Isomaltulose das hielt, was sie theoretisch versprach! Rasch waren 100kg weggetestet und die „Tides“ bewerteten das eigene Gel positiv. Je länger die Distanz, desto besser die Wirkung war die Meinung der Test Crew:-)

Zum Ende tauchte doch noch ein Problem auf, welches die renommierten Energiegel-Produzenten bisher wohl davon abgehalten hat Isomaltulose bzw. das Handelsprodukt Palatinose (seit 2007 zugelassen) in Reinform einzusetzen! Palatinose ist schlecht lösbar und reagiert sensibel auf niedrige Temperaturen indem es auskristallisiert:-(

WASSER INS TÜTTCHEN, SCHÜTTELN, FERTIG
Eine Lösung wurde jedoch rasch gefunden! Im Tide Runners Energiegel wird die reine Isomaltulose gemeinsam mit dem pflanzlichen Geliermittel und natürlichen Aromen in Pulverform abgefüllt und vom Läufer erst kurz vor dem Lauf mit Wasser aufgefüllt und gemischt!

WASSER INS TÜTTCHEN, SCHÜTTELN, FERTIG

........ und was sagt die Wissenschaft?
Derzeit gibt es keine wissenschaftliche Studie, die den Effekt des neuen Produktes darstellt! Immerhin haben die Entwickler der Tide Runners Crew mittels einer mobilen Permanent-Blutzuckermessung  (Bluetooth-Sender auf der Haut I Messung über Sensor im Unterhautfettgewebe I Messtechnik von Dexcom) versucht ihre Entwicklung mit eigenen Messdaten zu belegen. 
In diesen Erhebungen zeigt sich, dass in Vergleichsuntersuchungen wie erwartet der Blutzuckerspiegel nach der Einnahme von Glukose stark ansteigt und dann schnell unter das Ausgangsniveau fällt! Nach einer Maltodextrin-Fruktose-Mischung steigt der Spiegel deutlich langsamer an, fällt jedoch auch unter das Ausgangsniveau ab. Sehr erfreulich war, dass durch die Messungen gezeigt werden konnte, dass dies bei der Isomaltulose nicht passierte. Es kam zu einem moderaten Anstieg des Blutzuckerspiegel und keinem nachfolgenden Abfall unter das Ausgangsniveau! 


Beschriftung auf der Box!

Jetzt darf munter spekuliert werden! Durch die Kettenstruktur der Isomaltulose ist die Aufspaltung langsamer und die Energieversorgung über einen längeren Zeitraum gewährleistet. Führt der moderate Blutzuckeranstieg aber auch zu positiven Einflüssen auf den gut trainierten Fettstoffwechsel? Fragen, die in Zukunft sicher genauer betrachtet werden! Die Tide Runners achten jetzt erstmal gespannt  auf die Reaktion der anderen Gel-Hersteller;-)

Eigene Erfahrungen:
Seit kurzer Zeit lag die "coole Box" (Bild) mit den Crew Gel der Tide Runners Hamburg bei uns zu Hause und wartete auf den ersten "Einsatz". Geschmacksrichtung Lemon plus Salz. Salz ist wichtig um die Elektrolytverluste auszugleichen;-) Klar - ohne vorherige Testung wollte ich das Ganze nicht in einem Wettbewerb nutzen!  Zum ersten Mal schüttelte ich mir mein Crew-Gel "Beutelchen" für eine schnelle 10er-Runde. Handling, Geschmackstestung & Magenverträglichkeit standen dabei auf meinem Programm! 



CREW GEL BOX I Tide Runners Hamburg


Handling:  WASSER INS TÜTTCHEN, SCHÜTTELN, FERTIG! Ja - aber:
Es ist wirklich ganz einfach. Man füllt das Beutelchen auf. Es sollte nicht zu prall gefüllt sein und schüttelt es ausreichend lang, bis kein Pulver mehr zu spüren ist. Richtig fühlen konnte ich es nicht - aber ich war mir sicher, dass es ausreichend geschüttelt war, denn es fühlte sich sehr flüssig an;-) Kurz vor dem Trinken habe ich noch einmal den Beutel kurz geschüttelt. Erster Eindruck - angehm! Das Crew-Gel ist in der Konsistenz eher mit einem Liquid-Produkt zu vergleichen und fühlt sich im Mund nicht so schleimig, wie manche Gels an! Es waren aber in der Flüssigkeit noch kleine "Körnchen" des Pulvers zu spüren. Für mich war das nicht dramatisch aber ich hatte das Gefühl, dass es sich tatsächlich noch nicht zu 100% aufgelöst hatte. Ob ich zu wenig geschüttelt hatte???

Geschmack: Das Crew-Gel mit Lemon plus Salz schmeckt nicht säuerlich & nicht salzig. Gegen eine säuerliche Note hätte ich nichts einzuwenden. Ich war ein wenig überrascht, weil es für mich eher ein wenig süßlich schmeckte - nicht sehr aber spürbar. Hätte man mich, nach einer Blindverkostung gefragt, hätte ich gesagt Vanille-Aroma! Mir hat es geschmeckt,-)

Magenverträglichkeit: Dies kann ich nach einer 10 km Runde natürlich nicht abschließend beurteilen. Da ich jedoch in recht flotten Tempo (04:15 Pace) unterwegs war und vorher nicht viel gegessen hatte, lässt sich sagen, dass mein Magen das Crew Gel während der Belastung und danach gut vertragen hat.

30km Trainingslauf (Up & Down)
Der zweite Einsatz des Crew-Gel war bei einem 30km Trainingslauf. Auf der Strecke hatte ich zusätzlich 423Höhenmeter zu bewältigen (Pos. Höhenunterschied 423m I Neg. Höhenunterschied 438m). Morgens hatte ich folgendes gegessen: Knäckebrot mit Gouda, 400ml STARTER von Ultrasports (Sportgetränk mit Protein, Kohlenhydraten) & eine Banane. 
Das Crew-Gel mit Salz habe ich bei km 5, 10, 15 & 20 getrunken (insgesamt 2 Beutel). Der Lauf war anstrengend und am Ende wurden die Beine schwer! Von der Energieversorgung fühlte ich mich gut versorgt. Außerdem habe ich es gut vertragen. Geschmacklich bleibe ich bei meiner ersten Beurteilung - "Ich schmecke keine Zitrone"!

Härtetest 1.0 - Platin(wo)man 2017
Der dritte Einsatz war der erste Härtetest! Beim Platinman 2017 ging es, unter Wettbewerbsbedingungen,  äüber 28,2km und 810 Höhenmetern (Pos. Höhenunterschied 810m I Neg. Höhenunterschied 811m)! 

Morgens hatte ich folgendes gegessen: Knäckebrot mit Gouda, 400ml STARTER von Ultrasports (Sportgetränk mit Protein, Kohlenhydraten), kleines Müsli & eine Banane. 

Das Crew-Gel mit Salz bzw. Koffein habe ich bei km 5, 10, 15, 20, 25 getrunken. Dieses Rennen war eine Schlammschlacht und völlige Ausbelastung. Schwere Beine klar - aber auch hier hatte ich das Gefühl genügend "Treibstoff", durch das Crew-Gel zur Verfügung zu haben. Das Crew-Gel mit Koffein habe ich im letzten drittel des Rennens eingesetzt und gut vertragen!


52% Steigung am Stachelberg ;-) CREW-GEL & es geht immer weiter;-) Platin(wo)man Lauf 2017

Härtetest 2.0 - 7G-Marathon (Siebengebirge)
Um dem Härtetest beim Platin(wo)man noch eine Steiigerung folgen zu lassen, habe ich das Crew-Gel zu meiner alleinigen Energiequelle beim Siebengebirgsmarathon (7G Marathon) erklärt! Am Vorabend hatte ich drei Geltuben mit Salz und drei Geltuben mit Koffein vorbereitet! Energieschub für km: 5, 10, 20, 25, 30, 35!

Meine Mahlzeit am Morgen war wie immer: 400ml STARTER von UltraSports, Knäckebrot mit Gouda & Banane.

Die äußeren Bedingungen waren extrem! 15-20cm Neuschnee, -1Grad & teilweise heftige Böen (Schneekristalle waagerecht;-)



Siebengebirgsmarathon 2017 I Bildquelle: Eventfotografie24

CREW-GEL ON THE ROCKS:-)
Besonders die tiefen Temperaturen machten mir Sorgen, da es ja erläutert wurde, dass die Isomaltulose/Palatinose bei niedrigen Temperaturen auskristallisiert! Zu meiner großen Überraschung war es überhaupt nicht der Fall! Im Laufe des Marathon wurde mein Gelvorrat zwar  kälter, blieb jedoch schön flüssig! Energietechnisch war ich sehr gut versorgt und habe bei den extremen, kräftezehrenden Verhältnisse eine sehr gute Zeit erzielt!

Nach allen Einsätzen gab es nur positive Ergebnisse - Klasse Gel!

Bis bald

1 Kommentar:

  1. Moin Jörg,

    guter Testbericht, gefällt mir. Habe das Crew Gel vor Kurzem einem ähnlichen Test unterzogen und dokumentiert (https://www.bernd-hegemann.de/home/index.php?men=1&v_id=476).

    Viele Grüße

    Bernd

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