15.12.17

Von 0 auf 21,0975 km oder sag niemals NIE !

In der letzten Zeit ging es auf "der-laufgedanke" um Trails und harte Streckenverläufe, die so manchen Laufanfänger Angst und Schrecken einjagen können;-) Jeder hat seine Ziele und für Anfänger kann die erste 5km Runde bzw. Wettkampf schon ein anstrengendes Ziel sein. Mit Freude am Laufen, Ehrgeiz & viel Disziplin kann man seine Leistungsfähigkeit jedoch rasch steigern. Der Gastbeitrag von Diana Siebentritt beschreibt, in beeindruckender weise, was möglich ist, ohne die Rückschläge und "Tiefs" bei den mühsamen Trainingswochen zu unterschlagen! "Sag niemals Nie"! ist auch eine Botschaft an alle diejenigen, welche glauben, dass für sie der Langlauf niemals vorstellbar wäre. Achtung - alles ist möglich!







 






Ich? Laufen? NIE!!!!

Genau das hätte ich noch vor gut einem Jahr gesagt.
Und nun bin ich am 01.10.2017 meinen ersten Halbmarathon gelaufen.
Ich, die ich schon in der Schule beim verhassten Waldlauf immer die besten Ausreden hatte oder die erste Abkürzung genommen habe. Ich, die bei meinen wenigen späteren Laufversuchen nach nur 1 km Blasen gelaufen hatte oder kläglich versagte. 

Wie es dazu kam? Von Anfang an und mit Höhen und Tiefen:

Im Sommer 2016 sind wir mit einer netten Truppe zum Kölner Brückenlauf aufgebrochen. Die Männer gingen an den Start und wir Mädels waren als moralische Unterstützung und zum Anfeuern mitgereist. Nach dem Lauf versuchte Christine, die hier schon über die 5 km Strecke an den Start gegangen war, uns Mädels zum Laufen zu motivieren. Der Plan war im nächsten Jahr beim Women’s Run auf die 5 km Strecke zu gehen. Zwei Gläser Sekt, die Gruppendynamik und meine große Klappe führten dazu, dass ich tönte: „Klar, Mädels, 5km, das schaffen wir!“

Jetzt war es passiert, ich musste mit dem Lauftraining anfangen – irgendwann – denn bis August 2017 war ja noch ewig Zeit…
Also ab und zu mal in den Keller auf’s Laufband. 2-3 km reichen am Anfang und dann wird das schon.

Halbmarathon & Mini-Marathon Reisende in Lissabon I Wettkampf Nr.1
 
Im November 2016 wurde spontan alles anders. Die Männer hatten sich entschieden den Lissabon Halbmarathon zu laufen.  Der Haken an der Sache war, wir Mädels wollten beim Mini-Marathon (ca. 7 km ) starten. Vielleicht sollte ich nun doch mal ernsthaft trainieren.

Also los zu Laufsport Bunert und vernünftige Laufschuhe kaufen, sicherheitshalber gleich 2 Paar. Und ab in den Keller auf das Laufband. Für viele Läufer ist das nicht nachvollziehbar aber für mich war unser Laufband ein Segen. Gerade zu Beginn meines Lauftrainings gab es mir Sicherheit. Ich konnte schlimmstenfalls abbrechen wenn gar nichts mehr ging oder auch mal spontan einen km mehr machen als geplant.

Es lief perfekt, ich konnte mich kontinuierlich steigern – natürlich alles im kleinen Rahmen – und war mächtig stolz auf mich. Bis ich im Dezember 2016 mal eben eine Treppe im Flugmodus nahm und knapp zwei Wochen ein Gipsbein hatte. 

Wild entschlossen im März trotzdem in Lissabon zu starten, gönnte ich mir dann noch eine GPS Uhr (hier nochmal ein Dankeschön an Jörg für seine Beratung) zu Weihnachten. Somit war ich jetzt top ausgestattet – nur mit dem Laufen noch nicht wirklich weiter. 

Bei dem wenigen Training das ich bisher hatte war ich im Januar, als sich alle Bänder wieder erholt hatten, wieder bei Null. Also musste ich jetzt Gas geben und machte den klassischen Anfängerfehler. Steigerung der Trainingsumfänge in zu kurzer Zeit und zudem bildete ich mir ein jedes Mal ein wenig schneller werden zu müssen. Das fanden meine alten Knie gar nicht witzig und vermittelten dies mit heftigen Schmerzen.

Ich wusste es doch immer: „Laufen ist nichts für mich“!  Aber ich hatte ja fest zugesagt und alle anderen Mädels machten tolle Fortschritte. Mich zerfraßen Frust und Ehrgeiz zu gleichen Teilen, ich musste mir etwas einfallen lassen.

Also Plan B!
Kondition aufbauen ohne die schmerzenden Knie allzu arg zu belasten.
Das hieß im Klartext viel Training auf dem Spinning-Rad und dem Crosstrainer und nur einmal die Woche laufen. Was soll ich Euch sagen, Plan B war perfekt. Die Knie hielten und ich konnte sogar meine Laufstrecke langsam etwas steigern.



Dann kam der März und unsere Tour nach Lissabon (siehe ausführlichen Bericht unserer Halbmarothonis). 45.000 Menschen am Start, 7,8 km in 46:25h! Für mich eine unglaubliche Zeit. Adrenalin & Endorphine sind eine wunderbare Droge.

Eigentlich hatte ich damit mein Ziel erreicht und hätte das Laufen einstellen können. Aber nun war ich tatsächlich „angefixt“. Also lief ich weiter und steigerte wiederum die Trainingsumfänge. 

Als großes Team beim Windecker Sommerlauf


Nächstes Ziel war der Windecker Sommerlauf, der sich als absoluter Glücksfall für mein weiteres Laufen herausstellen sollte. Am Start beschlossen Christine und ich den Lauf gemeinsam zu absolvieren. Volltreffer!!!
Trotz hoher Temperaturen schafften wir die knapp 11 km in einer tollen Zeit und harmonierten so gut, dass wir noch an diesem Tag beschlossen uns gemeinsam auf den Kölner Halbmarathon am 01.10.2017 vorzubereiten. 

Trainingspartnerinen I Wettkampf Nr.2
 
HALBMARATHON! ICH? Hatte ich das jetzt wirklich zugesagt? 21 km und ein paar gekrümelte, bisher unvorstellbar.

Was soll ich Euch sagen, schon beim Training hatten wir eine tolle Zeit. Orientiert am Trainingsplan von Herbert Steffny trafen wir uns bis zu viermal die Woche. Eins ist sicher, alleine hätte ich das sicher nicht so perfekt durchgezogen, gemeinsames Training macht einfach mehr Spaß und wir konnten uns gegenseitig motivieren. Zudem habe ich auf diesem Wege nicht nur eine Trainingspartnerin sondern auch eine Freundin gewonnen. Danke dafür, liebe Christine! 

Sightrunning Cologne - ist auch Training!


Während der Trainingsphase absolvierten wir noch den Kölner Zoolauf (10 km, 14.07.2017) und den Kölner Brückenlauf (15 km, 15.09.2017) bei dem auch Sandra mit am Start war, die sich mittlerweile unserer Traininggruppe angeschlossen hatte.

Kölner Zoolauf I Wettkampf Nr. 3
 
Nach dem Kölner Brückenlauf I Wettkampf Nr.4



Dann war es soweit! 01.10.2017, Halbmarathon!
Aufgrund einer unglücklichen Verletzung vom Brückenlauf hatten Christine und Sandra in den letzten drei Wochen ohne mich trainiert. Ein bisschen mulmig war mir jetzt schon. Schaffe ich das trotzdem?


Mit dem Zug nach "Kölle"!

Hochmotiviert fuhren wir mit einer größeren Gruppe am frühen Sonntagmorgen mit dem Zug nach Köln. Als Coach und Motivator hatte Jörg sich für uns drei Mädels zur Verfügung gestellt. Also ab an den Start… und los geht’s!


Halbmarathon Köln I Wettkampf Nr. 5

START :-)
 Von unseren Zeiten her waren wir von Beginn an voll im Plan, auch wenn wir uns aufgrund unterschiedlicher Laufuhren da nicht immer ganz einig waren. Die Stimmung am Straßenrand wurde von Kilometer zu Kilometer besser. Wir waren tatsächlich dabei. Yippieh! 





Leider machte sich bei mir schon nach wenigen Kilometern die Verletzung bemerkbar aber das Adrenalin half. Bis ca. km 18, hier waren die Schmerzen dann so stark, dass ich – auch auf Anraten von Jörg - die anderen ziehen lassen musste. Das war echt bitter!!! Nicht nur physisch, der Moment als ich die drei weglaufen sah, hat mich fast aufgeben lassen. Der Kopf machte jetzt nicht mehr mit und ich spielte kurz mit dem Gedanken einfach stehen zu bleiben. Bei 18 km? Bin ich denn bescheuert, die 3 km schaffe ich jetzt auch noch irgendwie und wenn ich ins Ziel gehe. Kämpfen hieß es jetzt und irgendwie, mit Hilfe der Zuschauer, war auf einmal die Ziellinie in Sichtweite und ein paar bekannte Läufer. Die krieg ich noch, da häng ich mich dran. Hand in Hand liefen wir ins Ziel! Dort erwarteten mich die anderen drei schon. Wir fielen uns glücklich und erschöpft in die Arme. Auch wenn das klingt wie aus einem Kitschroman, genauso hat es sich angefühlt.






UNFASSBAR! ICH HAB’S GESCHAFFT!!! WIR HABEN ES GESCHAFFT!!!

Unser erster Halbmarathon, so genial. Christine und Sandra mit Traumzeiten von 02:12:16 und 02:12:52Mit 02:13:53 konnte auch ich noch unsere Planzeit von 02:15:00 unterbieten.

Wir sind sooooo stolz!

Der Moment!


Nach langer Trainingspause, um die Verletzung komplett auszukurieren, werde ich nun bald wieder mit Christine trainieren können. Und ob ihr es glaubt oder nicht:

Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Halbmarathon, den ich dann hoffentlich unverletzt angehen kann.

In diesem Sinne….Sagt niemals NIE!

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