42,195km - die Coburger sind schuld!
Wer hinterfragt warum gerade wir MarathonläuferInnen auf einer so merkwürdig „krummen“ Distanz laufen, wird schnell auf die Olympischen Spiele 1908 in London stoßen. Bis zu diesem Ereignis war die Marathonstrecke „nur“ 40km lang (Distanz Marathon-Athen). 1908 wünschte das Königshaus der Windsors sich jedoch, dass die Marathonstrecke von Schloss Windsor (START) bis zur königlichen Loge im neuen Stadion (ZIEL) verlaufen sollte. Die Baumeister des Stadions hatten diesen besonderen Wunsch jedoch bei der Festlegung des Baufeldes nicht berücksichtigt:-( Um die Ziellinie genau auf Höhe der Loge platzieren zu können, musste die Strecke entsprechend verlängert werden - auf 42,195km;-) Wahrscheinlich wäre diese Distanz ein einmaliger Ausreißer nach oben geworden, wenn der Wettkampf damals anders verlaufen wäre. Die Dramaturgie des Rennens sorgte jedoch dafür, dass die „krumme“ Streckenlänge zu einer mythischen Zahl wurde: Der Italiener Dorando Pietri ging nämlich mit einem Vorsprung auf die letzten 350 Meter und sah schon wie der sichere Sieger aus. Das Ziel schon vor Augen, brach er jedoch gleich mehrfach zusammen und wurde letztlich von zwei britischen Helfern als Erster über die Linie geschleppt. Die Folge: Pietri wurde disqualifiziert und der US-Amerikaner John Hayes, der es aus eigenen Kraft ins Ziel geschafft hatte, nachträglich zum Olympiasieger erklärt. Nun nahm die Geschichte ihren Lauf! Spätestens mit dem Revance-Wettkampf im Folgejahr waren die 42,195km nicht mehr in Frage gestellt & wir müssen uns seitdem am Ende noch 2,195km länger ins Ziel schleppen;-)
Marathon 1908 (Bidquelle: bbc.co.uk) |
Was hat Coburg mit diesen sporthistorischen Ereignissen zu tun?
Das Haus Sachsen-Coburg und Gotha ist bekanntermaßen ein deutsches Adelsgeschlecht. Durch eine geschickte Heiratspolitik gelangten Mitglieder der Fürstenfamilie aus dem politisch weitgehend unbedeutenden Sachsen-Coburg-Gotha auf eine Reihe europäischer Throne, womit die Familie europaweit Bedeutung erlangte. Den bedeutendsten Thron „besetzten“ Sie, unter dem Namen Windsor, im Vereinigten Königreich! Von daher ist es absolut berechtigt, dass man in Coburg, zur Erinnerung an ihre früheren Fürsten eine permanente Marathonstrecke eingerichtet hat:-)
Bildquelle: Coburger Wintermarathon |
Der Wintermarathon Coburg wird alljährlich, am letzen Sonntag im Januar, als sogenannter Gruppenlauf organisiert! Es soll keine Jagd nach neuen Bestzeiten stattfinden, was aufgrund des anspruchsvollen Profils auch schwer wäre! Insgesamt wird versucht, anhand von Pace-Gruppen, den Marathonlauf als gemeinsamen Event erlebbar zu machen!
Bildquelle: Coburger Wintermarathon |
Sonntagmorgen in Lützelbuch:-)
Am Sonntagmorgen traf sich eine bunte Truppe (ca. 170 LäuferInnen) in der Sporthalle Lützelbuch und wärmte sich noch ein wenig bei Kaffee & Tee auf. Ein wenig Schnee hätte dem Wintermarathon sicher gut getan aber man kann ja nicht jedes Jahr Glück haben (wie 2017;-) Nach einer kurzen offiziellen Begrüßung und dem obligatorischen Gruppenfoto an der Start/Ziel Markierung ging es los! Zu Beginn war der Asphalt der vorrangige Belag. Leicht bergab, durch kleine Vororte & die ersten Steigungen sorgten für unsere Begrüßung an einem kühlen Morgen im Coburger Land! Von Anfang an war es erstaunlich, wie gut das Laufen in einer großen Gruppe ohne Straßensperrungen & Streckenposten funktionierte. Natürlich war das Verkehrsaufkommen am Sonntagmorgen noch gering und die Beschilderung der permanenten Marathonstrecke war einfach vorbildlich!
Bildquelle: Coburger Wintermarathon |
Bildquelle: Coburger Wintermarathon |
Up & Down über windige Höhe und kurze Trailabschnitte
Die anhaltenden Niederschläge der vergangenen Tagen hatten die wenigen Trailpassagen in ein morastiges und glitschiges Terrain verwandelt. Unter diesem Aspekt war es gar nicht so schlecht, dass lange Streckenabschnitte auf befestigten Wegen stattfanden.
Bildquelle: Coburger Wintermarathon |
Nach 9km wartete die erste Versorgungsstelle mit warmen Tee, einem selbstgemachte & legendären Coburger Müsliriegel, freundlichen Helfern und einem tollen Fernblick auf die Coburger Veste (Höhenfestung). Sie war auch im weiteren Verlauf des Marathon eine gut sichtbare Landmarke!
Besonders von den Höhen konnte man die Festung im Auge behalten und wusste, auch als Auswärtiger, wo die ultimative Herausforderung des Rennens noch auf uns LäuferInnen wartete!
Bildquelle: Coburger Wintermarathon |
Bildquelle: Coburger Wintermarathon |
1A Versorgung
Weiter ging es über weitläufige Höhenwege und schöne Abschnitte durch Waldgebiete in Richtung Halbmarathonmarke.
Verpflegungsstellen:
- Kilometer 9: Weichengereuth, Am Schützenhaus
- Kilometer 15: CO-Scheuerfeld, Kreuzung Nicolaus-Zech-Str./Pfarranger bei DCT
- Kilometer 20,5: CO-Beiersdorf, Am Goldbergsee
- Kilometer 27: Dammweg, DAV-Kletterzentrum
- Kilometer 33: CO-Lützelbuch, Bäckerei Weber
- Kilometer 39: CO-Neu/Neershof am Mühlteich
Bildquelle: Coburger Wintermarathon |
Bildquelle: Coburger Wintermarathon |
Bildquelle: Coburger Wintermarathon |
Es gibt in Coburg zwar deutlich weniger Versorgungsstellen (6) als bei anderen offiziellen Marathons, aber das Engagement und die Qualität lässt nicht zu Wünschen übrig;-) Darüberhinaus stand an schönen Streckenabschnitten ein(e) freiwilliger Fotograf(in) und sorgte für ein kostenloses Erinnerungsfoto (Internet/Homepage)! Hier muss man erwähnen, dass es für die Veranstaltung keine Teilnehmergebühr gibt und man seit dem ersten Lauf allein auf die freiwillige Spende der LäuferInnen setzt! Wenn man bedenkt, dass die Organisatoren sich sogar noch um den Bustransfer von „erschöpften und/oder gestrandeten“ LäuferInnen an den diversen Verpflegungsstellen kümmert ist das eine großartige Leistung! Entsprechend intensiv wurden die Spendenboxen gefüllt;-)
Aus der City auf die Veste!
Langsam aber sicher näherten wir uns der Coburger Innenstadt. Die Strecke verläuft natürlich nicht mitten durch die City, aber einige schöne Stellen der historischen Altstadt wurden per „SightRunning“ besichtigt. Vorbei am Schauspielhaus mit genialem Blick auf das Stadtschloss geht es hinein in den Hofgarten. Dieser hat es absolut „in sich“! Der Empfang erfolgte durch einige Trepen und einem langgezogenen Anstieg zur Coburger Veste. Diese liegt 160m über der Coburger City und mühselig ging es ab km 28 stetig nach oben!
Hinter der Burganlage folgte zwar noch einmal ein kurzes bergauf doch danach folgte ein flacher Streckenabschnitt zum entspannen;-)
Bildquelle: Coburger Wintermarathon |
Bildquelle: Coburger Wintermarathon |
Anschließend folgte die Prüfung der mentalen Stärke! In unmittelbarer Nähe des Start/Ziel-Bereiches ging es rechts in 300m zum Ziel, falls man sich mit 33km zufrieden geben wollte;-) Wer die Herausforderung Marathon annehmen wollte lief jedoch weiter geradeaus auf eine ca. 9km lange Schleife.
9km die noch einmal anstrengend wurden!
Vorerst ging es hier bergauf und das Gelände wurde noch einmal „unwegsamer“. Nach einer letzten Passage durch tiefen Morast folgte ab km35 ein Up & Down im Wald und ein letzter heißer Tee nebst Snacks bei km 39.
Zwischen dieser Verpflegungsstelle und dem Ziel lagen „nur“ noch ein langgezogener Anstieg auf Asphalt & das genussvolle bergabgleiten in den Zielbereich! Yeah - das war‘s
In der warmen Halle warteten warme Duschen, heißer Kaffee, Kuchen und zu allererst ein kühles, leckeres alkoholfreies Bier. Ein Prost auf den Coburger Wintermarathon alle Helfer und die Veranstalter! Schön war‘s;-)
Wer diesen Lauf selbst erleben möchte findet weitere Informationen auf der Homepage des Veranstalters:
Coburger Wintermarathon - jedes Jahr am letzten Sonntag im Januar!
Marathonstrecke Coburg (Bildquelle: Info-Flyer Coburg Marathon) |
Höhenprofil Marathonstrecke Coburg (Bildquelle: Info-Flyer Coburg Marathon) |
Nach dem erfolgreichen Start der 12-Ender-Challenge freue ich mich auf den zweiten Teil unter der Sonne Andalusiens. Auf nach Sevilla - Óle!
Bis bald
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