31.05.18

Der richtige Laufschuh I 1000mal probiert und es hat „Boost“ gemacht ;-)

Einer meiner ersten Posts auf „der-laufgedanke“ handelte über das ABC des Laufschuhkaufs. Es ging um den Aufbau eines Laufschuhs - die wichtigsten Komponenten und deren Funktion, Pronation (Überpronation/Supronation), den Laufstil ( Vorderfuß,- Mittelfuß,- Fersenläufer) . Kurz gesagt um alles was man so wissen muss, wenn man auf der Suche nach dem richtigen Laufschuh ist! Im ersten Teil des aktuellen Posts gibt es heute als kurze Einführung eine Wiederholung der wichtigsten Punkte;-) Vor kurzem fragte ich mich, ob diese Basics noch ausreichen?! Die Verwendung neuer Werkstoffe haben den Laufschuhen einen regelrechten Innovationsschub gegeben und mittlerweile wirbt die Schuhindustrie mit Modellen, die uns Energie zurückgeben ;-) „Energie ohne Ende?“ hätte der Post folgerichtig auch heißen können! Leider war der Titel bereits besetzt ;-)








Überpronation trifft auf BarfußläuferIn ;-) Was ist beim Laufschuhkauf zu beachten? 

Beim Laufschuhkauf gibt es einiges zu  beachten, denn es handelt sich nach wie vor um  eine sehr individuelle Entscheidung. Empfehlungen anderer Läufe zu  bestimmten Schuhmodellen können bei der Entscheidung nur eine untergeordnete Rolle spielen.




Checkliste Laufschuhkauf

Geschlecht
 Männer und Frauenschuhe unterscheiden sich!
die richtige Schuhgröße
(daumenbreit Platz vor den Zehen)
Körpergewicht
(wichtig für die ausreichende Dämpfung)
Laufstil
(Vorderfuß-  Mittelfuß- oder Fersenläufer)
Neutral, Überpronation oder Supination

Abweichungen vom Normalfuß
(Hohlfuß, Knickfuß, Spreizfuß)
wie viel Dämpfung

Sprengung
(Erhöhung im Fersenbereich)
Leistenbiegung

Trainings- oder Wettkampfschuh

bevorzugter  Untergrund
(weicher oder harter Bodenbelag)







Laufschuhe wurden in den letzten Jahren permanent weiterentwickelt. Die verschiedenen Komponenten mit verschiedenen Dämpfungs- und Stabilitätssystemen sind heutzutage regelrechte High-Tech-Produkte geworden.



Zwischensohle:
In den späteren Absätzen des Blogs wird auf die neuesten Entwicklungen und Materialien bei der Konstruktion der Mittelsohle eingegangen! 


Welche Faktoren sollten beim Laufschukauf berücksichtigt werden?


Schuhgröße
 Laufschuhe kauft man größer als herkömmliche Schuhe! Die Zehen sollten im aufrechten Stand etwa daumenbreit nach vorne Platz haben. Ein guter Halt sollte dennoch gewährleistet sein.

Laufuntergrund
Eine weitere Frage richtet sich nach dem bevorzugten Laufuntergrund. Es besteht ein Unterschied zwischen dem harten Asphalt auf befestigten Wegen und dem weicheren Waldboden. Entsprechend verändert sich die dämpfende Eigenschaft der Laufschuhe und beim Trailschuh das Sohlenprofil. Eine gröbere Struktur führt zu mehr Halt im unebenen Gelände. Diese Sohle hat auf glatten asphaltierten Wegen jedoch Nachteile, weil Sie eine schlechtere Bodenhaftung bietet. Der Trailschuh hat im vorderen Zehenbereich und an der Ferse, wesentlich stärkere Schutzkappen als ein Straßenlaufschuh.  Ist man bei "Wind und Wetter" unterwegs sind Laufschuhe mit wasserdichter Membran von großem Vorteil.

Laufstil ... äähmm .. ein Fuß vor dem anderen?;-)
Im Rahmen einer professionellen Laufschuhberatung wird der individuelle Laufstil  berücksichtigt. Die meisten Läufer laufen im Rückfußlauf (Fersenlauf.) Dabei setzt der Fuß zuerst mit dem Fersenaußenbereich auf. Der Fuß knickt anschließend leicht nach innen ein (eine gewünschte Pronation!), bis die gesamte Sohle aufliegt.  Danach rollt der Fuß über die Großzehe ab und der Fuß drückt sich wieder ab. Um der starken Krafteinwirkung, beim Aufsetzen auf der Ferse entgegenzuwirken,  haben die meisten Schuhe eine starke Dämpfung im Fersenbereich. 
 
Der Vorfußläufer tritt hingegen beim Laufen zuerst mit den Fußzehen  und Fußballen auf. Die Aufprallhärte ist dabei höher als beim "normalen" Abrollverhalten des Fußes. Dabei nutzt man jedoch das elastische Verhalten unserer Sehnen und der Muskulatur zur Dämpfung aus.
 
Der Mittelfußläufer bewegt sich zwischen diesen beiden Laufstilen. Er zeigt ein geringeres Abrollverhalten als der Rückfußläufer!

Die Frage, welcher Laufstil der "bessere" ist, wurde in den letzten Jahren sehr intensiv geführt. Mittlerweile geben viele Experten den Ratschlag, die verschiedenen Stile sinnvoll zu kombinieren. Das Laufen auf dem Vorderfuß eignet sich sehr gut zum Bergauflaufen und im Sprint.


Wie neutral bin ich unterwegs?
Die Pronation des Fußes ist eine Drehung des Fußes um  die eigene Längsachse. Es ist grundsätzlich eine natürliche Dämpfungsbewegung. Knickt der Fußrand jedoch zu  stark nach Innen  spricht man von einer Überpronation und führt  zu einer  Belastung  der Bänder, Sehnen und Gelenken. Bei der Unterpronation oder Supination geht die Belastung in die entgegengesetzte Richtung. Bei  Neutralläufern ist kein zu starkes Abknicken nach  Innen oder Außen zu  beobachten.






Bildquelle: Bunert.de




Torsion
....... beschreibt nichts anderes als die Verdrehung eines Körpers, welche durch die Wirkung eines Torsionsmoments entsteht. [Quelle: WIKIPEDIA]

Ein Fuß besitzt die ganz natürliche Eigenschaft, sich zu verdrehen. Nämlich vom Vorfuß zum Rückfuß! Durch die Torsion gibt es mehr Halt und Sicherheit auf unebenen Laufstrecken, denn der Fuß passt sich besser schwierigeren Strecken an. Torsionsfähige Laufschuhe sind meist im Mittelfußbereich nicht steif, sondern sehr flexibel in ihrer Verdrehungseigenschaft.
Diese Flexibilität des Schuhs trägt dadurch zum sehr agilen Laufeindruck bei! Diese Eigenschaft wird von erfahrenen Läufern oft geschätzt und auf Straße aber vor allem im Gelände genutzt. Der Schuh (Zwischensohle) passt sich eher dem Untergrund an. Das genaue Gegenteil bietet ein Stabilschuh. Hier sind Elemente verarbeitet, welche die Torsion des Schuh mindern. 
Die Vorteile eines torsionsfähigen Laufschuhs liegen in der allgemeinen Stärkung der Fußes und der Fußmuskulatur. Darüberhinaus hat er eine positive Wirkung auf die Gelenke, wie z.B. Hüft-, Fuß-, Kniegelenke. Er kann durch diese stärkenden Eigenschaften das Verletzungsrisiko reduzieren!  Übergewichtige oder Läufer die an Überpropation leiden, sollten auf stabiles Schuhwerk zurückgreifen, denn dadurch wird das Verletzungsrisiko gemindert. 

Dämpfung - Auf die inneren Werte kommt es an!
Ein guter Laufschuh hält aufgrund seiner robusten Außenmaterialien eine sehr lange Zeit. Bedeutsamer sind jedoch die inneren Werte! Die Dämpfung wird durch den intensiven Einsatz viel schneller leiden und Empfehlungen sprechen von einer Lebensdauer die 800 bis 1200km entspricht.  Das bedeutet, dass man mehrmals (Marathonläufer) im Jahr einen Schuhwechsel vornehmen sollte.  Wer sehr viel trainiert  ist gut beraten, wenn er  mehrere Laufschuhe im Wechsel trägt, da die verschiedenen Schuhtypen den Fuß vor jeweils  unterschiedlich Voraussetzungen und Anforderungen stellen und damit optimal trainieren! 

Um das Fußgewölbe vor den starken Belastungen während des Laufens zu schützen haben die  Laufschuhhersteller verschiedene Systeme entwickelt (synthetischen Schaum, Gel oder Luftpolster). Besonders in der Ferse führen diese "Polster" jedoch zu einer Erhöhung des Fußes. Im Fersenbereich, aber auch im Vorderfußbereich, sorgen diese  für einen gedämpften Aufprall. Eine vollständige Dämpfung wird dabei nicht mehr angestrebt, da man heutzutage dem Fuß die Möglichkeit erhalten möchte, den Untergrund "zu erfahren". 

Sprengung  - Erhöhung im Fersenbereich!  
Die Erhöhung im Fersenbereich  ist ein so markantes Element im Schuhdesign, dass es hierfür einen eigenen Fachbegriff gibt -  die Sprengung!  Die Sprengung bezeichnet die Höhendifferenz zwischen Vorfuß und Ferse. Je höher die Sprengung, desto höher steht die Ferse im Schuh und desto größer ist das Gefälle im Schuh von hinten nach vorne. Kritiker sagen, dass dies ein unnatürliches Laufen darstellt und man wie auf Absätzen läuft. Einer bereits verkürzten Wadenmuskulatur kommt dies zwar entgegen, da es vor Überbelastung und Entzündungen schützt.  Die Ursache (zu wenig Dehnen) wird jedoch nicht  bekämpft;-) Egal, ob die Sprengung bewusst, oder durch starke Dämpfungspolster  im Fersenbereich erzeugt wird, hat Sie Auswirkungen auf den Laufstil. Mittlerweile hat sich der Trend zu deutlich geringerer Sprengung durchgesetzt!


Bildquelle: bergzeit.de I sprengung-bei-laufschuhen-was-bedeutet-das-eigentlich?


In den letzten Jahren wurde verstärkt das Barfuß-Laufen propagiert. Dieser Philosophie und die negativen Aspekte einer hohen Sprengung hat die Schuhindustrie aufgegriffen und bei verschiedenen Schuhmodellen auf eine erhöhte Ferse verzichtet. Bei Dämpfungs- und Stabiltätsschuhen besteht  das Dilema, dass man durch die starke Fersendämpfung bisher eine höhere Sprengung akzeptieren musste. Nicht mehr minimalistisch sondern fast schon "soviel wie möglich" lautet das Credo bei manchen Schuhherstellern, welche mehr als die doppelte Menge des EVA-Schaums in die Sohlenkonstruktion einbringen. Diese Modelle dämpfen wie kaum ein anderer Schuh und haben eine Sprengung von 2 bis 6 mm (Marke: HOKA) oder sogar 0 mm (Marke: Altra). Die Schuhe wirken oft sehr klobig und man ist regelrecht verblüft, wenn man das geringe Gewicht bemerkt. Die Entwicklung von neuen Baustoffen bzw. die Weiterentwicklung bekannter Kunststoffe hat ebenfalls einen Beitrag dazu geleistet, gut gedämpfte Schuhe mit geringer Sprengung zu produzieren!

Nach dieser mehr oder wenigen theoretischen Einführung geht es nun an das Herzstück eines jeden Laufschuhs  der Zwischensohle. Hier hat sich in den letzten Jahren vieles entwickelt und die Laufschuh-Hersteller haben mit neuen Materialien und/oder Konzepten den Markt in Bewegung gebracht;-)


Alles EVA oder was?!
Ethylenvinylacetat - kurz EVA war jahrelang der Dauerbrenner unter unseren Sohlen. Die Zwischensohle eines Laufschuhs sorgt in der Regel für die optimale Dämpfung! EVA bot sehr gute dämpfende Eigenschaften, ließ sich gut verarbeiten und galt lange Zeit als leichter Werkstoff! Dieses Material hat für die Funktion eine große Bedeutung. Da im Schaum bereits Luftbläschen  eingeschlossen sind trägt es zur Dämpfung bei. Weiterhin ist es sehr flexibel! Zusätzlich lässt es sich in unterschiedlicher Dichte aufschäumen, wodurch verschiedene Härtegrade produziert werden können.

In der einfachsten Form wird EVA durch die Kombination von zwei Arten von Kunststoff hergestellt. Im nächsten Schritt erfolgt das sogenannte „expandieren“ - dies bedeutet das aus dem Kunststoff ein Kunstoffschaum wird. In der Zusammensetzung und der weiteren Verarbeitung gibt es viele Varianten, welche das Zwischensohlenmaterial entsprechend der Ansprüche eingesetzt.


Temperatursensibel :-(
In seiner bisher verwendeten (Rein)Form ist EVA jedoch ein Material welches seine Eigenschaften unter Temperatureinfluss verändert. In der Kälte wird es härter und bei sehr warmen Temperaturen wird es weicher, was am Ende zu schlechteren Dämpfungseigenschaften führt! 
Aus diesem Grund forschten die Entwicklungsabteilungen der Laufschuhkonzerne schon seit langem nach „neuen Formeln“ um aus bekannten Polymeren (Kunststoffen) bessere Qualität „herauszukitzeln“ oder neue Materialien in den Markt einzuführen um der Konkurrenz eine Nasenspitze voraus zu sein :-)


Alles eine Frage des Gewichts?!
Die Gewichtsreduzierung von Laufschuhen, spart Energie, die der Läufer in höheres Tempo umsetzen kann. Pro 100 Gramm gespartem Gewicht bei Laufschuhen wird der Sauerstoffbedarf um ein Prozent reduziert. Die einzige Frage: Ist dies für den Freizeitsportler von Bedeutung;-)

........ und es hat Boost gemacht!
Mittlerweile wurde durch eine Kooperation von Adidas und der BASF eine Neuentwicklung präsentiert, die eine deutliche Gewichtsersparnis beim Material ermöglicht und mit ganz neuen Qualitäten, dem Läufer ein dynamischeres Laufen ermöglichen soll!


ADIDAS  ULTRABOOST


Ein vollkommen neuer, geschlossenzelliger Partikelschaumstoff. 
Polyurethan (PU) (Handelsname:  Infinergy™ ) heißt der Werkstoff und in seiner festen Granulat-Form bildet er als sogenanntes thermoplastisches Polyurethan die Grundlage für den Aufbau einer Zwischensohle mit neuartigen Eigenschaften.  Zunächst einmal muss das Granulat „gesprengt“ werden ;-) Daraus entstehen PU-Kapseln. Ca. 2500 dieser Kapseln werden zu einer Mittelsohle verdichtet! Was aussieht, wie die Dämmung an der Hausfassade ist ein Element, dass im Schuh für hohe Werte bei der Energierückstellung (siehe unten) sorgt! Dank seiner geschlossenzelligen Struktur nimmt Infinergy wenig Wasser auf. Wie der Ausgangsstoff TPU zeichnet es sich darüber hinaus durch eine gute Bruchdehnung, Zugfestigkeit  und Abriebbeständigkeit aus. An Infinergy™ fällt vor allem sein hohes Rückstellvermögen auf, das u.a. auf die geschlossenen Zellen des Schaums zurückzuführen ist! 

Definition Rückstellvermögen:
Der Rückstellwert ist eine besondere Materialeigenschaft bei Laufschuhen: Je höher der Wert umso besser wird Energie vom Schuh zurückgegeben! Der Kunststoff kann angeblich Läufern helfen, mehr Energie von einem Schritt zum nächsten mitzunehmen:-)

Sein hohes Rückstellvermögen verliert Infinergy auch nicht bei Dauerbelastung. Außerdem bleibt Infinergy – anders als andere Schäume – auch über eine weite Temperaturspanne hochelastisch und weich!

Gesamtpaket Fuß und Schuh 
Das federnde Gefühl bei Laufschuhen ist jedoch nicht für jeden angenehm. Anscheinend ist es auch nicht für jeden Fuß die perfekte Lösung: Ein „weicher“ Fuß mit einem weniger stabilen Quer,- und Längsgewölbe benötigt eine andere Mittelsohle als ein „harter“ Fuß mit gut trainierten Strukturen!
Für den „weichen“ Fuß ist eine Sohle mit weniger Energieverlust besser als für den „harten“ Fuß!

Biomechaniker erläutern den Effekt folgendermaßen: Der menschliche Fuß reagiert auf unterschiedliche Sohlenhärten. Ist die Sohle eines Schuhs weicher, wird die Fußmuskulatur meist härter. Ist der Schuh aber härter, versucht der Fuß selbst mehr abzufedern. Im Ergebnis führe das dazu, dass Gesamtpaket Fuß und Schuh insgesamt immer ähnlich viel abfedern!

Einen guten Hinweis geben die Experten aus der Biomechanik auch noch! Es kommt immer darauf an, dass man sich im Laufschuh wohl fühlt! Kommt einem irgendwie bekannt vor;-)

Forschung sagt JA - ABER?
Untersuchungsergebnisse einer kanadischen Forschungsgruppen zeigten, dass Sportler, die vor dem Lauf ihren Schuh als komfortabel beschrieben, die besten Leistungen ablieferten. Was jedoch die einzelnen Athleten als komfortabel beschrieben, das war höchst verschieden.

Eines ist bei den meisten LäuferInnen jedoch gleich ausgeprägt - der Wunsch nach einer optimalen Dämpfung!  Beim Laufen wirken beim ersten Bodenkontakt Aufprallkräfte auf den Körper ein, die dem 2- bis 3-fachen des Körpergewichts entsprechen. Diese Dämpfungsfunktion erfüllt beim Laufschuh die Zwischensohle: Die vom Läufer generierte kinetische Energie wird während der Landephase innerhalb weniger Millisekunden aufgenommen und während der Abdruckphase teilweise wieder an den Läufer zurückgegeben (Rückstellkraft siehe oben). Hohe Elastizität und Deformationsfähigkeit des eingesetzten Materials steigern dabei die Effizienz. Bisher standen LäuferInnen allerdings vor der Wahl, entweder harte, elastische Wettkampfschuhe oder aber sehr weiche, stark dämpfende Trainingslaufschuhe zu tragen!

„Neue“ Technologien brauchen coole Namen ;-)
Seit Einführung von Energy Boost (Adidas) ist ein regelrechter Hype um den „Bounce“ (federnd, wippend) in der Mittelsohle entstanden. Während Adidas mit Boost in allen Zwischensohlen wirbt zeigt Nike mit React deutlich Flagge! ASICS ist bereits länger mit Flytefoam im Markt! Die Firma Brooks beruft sich mit der DNA-AMP ebenfalls auf eine Zusammenarbeit mit der BASF!  Freshfoam heißt das aktuelle Zwischensohlenmaterial von New Balance.  Saucony nennt sein innovatives Basismaterial Everun. Technisch mutet dagegen das Mittelsohlenmaterial U4icX in der Wave-Konstruktion von Mizuno an;-)

Wo kommt die Innovation her?
Einige Anbieter erläutern die Begriffe ihrer „Marketingabteilung“ genauer und bieten einen Blick ins „Innenleben“ der Zwischensohle. Bei anderen Anbietern bleibt jedoch  unklar mit welchem Kunststoff die Zwischensohle konstruiert wurde! 

In einem Markt, indem es mittlerweile kaum mehr schlechte Qualität bei den einzelnen Herstellern gibt, kommt es immer mehr auf „Kleinigkeiten“ an! Der Weg zum leichteren, dynamischen Laufschuh kann über verschiedene Wege erfolgen: „Additive verhelfen bekannten Werkstoffen zu neuen Eigenschaften, das Mischen von Polymeren führt zu interessanten Blends. Manchmal gelingen Fortschritte mit Verarbeitungsverfahren, die bisher anderen Materialien vorbehalten waren: Für den jüngsten Spross der BASF-Schaumstofffamilie wurde die Expertise des Konzerns in der Partikelschaum-Technologie mit der Kompetenz für thermoplastische Polyurethane kombiniert.“

Im folgenden gibt es eine Auflistung einiger großer Anbieter und eine Erläuterung der jeweiligen innovativen Lösungen bei der Fortentwicklung der Zwischensohle: 

Brooks 
Levitate heißt soviel wie „schweben“ Entsprechend offensiv geht die Firma mit seinen neuen Zwischensohlenmaterial in den Markt: Das neue Modell Levitat besitzt eine komplett neue Mittelsohlentechnologie - die sogenannte DNA-AMP. Diese wurde für größtmögliche Energierückgewinnung konstruiert. Elastopan, ein speziell für Brooks entwickeltes Polyurethan stammt ebenfalls von der BASF! Ob es sich um eine parallele Entwicklung zum Boost Material (Handelsname:  Infinergy™ ) von Adidas handelt oder ob es das selbe Material mit anderem Handelsnamen ist lässt sich nicht genauer recherchieren ;-)  Folgende Definition stammt aus dem Internet: Elastopan ® ist ein mehrkomponentiges Polyurethan-(Schaum)System der BASF Polyurethanes und lässt sich auf allen Dosiermaschinen verarbeiten. Elastopan ® ist prädestiniert für die Produktion hochwertiger Zwischensohlen


Asics
Während Adidas und Brooks mit dem thermoplastischen Polyurethan Materialen mit neuen Eigenschaften einführten haben sich die Entwickler im Asics-Forschungszentrum Kobe auf die Weiterentwicklung der bewährten EVA-Zwischensohle konzentriert. EVA galt bislang als leichtes Material und geriet durch die Einführung von gewichtsparenden Materialien ins Hintertreffen. Eine Entwicklung zu einem Lightweight-EVA zeigte den Nachteil, dass es weniger Formstabilität aufwies! Durch den Zusatz von Additiven (75% Kevlar/25% PET) konnte dieser Nachteil ausgeglichen werden und Flytefoam war geboren! Erstmals eingesetzt im Meta Run - dem Premium Laufschuh der Marke, ist er heute in allen Zwischensohlen bei Asics Laufschuhen „verbaut“! 

ASICS KAYANO 25


Der Weg zum Flytefoam wurde durch die kontinuierliche Veränderung des herkömmlichen EVA bestritten und zeigt exemplarisch, wie Laufschuhhersteller in den letzten Jahren geforscht haben, um leichtere Schuhe (Zwischensohlensohlenmaterialien mit besserer Energierückgabe zu entwickeln! 

Vergleich EVA / Lightweight EVA (Bildquelle: Handout Running Camp by Carsten Eich)



Vergleich EVA / Lightweight EVA / Flytfoam. Bspl.  für die Weiterentwicklung bekannter Werkstoffe (Polymere) durch Zugabe von Additiven  (Bildquelle: Handout Running Camp by Carsten Eich)gen



Vergleich Lightweight EVA/ Flytefoam Auswikung auf die Formstabilität (Höhe) der  Mittelsohle (Bildquelle: Handout Running Camp by Carsten Eich)

Weiche Landung auf vielen Gelkissen:-)
Ergänzt wird die Fortentwicklung der Zwischensohle durch die bekannte Gel-Dämpfung. Das ASICS GEL™-Dämpfungssystem setzt sich aus verschiedenen GEL™-Komponenten zusammen. Sie bestehen aus ermüdungsfreiem Silikonmaterial, was zu einem dauerhaft hohen Rückstellpotenzial der GEL™-Komponenten bei Druckbelastung führt. Diese Materialträgheit soll die Abrollbewegung beim ersten Bodenkontakt stabilisieren. Zudem sind ASICS GEL™-Kissen unter der Ferse, unter dem Grosszehengrundgelenk und im Ballenbereich platziert, in den Bereichen höchster vertikaler Belastung bei Landung und Abdruck! Durch die extrem geringe Materialdicke von maximal 4 Millimeter geht Asics davon aus, dass durch die flache Konstruktion Gewicht eingespart wird  Gleichzeitig wird auch der Bodenkontakt erhöht und das Verletzungsrisiko durch Umknicken verringert. 

Ob die Gelkissen im Vergleich zum ultraleichten Kunststoffschaum tatsächlich noch als „Leichtgewicht“ durchgehen darf jedoch in Frage gestellt werden!



ON
Newcomer sind die „Ons“ schon lange nicht mehr - aber sie fallen immer noch aus dem Rahmen! Betrachtet man die Schuhsohle zum ersten Mal, glaubt man sofort die Anekdote, dass die Entwickler anfänglich mit zerschnittenen Gummischläuchen unter der Sohle experimentiert haben. Mittlerweile ist der „Unterbau“ ein regelrechtes High-Tech-Produkt und hat bereits die ein oder andere Überarbeitung erfahren!
Alle Schuhe der Marke On-Running sind mit einem speziellen Dämpfungssystem ausgestattet. Die charakteristischen Hohlräume der "Cloud-Tec"-Technologie versprechen eine weiche Landung, die vertikale wie auch horizontale Stöße abfangen soll. Werden die Hohlräume durch das Körpergewicht zusammen gedrückt, greift die wellenartige Struktur in den Hohlräumen ineinander. So wird die Sohle deutlich fester und bietet genügend Halt, um ein kräftiges Abstoßen möglich zu machen. Mit diesem speziellen Konzept ist es anscheinend nicht so bedeutend, dass man den neuesten Kunststoffschaum verarbeitet. Klare Hinweise auf den verwendeten Kunststoff konnte ich entsprechend nicht finden;-



Hoka 
Darf es etwas mehr EVA sein ?? Das haben sich die Gründer des Labels Hoka One One überlegt! Als Berg,- und Trailläufer wollten sie den optimalen Schuh für kraftvolle, schnelle Läufe entwickeln, welche beim Bergablaufen eine maximale Dämpfung garantieren! Die Schuhe waren anfänglich, zumindest optisch gewöhnungsbedürftig ;-) Viele LäuferInnen nahmen an, dass Sie auf einer megadicken Sohle laufen! Stattdessen sinkt der Fuß regelrecht in die Sohle ein, welche dadurch für zusätzliche Stabilität sorgt! Meta-Rocker nennt sich die außergewöhnliche Sohlenkonstruktion, die sich durch eine geringe Sprengung und einen gebogenen Außensohlen-Radius kennzeichnet. 

Hoka Elevon



Der Aufbau der Zwischensohle aus EVA, der für die Oversize-Dämpfung der Schuhe verantwortlich ist, weist ein gegenüber herkömmlichen Laufschuhen bis zu 2,5-mal größeres Volumen auf. Dieses bietet eine starke Dämpfung und ermöglicht das Einsinken des Fußes, sodass sich das weiche Material dem jeweiligen Fuß anpasst. Bei Hokas denken viele, dass der Schuh recht schwer sein muss. Sehr überrascht reagiert der kritische Betrachter, dass der Schuh, trotz der Optik, leicht daher kommt;-)


Bildquelle: Homepage Hoka


NIKE
Mit Epic React präsentiert NIKE ebenfalls ein „neues“ Zwischensohlenmaterial, welches leichter sein soll & ähnlich wie das Boost-Material eine höhere Rückstellkraft aufweisen soll! Informationen über die verwendeten Materialien findet man leider keine:-( Bisher wurde Lunarlon-Schaumstoff (LunarEpic - hier ebenfalls keine genauen Angaben zum verwendeten Kunstoff) verwendet. 


Nike REACT "weich, federnd, leicht, langlebig" - Werbetafel im Laufschuhladen


Was ist Lunarlon? ..... und was ist im NikeReact verbaut?!
Bei der Nike Lunarlon-Technologie kommen speziell konzipierte Schaumstoffe
mit unterschiedlicher Dichte zum Einsatz, die ultraleichte, sportspezifische Dämpfung garantieren – für ein weiches und dennoch federndes Tragegefühl.“ 
„Das Dämpfungssystem der Lunarlon-Mittelsohle besteht aus zwei Teilen: einem weichen, aber dennoch robusten Schaumkern, der die Aufprallkräfte verteilt, und einer Phylon-Schaumhülle mit hoher Dichte, die den weicheren Kern umschließt, und so für einen aufprallabsorbierenden Effekt sowie Stabilität und Halt sorgt.“

Recherchiert man im Internet den Begriff Phylon (-Schaum) stößt man schnell auf das „gute alte“ Ethylenvinylacetat - kurz EVA;-) Die Lunarlon Zwischensohle besteht also aus EVA mit einem weichen Kern! 




Noch weicher, noch leichter & noch mehr Energierückgabe!
Der neue Nike React soll noch weicher sein – um genau 11 %. Der Schaumstoff, (was immer es ist)  ist nicht nur wesentlich weicher als der Lunarlon-Schaumstoff des LunarEpic, sondern er sorgt auch für 13 % mehr Energierückgabe.
Der Schuh ist 5 % leichter als sein „leichter“ Vorgänger.  Wenn Nike uns jetzt noch veraten würde, was sich hinter/in der der neuen wunderbaren Mittelsohle verbirgt wäre es noch besser;-)

Anscheinend hat man das bisherige Mittelsohlenmaterial durch eine Komposition verschiedener Kunststoffe, Polymere und Additiven weiterhin verbessert. Folgende Aussage würde diese Ansicht unterstützen: 
 Drei Jahre lang tüftelten die Chemiker von Nike an neuen Materialien und Entwicklungsmethoden. Nach 400 verschiedenen Kombinationen hatten sie schließlich die revolutionäre Lösung gefunden: Nike React.

SAUCONY 
setzt neuerdings die EVERUN Topsole ein, die eine kontinuierliche Dämpfung und eine verbesserte Energierückgewinnung verspricht. Hierbei spricht SAUCONY davon, dass sie die Dämpfung „näher“ an den Fuß heranbringen. Statt die Dämpfung, wie bei den anderen Laufschuhen, in die Mittelsohle zu platzieren, hat SAUCONY eine dünne 3mm „Sohle“ (Everun/ Topsole) aus Dämpfungsmaterial direkt unter den Fuß eingebaut! Im Gegensatz zu konventionellen Dämpfungssystemen soll der Dämpfungskomfort auch bei längerer Belastung nicht nachlassen, da das EVERUN nach jedem Schritt wieder in seine ursprüngliche Form zurückkehren soll. Das innovative Dämpfungskonzept verteilt den Aufpralldruck besser und sorgt für eine weiche Landephase. Everun soll dabei drei mal länger als traditionelles EVA halten und wesentlich weniger temperatursensibel sein. Leider findet man keine Hinweise auf den Baustoff, oder ob EVA in modifizierter Form (Additive) verwendet wurde.



Bildquelle: Homepage Saucony


Bei der Dämpfung mit dem neuen EVERUN System gibt es zwei Varianten: Einen Schuhg mit Full EVERUN Dämpfung und einen Laufschuh, der  nur das EVERUN  Material in der "Topsole" besitzt.  Bildquelle: Homepage Saucony



MIZUNO
Auf der Welle „surfen“
MIZUNO kombiniert weiterhin die typische Wave-Dämpfung mit einer hochwertigen EVA-Dämpfung. Seine Dynamik erhält MIZUNO von der sogenannten Wave-Platte, die sich beim Abrollen ineinander verschiebt und die aufkommenden Kräfte in eine vorwärts gerichtete Bewegung umleiten soll. Zusätzlich erhalten der MIZUNO Schuhe dadurch eine gute Stabilität im Mittelfußbereich, die auch eine leichte Überpronation ausgleichen soll. 


Bildquelle: Homepage Mizuno

Bildquelle: Homepage Mizuno

Für jeden Fuß die richtige Welle
So wie jeder „Surfer“ auf die perfekte Welle hofft, bietet Mizuno derzeit vier verschiedene Wave-Versionen an: Parallel Wave (Stabilität, Dämpfung) Infinity Wave (zwei parallele Wave-Platten mit Dämpfungskissen dazwischen für optimierte Stabilität & Dämpfung), Fan-shaped Wave (Variation der „Wave-Höhe“ um Dämpfung & Stabilität weiter zu erhöhen) Double Fan-shape Wave (Höchster Level bei Unterstützung & Dämpfung)




NEW BALANCE
Was sich genau hinter FRESHFOAM verbirgt konnte ich auch nach unzähligen Recherchen auf diversen Homepages und Beurteilungen der NEW BALANCE Laufschuhe nicht herausfinden! Es ist ähnlich wie bei NIKE. Die Qualität der Schuhe, wie Leichtigkeit, Rückstellkraft, Dynamik wird in den höchsten Tönen beworben und von der Fachpresse wiederholt, ein Einblick in die „inneren Werte“ wird jedoch nicht gewährt:-) Am Ende habe ich auf der amerikanischen Homepage des Unternehmens doch noch Hinweise auf die Entwicklung des Zwischensohlenmaterials gefunden. Hier ist vieles sehr genau beschrieben und  es werden Einblicke in die technischen Abläufe gewährt. Es handelt sich um ein EVA Material, welches durch diverse Kompositionen und verfahrenstechnische Abläufe zu der Qualität wurde, die man wünschte:

"to work at the most nitty-gritty level" ;-)
„In 2013, New Balance lit a rocket under the hard-core performance running market by introducing Fresh Foam, the ultimate refinement of material tech and structural finesse. Two elements in particular make Fresh Foam truly exceptional. First is the EVA compound. Thanks to modern technology, New Balance were able to work at the most nitty-gritty level to adjust the chemical properties and achieve the necessary characteristics. The fine-tuned formula produces a foam both springy and stable. The raw material is then injection moulded in a heat press; in addition to moulding the soles, this second round of cooking makes the material lighter and springier. Second is the three-dimensional structure of the sole, or the mould itself. Using modern computer modelling and design software, the midsoles use convex and concave shapes to create different zones, altering levels of compression and resistance under impact.“



Auf zwei Dinge wird besonders hingewiesen, weil Sie nach Meinung des Unternehmens für Stabilität, Dynamik & Komfort von besonderer Bedeutung sind: Das die Zwischensohle aus einem einzigen Schaumstück  entwickelt wurde sorgt für einen komfortablen Lauf. Die Zwischensohle des New Balance FRESH FOAM 1080 v7 soll mit ihren hexagonal-förmigen Kammern eine hohe Dämpfung und ein stabiles Laufgefühl sichern und durch die Anordnung der Sohlenelemente für Energierückfühung sorgen!



Ich hoffe, dass ihr einen guten Überblick erhalten habt und demnächst euren neuen Laufschuh aufgrund seiner "inneren &  äußeren Werte" auswählen könnte!
Am Ende könnt  ihr euch immer  an den Rat der  Wissenschaft halten (siehe oben):

Man muss sich im Laufschuh wohlfühlen ;-)

Bis bald


1 Kommentar:

  1. sehr interessante Meinung. Außerdem laufe ich sehr gerne und weiß, wie wichtig es ist, dass die Schuhe bequem sind.

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