23.05.19

RENNSTEIG SUPERMARATHON 2019 I Ein Marathon mit 31 km langem "Anlauf"!

Wie kann man den legendären „Rennsteig Supermarathon besser erklären“?!

Ein Marathon nach einem 31 km langen Berglauf oder besser noch: Ein Trailmarathon mit anschließendem „Auslaufen“ über 31km zum „abkühlen“! Der Westfale würde verstehen wenn ich sagen würde: Den berühmten „Hermannslauf“ (31,1km) & noch einen Marathon hintendran  ;-) Am Rhein denkt man sich: Das ist doch fast zweimal der RHEX (Rheinsteig Extremlauf 35km)! Bei uns im Siegtal könnten wir viereinhalb Etappen auf dem Natursteigsteig Sieg von Siegburg bis nach Herchen laufen - nonstop;-) Egal wie man es erklärt, es ist eine extrem beeindruckende Strecke und es bleibt genauso unglaublich, wenn man die harten Fakten in nüchternen Zahlen zum Ausdruck bringt: Distanz: 73,9km / Anstiege gesamt: 1874 HM Abstiege gesamt: 1386 HM = Höhendifferenz (+/-) gesamt: 3260 Höhenmeter ! Das war/ist der Rennsteig Supermarathon :-) Dieses Event hatte mich schon lange begeistert ! Wie es mir dort erging lest ihr in meinem aktuellen Post.



Beschre




Wikipedia schreibt: Der „Rennsteig ist ein etwa 170 km langer Kammweg sowie ein historischer Grenzweg im Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge und Frankenwald. Außerdem ist er der älteste und mit etwa 100.000 Wanderern jährlich der meistbegangene Weitwanderweg Deutschlands.“


BeschreibungBeschreibung

Der Rennsteig ist ein etwa 170 km langer Kammweg sowie ein historischer Grenzweg im Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge und Frankenwald. Außerdem ist er der älteste und mit etwa 100.000 Wanderern jährlich der meistbegangene Weitwanderweg Deutschlands. Wikipedia Rennsteig ist ein etwa 170 km langer Kammweg sowie ein historischer Grenzweg im Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge und Frankenwald. Außerdem ist er der älteste und mit etwa 100.000 Wanderern jährlich der meistbegangene Weitwanderweg Deutschlands. Wikipedia

Der Rennsteiglauf gilt, in der Traillaufszene, als die kultigste und größte Crosslaufveranstaltung Europas! Diesmal trafen sich um die 16.300 LäuferInnen und Wanderer, um auf einer der Trail-Strecken zu starten.




Strecken:

Neben dem Supermarathon (2026 TeilnehmerInnen) gab es einen Marathonlauf (3249 TeilnehmerInnen),  und einen Halbmarathon (6768 TeilnehmerInnen).  Daneben waren auch noch Wanderer auf der Strecke unterwegs!


Perfekte Organisation !
Die Marathonis starteten in Neuhaus am Rennweg und liefen von dort aus nach Schmiedefeld! Die Ultramarathonis starteten hingegen in Eisenach und kamen somit aus der entgegengesetzten Richtung zur Ziellinie nach Schmiedefeld!  Alle LäuferInnen und Wanderer optimal zu versorgen stellte somit eine riesige logistische Herausforderung dar! Dafür gaben 1800 freiwilligen Helfer alles,  und das im wahrsten Sinne des Wortes ;-) Was hier alles „serviert“ wurde war unvorstellbar: der legendäre Haferschleim - kurz „Schleim“ genannt;-), Schmalzbrote („Fettbemme“), Würstchen, Leberwurst, Äpfel, Bananen............ Wahnsinn !


"Dine around" auf 73,9km - Wurstbrot, Schmalzbrot ("Fettbemme"), Schleim, Schoki......fehlt noch was ?! (Bild: Kevin Voigt -Rennsteiglauf Impressionen)


Der Mythos lebt!

Dabei fing alles einmal so klein an:

  • Der erste offizielle Lauf fand am 12. Mai 1973 als 100-km-GutsMuths-Gedenklauf statt. Mit ihm sollte an den Pädagogen Johann Christoph Friedrich GutsMuth erinnert werden. Damals liefen vier Teilnehmer eine Strecke von knapp 100 Kilometern von Eisenach bis Massenberg

  • 1975 fand der Rennsteiglauf erstmals als Wettkampf statt! Damals zählte man bereits 974 TeilnehmerInnen. Neben dem 50-Meilen-Lauf (82 km) wurde für Frauen eine zweite Strecke mit 38 km Länge eingerichtet. 

  • Der Rennsteig-Lauf entwickelte sich rasch zur größten Veranstaltung des Breitensports in der DDR.

  • Seit 1997 hat der Lauf seine heutige Länge. Diese musste jedoch 2017 nach einer Neuvermessung „nach oben“ korrigiert werden (73,5 km statt 72,7 km ;-)



„Der Schleim sei mit dir“
Beim Thema „Verpflegung“ gebührt einem Gericht eine besondere Erwähnung! Das international bekannte „Porridge“ hat hier einen regelrechten Kultstatus! In Thüringen pries man es etwas profan mit „Schleim“ an den Verpflegungsstellen an ;-) Das hatte sicherlich damit zu tun hat, dass dem Veranstalter bewusst war, dass sich diese „Powermahlzeit“ unter UltraläufernInnen einen legendären Status erarbeitet hat! Egal mit wem ich mich im Vorfeld unterhielt, jeder gab mir den Tipp: „Greif unbedingt beim Schleim“ zu! Der Haferbrei wurde an den Verpflegungsstellen in einer etwas anderen Version serviert ;-) Unterschiedliche Konsistenzen aber auch Rezepturen mit Himbeeren oder Blaubeeren verfeinert machten den „Schleim“ zur Energiemahlzeit mit Überraschungseffekt;-)


Nicht gesucht und doch gefunden :-)
Leider kann man nicht jede(n) Läufer(in) für solch eine Wahnsinnsstrecke begeistern;-) Umso glücklicher war ich, dass ich jemanden gefunden hatte, der die Begeisterung für dieses herausfordernde Lauf-Abenteuer mit mir teilte! Hochmotiviert traf ich mich mit Sandra in Eisenach, um das 73,9 km lange Trail-Abenteuer zu starten:-) Der gleiche Ehrgeiz, ein wenig Abstimmung untereinander (per e-mail) und eine gemeinsame 7-Rheinbrücken Challenge in Köln mussten uns zur Vorbereitung reichen! Das Training wurde von jedem individuell geplant! Unsere Erfahrungen reichten bisher bis zu Ultra-Strecken von ca. 54km;-) Da gab es natürlich noch einen großen Bereich „Neuland“ zu entdecken ;-) Diese Partnerschaft auf der Laufstrecke“ hat perfekt funktioniert und half die Tiefs im Verlauf des Rennens zu überwinden :-) 




#rennsteigläufersinddiehärtesten



Klöße statt Pasta!
Das Abenteuer Rennsteig-Supermarathon begann für uns auf dem Eisenacher Marktplatz. Hier holten wir am Vortag unsere Startnummern ab und sonnten uns noch ein wenig vor dem Veranstaltungszelt! Dort fand auch die obligatorische „Kloßparty“ statt. In Thüringen läuft es beim „Carboloading“ tatsächlich etwas anders ab;-) „Klöße statt Pasta“ war das Motto! Vom angepriesenen Schwarzbier haben wir uns am Freitag jedoch „ferngehalten“, denn dies sollte mein Lohn im Ziel werden!



Yummy ;-) Thüringer Klöße mit Gulasch & Rotkohl


Am nächsten Morgen standen wir bereits frühmorgens 05:30 Uhr an der Startlinie auf dem Marktplatz in Eisenach und fieberten dem Start entgegen! In den letzten Minuten bis zum Startschuss schalte der Schneewalzer durch die Straßen und zum Start ertönte traditionell das Rennsteiglied aus den Boxen ;-) 



🎼 „....Diesen Weg auf den Höhen bin ich oft gegangen. Vöglein sangen Lieder.
Bin ich weit in der Welt, habe ich verlangen, Thüringer Wald nur nach Dir.“ 🎶
(Rennsteiglied)


05:30 Uhr - Wir sind bereit!








Die Lautstärke in Eisenach hielt sich dabei deutlich in Grenzen! Vermutlich wollte man die Einwohner in der Innenstadt, so früh am Samstagmorgen, nicht unsanft aus dem Bett werfen ;-))) In Oberhof, im Startbereich der Halbmarathonis, wurden die Lieder in einer deutlich intensiveren Lautstärke geboten!


Das Trail-Abenteuer startet!
Nach dem Startschuss ging es einige hundert Meter durch die Eisenacher Altstadt! Ein kurzer Gruß an Martin Luther auf seinem Denkmalsockel am Karlsplatz! „Anstrengungen machen gesund und stark“ soll er gesagt haben! Dann steht er ja hier an der richtigen Stelle und kann sich Jahr für Jahr an den vielen UltraläuferInnen erfreuen;-)
Schon erreichten wir den Aufstieg zum Rennsteig. Nun ging es für sehr sehr lange Zeit (25km) stetig bergauf! Nach einigen Kilometern gab es jedoch, an einer Lichtung, einen wunderschönen Blick auf die Wartburg! 


Kräfte schonen!
Wir wollten von Anfang an kräfteschonend laufen, um nach hinten heraus genügend Reserven für diese lange Strecke zu bewahren! Leichter gesagt als getan ;-)



Es geht bergauf!


....bergauf....



......... und immer weiter bergauf!


Ein Fotostopp musste einfach sein! Wartburg im Frühnebel!


Die ersten Anstiege waren gut zu bewältigen und in unserem Umfeld „marschierten“ nur vereinzelt LäuferInnen. Nach 15km änderte sich dieses Verhältnis und wir waren bereit der „Schwarminteligenz“ zu folgen und marschierten an den steileren Passagen mit! Spätestens bei den langen und steilen Rampen zum Großen Inselsberg (916 m) waren wir alle „Marschierer“!



Großer Inselsberg (916m)


Unendlichen Weiten ;-) Schmiedefeld wir kommen!!!


Der erste große Berg war bezwungen und die nächsten Ziele wurden in kleinen Portionen definiert: die nächste Verpflegungsstelle, die Marathonmarke, Kilometer 54 beim Grenzadler (hier wartete meine Frau Christine:-) und danach in  „5 km-Päckchen“ immer immer weiter! Zwischendurch wurde nebenbei der höchste Punkt der Strecke (Großer Beerberg / 980m) überquert !
 



🎼 „.... Durch Buchen, Fichten, Tannen so schreit ich in den Tag, begegne vielen Freunden, sie sind von meinem Schlag. Ich jodle lustig in das Tal, das Echo bringt's zurück. Den Rennsteig gibt's ja nur einmal und nur ein Wanderglück🎶
(Rennsteiglied)





Diesen Weg auf den Höh'n bin ich oft gegangen, Vöglein sangen Lieder.
Bin ich weit in der Welt habe ich Verlangen, Thüringer Wald nur nach dir.


Dauert es noch lange ? :-))))


An der Verpflegungsstation „Ebertswiese“ (37,5 km / 720 m) war die Hälfte der Strecke geschafft. Nach der obligatorischen Portion Schleim und kühlen Getränken hatten wir noch Zeit für ein „Halbzeitbild“ im Sonnenschein!






Verpflegungsdorf Ebertswiese - Halbzeit !


Meist ging es durch den Wald. Dabei trafen wir auch schon mal auf anspruchsvolle Wurzelwege, unzählige Anstiege, jeden möglichen Untergrund (weich, matschig, steinig), tolle Aussichten, viele & sehr engagierte freiwillige HelfernInnen, kleine Verpflegungsstellen & wahre „Verpflegungsdörfer“ sowie die stets wachsame thüringische Bergwacht! ALLES war super organisiert! Nach diesem Tag auf dem Rennsteig ist für mich absolut nachvollziehbar, dass dieses Laufevent bei den Umfragen von Marathon4You zum fünften mal in Folge Spitzenplatz belegte!
 






- Photo crasher on Tour! - (Bild: Joey Stangenberg)
"Bist du nicht der Joey?" Einmal zurückgeschaut & schon in einer Instagram-Story gelandet ;-)))

Immer wieder gab es nette Gespräche auf der Strecke, denn nach etlichen Kilometern auf dem Steig bewegte man sich in einer überschaubaren Gruppe von Menschen. Mal überholte der eine und wurde später wieder eingeholt oder andersrum! 





Wurzelwege (sehr selten)  zur Abwechslung!





#rennsteigläufersinddiehärtesten - Immer noch! (Bild: Sandra Koller)

Großer Beerberg 62,2 km


Besondere Highlights wurden auch schon mal von den „Alten Hasen“ der Strecke angekündigt! So liefen wir, ziemlich am „Limit“, den vermeintlich letzten langgezogenen Anstieg vor Schmiedefeld hoch, als uns ein Thüringer im Laufschritt erläuterte: „Das ist der „Bierberg“ („Bierfleck“)! „Dreimal darfst Du raten, was die für uns bereithalten!“
Meine Antwort, dass ich das Schwarzbier lieber als „Finisher-Bier“ genießen möchte stieß natürlich auf völliges Unverständnis;-)))







Das schönste Ziel der Welt!
Endlich ging es „nur“ noch bergab :-) Aber selbst das ist nach über 70km kein „Selbstläufer“ mehr! Wir erreichten Schmiedefeld und kamen quasi durch den „Hinterhof“ ins Dorf! Die Schmiedefelder feierten uns, bereits vor der Ziellinie, mit „Kind & Kegel“ und nach einem letzten kurzen Anstieg erkannten wir die Zielbögen! Auf dem ersten stand in großer Schrift: „Das schönste Ziel der Welt ist Schmiedefeld“! In diesem Moment verstanden wir, dass dem nichts zuzufügen war! Um uns herum jubelten die Menschen. Dahinter lag der riesige Festplatz und ein regelrechtes Wohnmobil-Dorf! Als wir die Ziellinie überquerten war es ein Wahnsinnsgefühl. Wir hatten die 73,9km „gerockt“ !


YEAHHHHHHHHHHHHHHHH !!!



Sehen wir nicht gut aus  ??? (Bild: Sandra Koller)



EINFACH NUR HAPPY !!!


Ohne größere Probleme - wie geht den sowas ?!
Für mich war es sehr überraschend, dass man eine solche Distanz mehr oder weniger ohne große körperliche Probleme oder mentale Tiefen laufen kann! Muskulär hatte ich keine Probleme. Mental gab es kein echtes „Tief“! Allein mein Magen rebellierte zwischen km 60 & 68. Die Ursache ist mir nicht klar, aber am Ende ging es wieder! Ich hatte mein bewährtes Energiegel im Einsatz & habe an den Verpflegungsposten den guten "Schleim" genossen. Vielleicht war es etwas zu viel des Guten;-) Eventuell hatte es auch etwas mit meinem Atemrythmus zu tun. Nachdem ist zwei bis dreimal stark "aufstoßen" konnte, fühlte ich mich auf den letzten Kilometern regelrecht "befreit" ;-)

Es war auf jeden Fall gut mit jemanden gemeinsam zu laufen! Ich war zwar noch nie so fokussiert und ruhig wie bei diesem Rennen (Sorry Sandra ;-) aber wenn es darauf ankam konnte man sich gegenseitig, mit aufmunternden Wort oder Lächeln, Unterstützung leisten! 

Auf dieser Distanz zeigte sich jedoch ganz deutlich, wie sehr ein Rennen „im Kopf“ beeinflusst wird! Ich war immer nur auf das nächste Zwischenziel fokussiert und hatte mir die Strecke, wie erwähnt, in kleine „Portionen“ eingeteilt ;-) „Stück für Stück“ liefen wir immer weiter und der Gedanke war nie: „Oh jeh - jetzt sind wir schon so lange unterwegs“ sondern „ Es sind nur noch ....km!
Eine Zeitziel hatten wir nicht fokussiert und am Ende waren wir  „Mega-Happy“, dass wir mit 08:53:50 Std. unter der 9 Stunden Marke geblieben waren! 

Auf der Strecke und im Zielbereich wurden wir natürlich perfekt von unseren Partnern unterstützt! Glücklich und Zufrieden gab es dann doch noch ein Thüringer Schwarzbier und ich kann euch sagen: Es war soooo lecker;-) !


Mein Schatz, meine Medallie, mein Bier & Ich ;-))))))


EIN PAAR SCHÖNE BILDER VON DER STRECKE UND UNS KOMMEN IN DER NÄCHSTEN WOCHE NOCH HINZU! DAS FOTOTEAM MÜLLER ARBEITET GERADE DARAN, ALLE BILDER ZU SORTIEREN! ALSO SCHAUT NOCH MAL VORBEI!



 

Weitere Informationen über die Läufe auf dem Rennsteig könnt ihr euch auf der Homepage des Veranstalters informieren. Hier gibt es auch detaillierte Streckenbeschreibungen:









Bis bald

3 Kommentare:

  1. Schöner hättest du es nicht beschreiben können ! Der Haferschleim hat mir auch dieses Jahr wieder das Leben gerettet 😁 ein, für viele sehr wichtiges Detail, hast Du aber vergessen: die Nutellabrote beim Supermarathon :-)
    Toller Bericht ! Liebe Grüße Christiane

    AntwortenLöschen
  2. Ein superschöner Bericht, bei dem man gleich Lust bekommt, dort mitzulaufen👌🤩🏃‍♀️🏃‍♀️

    AntwortenLöschen
  3. Herzlichen Glückwunsch. Da hätten wir uns ja fast gesehen. Bestimmt bin ich irgendwo im Hintergrund ein roter Klecks auf einem der Fotos. Grüße aus Potsdam, Daniel

    AntwortenLöschen