04.09.19

EigerUltraTrail E51 / 51km mit +3100 Höhenmetern

Ein Ultratrail-Trippel - das ursprünglich gar keines werden sollte und warum Wettkampf nicht gleich Wettkampf ist! I Teil 1



 Wie kommt man denn auf so eine Idee? Wie immer machte ich mir bereits im September des Laufjahres 2018 Gedanken über die Jahresplanung für das anstehende Jahr. Durch die sozialen Medien war ich schon sehr früh auf den HuBuT (Hunsbuckelultratrail) aufmerksam geworden. Dieser findet Mitte August am Hunsrück statt und bietet verschiedene Strecken, unter anderem auch eine Ultrastrecke mit 66 km inkl. Querung der berühmten Geierlay Brücke. Eine frei hängende 360m lange und 100 m hohe Brücke - die muss ich sehen, ich muss da hin! So entschied ich mich also für den "Longtrail" und buchte somit frühzeitig Wettkampf Nr. 1 - nicht wissend dass es das Finale eins einmonatigen Ultratrail-Trippels werden sollte. Ansonsten waren neben dem Wien Marathon im April und dem Rennsteiglauf-Supermarathon keine weiteren Läufe gebucht und auch nicht geplant. Bis ich im Mai dann eine Nachricht von meinem Trailkumpel Tom bekam. Er hatte einen Startplatz für den EigerUltraTrail E51 Couple abzugeben, da seine ursprüngliche Laufpartnerin ausfiel. Ich überschlug. Dieser findet genau 4 Wochen vor dem HuBuT statt. Das geht und außerdem bekomme ich so eine Chance bestimmt nicht so schnell wieder! Ich übernahm den Startplatz für die E51 Mixed-Couple-Wertung für Mitte Juli. Einige Wochen später, wieder waren die sozialen Medien „schuld“. Wurde ich "Opfer" des klassischen "hab ich mich gerade wirklich angemeldet?!" - Ich las nur "Gletscher Querung, geil! Das muss man mal gemacht machen!" und so schob ich spontan noch den PitzalpineGlacierTrail P45G mittig zwischen Eiger und HuBuT. Jeweils nur 2 Wochen zwischen den Events. Ob das ein Fehler war? Vielleicht? Vielleicht auch nicht!






EigerUltraTrail E51 / 51km mit +3100 Höhenmetern
Die Anreise in die Schweiz übernahmen Tom und ich schon am Freitag, da wir am Wettkampftag keinen Stress mit Startnummernausgabe und Kontrolle der Pflichtausrüstung verbringen wollten. Ehrlich gesagt war ich schon morgens fix und fertig, da mein Zug ausfiel und ich den Anschlusszug somit verpasste - das fängt ja schon gut an, kann also nur besser werden! Wir beziehen unser Quartier in Grindelwald und machen uns auf den Weg zum Startbereich um unsere Startnummer abzuholen und uns dem Pflichtausrüstungscheck zu unterziehen. Wir treffen uns mit einigen bekannten Läufern zur gemeinsamen Pastaparty.

Höhenprofil

20. Juli - Its Raceday!
Um 4:30Uhr, samstags klingelt er also, der Wecker. Gefühlt habe ich gar nicht geschlafen, mich tausendmal hin und her gewälzt und fühle mich daher noch nicht ganz so frisch. Ich krabbel´ aus dem Bett und mache mich direkt fertig, bandagiere meine Füße, das mache ich immer vorsorglich gegen Blasen und springe in mein Raceoutfit. Währenddessen stopfe ich mir 3 Scheiben Hefezopf und eine Banane rein. Wir machen uns pünktlich gegen 5:30 Uhr auf, Richtung Start - gute 2 Kilometer Fußmarsch (mit einigen Höhenmetern zum wach werden) liegen vor uns bevor wir um 7:00 Uhr nach ertönen des EigerUltraTrail-Liedesnach dem Startschuss von Grindelwald aus auf die Strecke geschickt werden.


Kurz vor dem Start des EigerUltraTrail E51 - wir sind bereit!


Die ersten Kilometer führen auf der Dorfstraße durch die Ortschaft, einige Zuschauer sind um die Uhrzeit schon wach und feuern uns entsprechend an. Eine leichte Steigung begleitet uns, bis wir nach guten 2 km auf die erste Engstelle treffen. Stau! - ab hier geht es für die nächsten 10 Kilometer, meist auf engen Singletrails, stetig bergauf. Schon im ersten Aufstieg merken wir, dass es meinem Teampartner nicht so leicht fällt mit der Steigung in entsprechender Höhe umzugehen und es deshalb nicht so läuft wie geplant. (Ich habe die Möglichkeit direkt in den Alpen zu trainieren, das zahlt sich wohl jetzt aus) Ich drossel das Tempo etwas und wir laufen gemeinsamen in die erste Verpflegungsstelle ein.



Linkes Foto: www.alphafoto.com



Da wir in der Couple-Wertung als Team laufen ist es wichtig, dass wir die Zeitmessung zusammen überqueren. Nach kurzer Stärkung geht es weiter. Ich fühle mich super und habe so richtig Bock auf die kommenden Trails! Das Wetter ist perfekt und die Aussicht lässt ebenfalls keine Wünsche offen. Wir schauen, dass wir weitestgehend zusammenbleiben und nehmen wieder etwas Fahrt auf. Es geht zunächst etwas flacher, dann leicht Bergab auf einem breiten Forstweg/Wanderweg. Danach wieder Bergauf über enge Singletrails, teils abenteuerliche und wunderschön Strecken-Abschnitte wie z.b. dem Zugang zur Verpflegungsstelle am First, dieser ist für uns Läufer nur über den sogenannten "Cliff Walk" zugänglich. Das ist eine Art frei hängender „Weg“ am Fels entlang. Wer Höhenangst hat, der hat jetzt definitiv ein Problem!


Foto rechts: www.alphafoto.com


Wieder eine kurze gemeinsame Stärkung am Verpflegungspunkt. Es geht weiter auf einem breiteren Schotterweg. Vorbei an zwei wunderschönen Seen mit Bergpanorama imHintergrund. Der Anblick raubt sogar mir den Atem. Ich kenne die bayerischen Alpen - aber so etwas habe auch ich noch nie in Real gesehen. 


Bachalpsee auf dem Weg zum Faulhorn


Die nächsten Kilometer ziehen sich. Ein leichter Anstieg an dem ich meinen Laufpartner verliere. Ich beschließe oben auf ihn zu warten. Da ist er! Super kann also weitergehen. Es folgt ein technisch anspruchsvoller Abstieg, bis wir vor dem Aufstieg zum "Faulhorn" stehen – was für ein Brett! Ich höre andere Läufer schimpfen, denke mir aber: „Hey genau dafür sind wir doch hier?!“ Langsam schieben wir uns also Bergauf – jeder in seinem Tempo - ich verfalle dabei in eine Art Trott und kann den Aufstieg deshalb problemlos, mit Hilfe meiner Stöcke bewältigen. Angekommen auf dem Gipfel! Dieser ist mit knappen 2600m der höchste Punkt des Rennens und liegt genau auf Hälfte unserer Strecke. Wir haben also bereits 25km geschafft! 

Ausblick vom Faulhorn  // Schneefelder im Downhill


Der Ausblick ist herrlich, ich mache ein paar Fotos, bevor es nach kurzer Stärkung im Downhill über kleinere Schneefelder und wieder schmale Wege weiter in Richtung Schynigeplatte geht. Bei mir läuft es, ich genieße den Lauf, bei meinem Partner eher weniger, er überlegt kurz auszusteigen, entscheidet sich dann zum Glück aber doch anders. Zwischenzeitlich habe ich das Gefühl in einem anderen Land zu sein – da sich die Gegend so unterscheidet. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir einen angekündigten „Hotspot“ an der SchynigePlatte. Hier warten einige Leute und feuern die Läufer an. Bei Events in den Bergen hat man, im Gegensatz zu Straßenläufen sehr wenig Zuschauer – diese müssen ja auch auf den Berg hoch. Deshalb bündelt sich das oft da, wo Bergbahnen auf den Berg hochführen. Es geht weiter steil bergab, so steil, dass die Oberschenkel brennen und steinhart werden. Eigentlich lasse ich im Downhill einfach laufen, was durch andere langsamere Läufer oft nicht möglich ist. Durch die Vielzahl schmaler Singletrails ist das überholen oft überhaupt nicht, nur unter Kamikaze-Aktionen möglich oder vom Veranstalter sogar verboten. Ich bremse also permanent, das bekomme ich jetzt langsam zu spüren. Jeder Schritt tut weh.
 
                                                                                                                                                                                          
Trail zur Schynigeplatte // Wegmarkierung


Wir decken uns an der nächsten Verpflegung mit allem wichtigen ein, setzen uns kurz, beobachten die anderen, sehen einige Läufer des E101, die mittlerweile schon hart an Ihrer CuttOff-Zeit kratzen. Machen uns dann gemeinsam mit einigen anderen auf den Weg "nur noch 10 km Downhill„ Oh das klingt nach Spaß... und vor allem Schmerzen! Der letzte hatte Abstieg Richtung Burglauenen hat es nochmals richtig in sich, viele große Wurzeln und steile enge Serpentinen-Wege.
Ich versuche mein Tempo zu finden und jeder läuft jetzt in dem für sich passenden. Sogar ein kurzer knackiger Gegenanstieg wartet auf uns - der wäre jetzt wirklich nicht mehr nötig gewesen! Oben angekommen setze ich mich keuchend mitten in den Weg und sehe nur einige Meter neben mir einen Mitarbeiter der Bergwacht im Gras sitzen, der mich ganz verwirrt anschaut – kurzer Austausch – „Alles in Ordnung – ich warte auf meinen Teampartner!“ Kurze Zeit später sehe ich ihn schon im Anflug. Wir laufen das letzte Stück bergab wieder gemeinsam und freuen uns beide sehr als der Downhill endlich vorbei ist! Von hier sind es noch 6 Kilometer bis ins Ziel. Es geht bis Grindelwald zunächst leicht bergauf, ist aber gut laufbar. Wir kommen an unserer Unterkunft vorbei und wissen genau, nur noch knappe 2 km, dann haben wir es geschafft. Aber! Wir wissen auch, ein echt fieser allerletzter Anstieg wartet noch. Egal, wir haben es ja fast geschafft! Endlich wieder auf der Dorfstraße angekommen laufen wir unter Jubel, der jetzt vielen Zuschauer, in Richtung Ziel und biegen kurze Zeit später schon in den Zielkanal ein. Wir schauen uns an und müssen beide lachen! Nur noch über die Rampe runter ins Ziel, ich nehme seine Hand und reise sie nach oben! Geschafft! Als Team! Wir haben den EigerUltraTrail E51 bezwungen, gemeinsam! 
                                                         
                                                                                                                                    
Linkes Foto: www.alphafoto.com // Zieleinlauf + Medallie

 
Als Medaille bekommt jeder Finisher „ein Stück vom Eiger“, ein Stück Stein zum Umhängen! Das baumelt keine 10 Sekunden nach dem Zieleinlauf schon um unsere Häls. Wir sind Stolz und müde. Aber vor allem Stolz! 

Fazit zum Rennen: Das war mein allererster Wettkampf, den ich als Teil eines zweiter-Teams bestritten habe. Ich habe unterwegs viel gelernt, über mich und darüber was es heißt als Team, zusammen mit einem Partner zu starten, sich zu 100% aufeinander einzulassen, zu verlassen, für einander dazu sein, wenn es darauf ankommt und es bei einem Läufer nicht so läuft wie geplant! Auch mal einzustecken und seinen Ehrgeiz hinten anzustellen, wenn es nötig ist. Gemeinsame tolle Momente und Augenblicke zu teilen und sich am gemeinsamen Erfolg zu erfreuen.
Der EigerUltraTrail ist ein unfassbar tolles Event das ich jedem Trailläufer mit alpinen Erfahrung nur ans Herz legen kann. Panoramageier kommen hier wirklich voll und ganz auf Ihre Kosten. Nach dem Lauf geht es mir prima, keine Wehwehchen und kein Muskelkater, auch die kommenden Tage nicht. Alles prima! So kann es also weitergehen....


In den nächsten Tagen erfahrt Ihr, wie es beim PitzalpineGlacierTrail - P45G und dem legendären HuBuT Longtrail 66km weiterging! Zwei weitere Postbeiträge auf "der-laufgedanke" ;-)))

Bis bald

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