„Der schönste Marathon der Welt“!
Sehr selbstbewusst werben die Veranstalter des Jungfrau-Marathon mit diesem
Slogan ;-) Wenn man die Bilder der traumhaften Alpenkulisse aus den Gipfeln von
Eiger, Mönch & Jungfrau am Zielbereich sieht, will man dies gerne glauben.
Und vor allem möchte man eines - man will dort teilnehmen! Klar hatte ich den
Jungfrau-Marathon schon länger auf meiner To-do Liste aber in diesem Jahr
sollte es wahr werden! „Da möchte ich teilnehmen“ ist übrigens leichter gesagt
als getan! Es gibt „nur“ 4000 TeilnehmerInnen-Plätze und am Tag der
Startplatz-Vergabe sind alle Startkarten in wenigen Stunden ausverkauft! Die
Strecke ist auch nicht ohne! Insgesamt geht es ca. 1800m bergauf und ca. 300m
bergab. Nachdem ich mir dieses Jahr eine interessante „Lauftournee“ durch die
Niederlande zusammengestellt hatte, stellte der Jungfrau-Marathon, neben dem
Rennsteig-Supermarathon, im Frühjahr, eine anspruchsvolle Abwechslung zum
Laufen auf den flachen Strecken in unserem Nachbarland dar;-) Am Ende kam zwar
nicht alles wie erhofft, aber der Jungfrau-Marathon war auch, ohne
Traumkulisse, ein super Laufevent. Dies könnt ihr in diesem Post nachlesen!
Am Vortag
des Rennens erreichten wir Interlaken. Hier startet alljährlich der
Jungfrau-Marathon und hier fand auch die Marathonmesse, Startnummern-Ausgabe
und Pastaparty statt. Neben der Abwicklung des Organisatorischen ging mir vor
allem eines durch den Kopf: „Wie wird das Wetter am Renntag“? Die Wolken hingen
tief über dem Tal und laut Wettervorhersage sollte sich dies auch nicht
gravierend ändern! Leider gab es auch noch eine hohe Wahrscheinlichkeit auf
Regen während des Rennens :-( Als LäuferIn muss man die äußeren Bedingungen
akzeptieren und annehmen, aber enttäuscht war ich trotzdem ein wenig. Ich hatte
die Bilder aus 2018 vor Augen und beneidete die TeilnehmerInnen aus dem letzten
Jahr um den traumhaften Blick auf die drei imposanten Gipfel. Die Hoffnung
stirbt bekanntlich zuletzt und somit hoffte ich, dass ich im Verlauf des Tages
doch noch einen Blick erlangen könnte.
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Startbereich Interlaken |
Am
Samstagmorgen sah es nicht unbedingt danach auf. Die Wolken hingen etwas höher
im Tal, aber von den weißen Gipfeln war nichts zu erkennen. Immerhin war es
trocken und im Startbereich von Interlaken war schon richtig „Stimmung“;-)
Alphornbläser und Fahnenschwenker unterhielten die SportlerInnen und die
zahlreichen Zuschauer am Streckenrand! Bevor um
08:30Uhr der Startschuss erfolgte wurde es noch einmal feierlich. Aus den
Lautsprechern ertönte die Schweizer Nationalhymne. Anschließend lief der
Countdown zum 27ten Jungfrau-Marathon !
Auf der
Runde durch Interlaken begegneten uns bereits die riesigen Kuhglocken, die auf
dem langen Weg zum Berg, häufig für Stimmung sorgen sollten.
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Bahnhof Interlaken (Bildquelle: alphafoto.com) |
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Böningen I Brienzer See |
Weiter ging‘s in
Richtung Böningen am Brienzersee! Über die Ortschaften Wilderswil und
Zweilütschinen zog sich das Feld der LäuferInnen, entlang dem kleinen Fluss
Lütschine, langsam der Ortschaft Lauterbrunnen entgegen. „Langsam“ ist
natürlich relativ ;-) Ich hatte mir für die „flachere“ Strecke bis zum Anstieg
hinter Lauterbrunnen eine langsame Pace vorgenommen, um genügend Kräfte für den
Aufstieg zu sparen. Als die 04:30Std. Pacer immer weiter wegzogen und ich vom
05:00 Std. Pacer überholt wurde, änderte ich meine Strategie. Trotz des großen
Respekts vor den Anstiegen erhöhte ich meine eigene Pace und versuchte dem
05:00 Std. Pacern zu folgen;-)
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Kuhglocken in jeder Größe sorgten für den besonderen Sound des Jungfrau-Marathon (Bild: Claudia Kogej) |
Vorerst
lief es richtig gut! In den Dörfern war eine tolle Stimmung. Überall wurden die
Schweizer Fahnen geschwungen und ertönten Kuhglocken. Gruppen mit bis zu zehn
riesigen Glocken die einen riesigen Lärm erzeugten! Ruhiger, aber genauso schön
waren die „Musiker“ die uns, am Streckenrand, mit Akkordeonmusik unterhielten.
Mit der
Ortschaft Lauterbrunnen erreichten wir die Halbmarathonmarke. Hoch über dem Ort
fiel der imposante Staubbachfall 297 Meter tief in die Tiefe! Damit zeigte er
uns LäuferInnen, sehr anschaulich , die Höhenmeter an, welche wir bereits
überwunden hatten;-) Es sollten jedoch noch weitere 1500 Höhenmeter folgen ;-)
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Bahnhof Lauterbrunnen |
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Lauterbrunnen |
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Staubbachwasserfall Lauterbrunnen |
Vorerst liefen wir hingegen noch eine kräfteschonende Runde durch das Tal
hinter Lauterbrunnen. Zurück im Ort erreichten wir die legendäre „Wand“! Von
hier ab ging‘s richtig steil bergauf, denn wenn der Schweizer von einer „Wand“
spricht, dann wird es spektakulär! Um dies zu unterstreichen durchquert man
kurz hinter dem Dorf einen Torbogen und in einer Dauerschleife tönte der Pink
Floyd Klassiker „The Wall“ aus den Lautsprechern;-) Diesen Song hörte man nach
einem gefühlt „unendlich“ langen Aufstieg über „unzählige“ Serpentinen noch
einmal.
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"THE WALL" (Bild: Claudia Kogej) |
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Von nun an - geht´s bergauf! (Bildquelle: alphafoto.com) |
Am Ende der langen Serpentinenstrecke signalisierte er uns, dass das
schlimmste hinter uns lag! Vor uns lag nun die Ortschaft Wengen (1283m). Bis
zum Ortszentrum liefen wir durch die Wiesen am Hang entlang und genossen die
Aussicht ins Tal. Fast 500 Höhenmeter hatten wir auf den letzten 4km überwunden
und das spürte man ;-)
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(Bildquelle: alphafoto.com) |
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Wengen |
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Wengen I Es läuft (noch) ;-))) (Bildquelle: alphafoto.com) |
Zum
Ausruhen gab‘s jedoch nur wenig Zeit. In Wengen standen die Zuschauer eng
gedrängt an den Straßenrändern! Super Stimmung und genau die richtige
Motivation für die restliche Strecke bergauf! Kilometer 30 war erreicht und es
ging weiter. Tatsächlich „ging“ man hier schon recht häufig um Kräfte zu
sparen. Immer mal wieder „Antraben“ doch am nächsten Anstieg wieder
„Powerwalking“;-)
Die Sicht
verbesserte sich leider nicht. Hinunter ins Tal hatten wir schöne Aussichten
aber die Gipfel ließen sich nie blicken :-( Immerhin blieb das Wetter stabil
und trotz einiger dunkler Wolken gab‘s keinen Regen!
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Powerwalking ;-) "Forward is our pace"! (Bildquelle: alphafoto.com) |
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(Bild: Claudia Kogej) |
An der
Liftstation „Wixi“ (km 38,5) war der nächste markante Punkt erreicht.
Mittlerweile hatten wir eine Höhe von 1855m ü. M. erreicht. Aufgrund der
schlechten Witterungsverhältnisse wurde das LäuferInnenfeld hier für eine kurze
Strecke aufgeteilt. Hierdurch sollten „Staus“ auf den folgenden Engpässen
vermieden werden! Die eine Hälfte lief über Wiesenwege weiter bergauf, während
meine Hälfte, auf der Originalstrecke, um die Felsen herum auf einen
schmalen Single-Trail mit Wurzeln und Steinstufen einbog. Trotz des technisch
anspruchsvollen Geländes spürte ich einen „zweiten Wind“ und konnte die nicht
so steilen Passagen gut laufen. Nach gut einem Kilometer waren alle LäuferInnen
wieder vereint und schauten dem letzten großen Aufstieg entgegen!
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(Bildquelle: alphafoto.com) |
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Die Schweiz grüßt am "Wixi" (Bild: Claudia Kogej) |
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steiniger Single-Trail I |
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steiniger Single-Trail II (Bild: Claudia Kogej) |
Bereits
auf den ausgetretenen Pfaden vor der Moräne kam es immer wieder zum „Stau“. Eng
hintereinander „kraxelten“ wir den Berg hinauf und an jeder Felsstufe sorgte
ein Moment des „Innehalten“ für einen Rückstau!
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(Bild: Claudia Kogej) |
Die Köpfe gesenkt ging es immer
weiter bergauf! Der Bodenbelag wechselte und das Geröll signalisierte, dass die
Moräne erreicht war! Hier hätten wir bei klarer Sicht einen phantastischen
Blick auf das Alpenpanorama aus Eiger, Mönch & Jungfrau genießen können.
Auch vom Gletscher war nichts zu sehen.
Trotzdem war das Erlebnis einmalig. Im
dichten Nebel konnte man maximal 10 LäuferInnen weit sehen und plötzlich
ertönte aus dem Nebel der Sound zweier Dudelsäcke :-) WOW ! War das ein Gefühl!
„Should all acquaintance be forgot.....“ Der Song „Auld Lang Syne“ ! Ein kalter
Schauer lief über meinen Rücken und ich hatte Tränen in den Augen. Jeder
wusste, dass wir bald die höchste Stelle erreicht hatten!
An den höchsten
Felsstufen standen mehrere freiwillige Helfer und sicherten den Tritt auf dem
rutschigen Fels! 1000 Dank an alle Helfer! Ihr wart großartig! Hier oben lagen
die Temperaturen zwischen 0 und 4 Grad! Das war ein Temperaturunterschied von
15 Grad zwischen Startbereich und Ziel. Bereits beim Aufstieg hinter Wengen
hatte ich eine superleichte, winddichte Jacke aus der Trailweste gezogen und
war gegen die Kälte gewappnet.
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Bildquelle: Jungfrau-Marathon Facebook |
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Bildquelle: Jungfrau-Marathon Facebook |
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Der "Schokifelsen" ;-))) (Bild: Claudia Kogej) |
Ein kurzes
Stück ging’s bergab und mit dem „Schokifelsen“ tauchte die letzte Schikane auf!
Eigentlich wollte ich nur noch weiter Richtung Ziel, aber ein Stück Schokolade
konnte ja nicht schaden ;-) Beim klettern über den rutschigen Fels ließ ich mir
noch einmal helfen, denn kurz vor dem Ziel wollte ich kein „umknicken“ oder
„stürzen“ mehr riskieren!
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(Bildquelle: alphafoto.com) |
Kein
Kilometer lag mehr vor uns - und es ging wunderbar leicht bergab:-) Dass
das Gipfelpanorama aus Eiger, Mönch und Jungfrau fehlte interessierte in diesem
Moment niemanden;-) Wir hatten den Jungfrau-Marathon „gerockt“, allen
Widrigkeiten zum Trotz:-) Die letzten Meter ging’s vorbei an den jubelnden
Zuschauern! Dort entdeckte ich meine Frau Christine, die als „Unterstützerin“
ebenfalls einen sehr langen und anstrengenden Tag hatte. Gemeinsam liefen wir
ein paar Meter dem Ziel entgegen. Dann war es endlich soweit - „Finisher“!!!
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Ein paar Meter mit Christine I "best supporter ever" ! (Bildquelle: alphafoto.com) |
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FINISHER !!! (Bildquelle: alphafoto.com) |
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...... und freuen :-))))) (Bildquelle: alphafoto.com) |
Ein
großartiges Gefühl! Schnell waren die Schmerzen und die Qual verschwunden. Die
Atmosphäre war einmalig! Die Unterstützung auf der Strecke war bewundernswert.
Statt Aussicht auf die Gipfel gab‘s Gänsehautstimmung auf der Moräne! Da mich
jedoch immer noch interessierte, wie es hinter dem dichten Nebel aussieht war
auch schnell klar: „Ich muss noch einmal wiederkommen und das Ganze bei
Sonnenschein genießen“;-)
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"Ich komme wieder" ;-) |
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Die beste Sicht des Tages I Eiger Nordwand ;-) |
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Strecke (Quelle: Homepage des Veranstalters) |
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Höhenprofil (Quelle: Homepage des Veranstalters) |
Weitere
Informationen zu diesem tollen Berglauf findet ihr auf der Homepage des
Veranstalters:
Bis bald
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