14.09.19

Lauf-Expedition Sibirien-Mongolei 01.-13.08.2019


… soweit die Füße tragen – Sibirien, Faszination seit meiner Jugendzeit, spätestens seit dem Film-Klassiker Dr.Schiwago, Mitte der 60er Jahre. Nach unserer Patagonien-Reise 2018 glaubte ich, alle meine Sehnsuchtsorte belaufen zu haben. Von wegen; der Laufreisen-Bazillus springt bereits kurz vor Reiseende beim Abschied von der Reisegruppe über, die wieder mal besonders war.

Ein knapp 7-stündiger Flug via Moskau brachte uns nach Omsk, wo der SIM Siberian International Marathon mit HM, 10km und 3km, seit 1990 am ersten Samstag im August im Rahmen eines Stadtfestes zu Ehren des Hl. Illya, dem Schutzpatron von Omsk ausgetragen wird. Nach Abholung der Startunterlagen gab es eine interne Nudelparty im historischen Stadtzentrum.  Ein flacher kantiger Kurs durch die Millionenmetropole, 27 Grad Celsius beim Start um 9.00 Uhr. Nachdem alle durchaus zufrieden das Ziel erreicht hatten, wurden in einem Lokal mit eigener Brauerei die individuellen Lauferlebnisse ausgelassen analysiert. Ein Mega-Feuerwerk machte zudem die Nacht zum Tag.


Siberian International Marathon – Laufstatue von Omsk




Am nächsten Morgen ging die Reise für 2 Tage und 2 Nächte mit der Transsib-Eisenbahn Richtung Irkutsk weiter. Für die meisten der Laufreisenden wohl ein Novum. Eigentlich wollten sich die wenigsten nur im Abteil aufhalten und suchten hin und wieder das Weite, nämlich das Bord-Restaurant, wo sich bald ein stabiler Stammtisch etablierte. Die Bahnfahrt  führte die typisch sibirischen Landschaften Taiga und Tundra vor Augen, vor allem die üppigen Birkenwälder ließen die Erinnerung an den Schiwago-Film wieder aufflammen. Kleine Siedlungen, Eisenbahnwerke sowie die Millionenstadt Novosibirsk zogen vorbei. Der Versuch, die halbe Nacht aus dem Fenster zu schauen, um den Sonnenaufgang mit der Kamera einzufangen, war mangels Tiefschlaf kein Problem.


 Glücklich im Ziel in Omsk

Abfahrt mit der Transsib am Hauptbahnhof von Omsk


Bahnhofsdurchfahrt mit der Transsib


Nachdem wir die Transsib in Irkutsk, am einzigen Abfluss des Baikalsees gelegen, verlassen hatten, ging es zum Hotel, wo ein umfangreiches Frühstück vorbereitet war. Weiter führte eine Busfahrt zur Fähre um zur Insel Olchon zu gelangen. Nach dem Fährbetrieb bestiegen wir UAZs - Fahrzeuge mit unglaublicher Sprungkraft und Bodenhaftung, die von äußerst talentierten einheimischen Fahrern pilotiert wurden. Die Karawane der UAZs ging am nächsten Tag weiter und führte zum Kap Choboi mit Ausblick auf den mythischen Baikalsee und dessen beeindruckenden Felsformationen. Zur Mittagszeit waren wir zu einer köstlichen Omul- Fischsuppe eingeladen. Den Abend verbrachten wir wieder im Restaurant unseres urigen Holzhotels – bis das Bier ausging. Drei Unentwegte machten sich daraufhin bei Regen auf den Weg, im örtlichen Supermarkt Bier-Nachschub zu besorgen.


Sonnenaufgang über der Taiga

Ausblick auf den Baikalsee


Der Baikalsee links der Transsib

Birkenwälder in der Tundra–Strelnikov und Schiwago lassen grüßen


Der nächste Tag brachte die Rückführung nach Irkutsk zuwege. Nach der obligatorischen Stadtrundfahrt wurden Lebensmittel und Getränke für die zweite  Tag/Nacht-Einheit in der Transsib Richtung Mongolei besorgt, da dieser Zug keinen Speisewagen mitführte. Um Mitternacht passierten wir die Grenze zur Mongolei, die Nacht war zwar kurz, jedoch relativ geräuscharm; bis auf das Feuerwerk, das die Mongolen wohl zur Begrüßung abfackelten.

Spätestens nach Ankunft in Ulaanbaatar bleibt festzuhalten, dass unsere Expedition fortan dieser Bezeichnung gerecht wurde. Nach einem Frühstück im Hotel, brachte uns eine Busfahrt zum Jurten-Camp im Gorchi-Tereldsch Nationalpark.


 
Dschingis Khan - Monument

Die Jurten Anlage auf über 1500m Höhe


Nach einem Zwischenstopp am Dschingis Khan Monument sind wir der Einladung  einer Nomaden-Familie in deren Jurte gefolgt, wo einheimische Spezialitäten kredenzt wurden. Zwei Übernachtungen in Einzel- Doppel- oder Dreibett- Jurten. Frühstück, Mittag- und Abendessen fanden im Restaurant des Jurten Camps statt.


Teilnehmer von 7 bis 72 Jahre am Start zu den Mongolei-Läufen


Der Start der Mongolei-Läufe über Marathon, HM, 12km und 6km war um 10.15 Uhr bei nahezu 30 Grad Celsius. Dabei handelte es sich um eine Wendepunktstrecke, die pro Runde 12km maß. Der Wendepunkt befand sich zu Füßen eines buddhistischen Meditationstempel. Eine sprichwörtliche Motivation förderte exzellente Leistungen zu Tage und sorgte für eine große Wertschätzung.

Aus unerfindlichen Gründen hatte ich kein Getränk mitgeführt, da ich glaubte über diese Distanz ohne auszukommen. Während der 15-minütigen Pause auf der Bank am Wendepunkt vor dem Kloster, konnte Carola mich zu einem Getränk überreden, das ich wohl bitter nötig hatte. Fühlte mich danach wie neu geboren und erreichte problemlos das Ziel. Höhenlage, Streckenprofil und Wärme hatte ich gewaltig unterschätzt und mit Sicherheit wieder was dazugelernt.

Der Wendepunkt am Buddhistischen Kloster

 
Sonnenaufgang im Jurten Camp


Die Siegerehrung und die passende Erfrischung auf die eigene Leistung waren ein angemessener Abschluss dieses Tages. In der Nacht setzte Regen ein, eine Busfahrt brachte uns zurück in die mongolische Hauptstadt. Bevor wir in Ulaanbaatar das Feld räumten, stand noch eine Besichtigungstour an, Shopping im Hard-Rock-Cafe sowie der Besuch eines Kehlgesang-Theaters. Nach einer letzten Übernachtung im Hotel startete unser 10-stündiger Rückflug via Moskau nach Frankfurt.

Perfekte Organisation von Nils und seinen lokalen Guides sowie der nette Umgang der Reiseteilnehmer miteinander während dieser 13-tägigen Reise, was wohl dem Sportsgeist und der Freude am Laufen geschuldet ist.

Thea Watzling

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