30.10.17

Barfußläufer - der Aufreger in der Laufszene?!

Mein Freund Alex ist überzeugter Barfußläufer. Richtig Barfuß läuft er zwar (noch) nicht, aber das bisschen Sohle unter seinen Füßen schützt ihn gerade mal vor spitzen Steinen oder Scherben auf dem Weg. Keine Dämpfung - keine Führung und definitiv kein Interesse an den neuesten Hightec-Errungenschaften der Laufschuh-Industrie. Ich bin auf völlig anderen Wegen unterwegs und glaube ohne meine Pronationsstütze nicht laufen zu können;-) Hier und da treffen wir uns schon mal und sind bei den gleichen Wettbewerben am Start. Beim diesjährigen 27km Wolfgangsee-Lauf bewunderte ich ihn für seine Leistung das geröllige Bergauf und Bergab am Falkenstein gemeistert zu haben! Doch schon vorher lag ich ihm in den Ohren - schreib doch mal etwas über das Barfußlaufen! Ich kann es nicht würdig vertreten, da ich selbst nicht überzeugt bin. Es ist jedoch ein Trend, den die Schuhindustrie mit sogenannten Minimalschuhen bereits (teilweise) aufgegriffen hat. Der Post präsentiert einen Einblick in die Idee hinter dem Barfußlauf, die gesundheitlichen Aspekte & die Gefühlslage der LäuferInnen in Lauf-Sandalen!








Hallo liebe Lauffreunde,

am Barfußlaufen scheiden sich die Geister. Und natürlich wird dieser Artikel sehr subjektiv aus meiner Sichtweise geschrieben.Laufen ist für jeden Läufer Passion. Es geht darum, seinen eigenen Laufstil zu finden. Einige laufen nach Zeit, ich bin Genussläufer, aber vor allem Barfußläufer:

"Born to run"
Angefangen hat alles vor ungefähr 18 Monaten. Ich bin schon immer sehr gerne gelaufen. Wenn ich laufen definiere, dann meine ich , dass ich damals Gehen oder Wandern mochte. Wirklich interessiert habe ich mich für den Sport Laufen eigentlich nie.
Irgendwann bin ich auf das Buch "Born to Run" von Christopher McDougall gestoßen. McDougall suchte nach mehreren Verletzungen, teuren Laufschuhen und orthopädischen Einlagen nach dem gesunden Laufen.Er tat sich mit einigen Ultra Stars Amerikas zusammen und besuchte die Tarahumara, ein indigenes Volk in den Canyons von Mexico, für die das Laufen so selbstverständlich ist wie atmen. Sie legen täglich ungefähr 60km laufend zurück. Für mich ist dieses Buch eines der besten Bücher die je übers Laufen geschrieben wurden. Während des Lesens ertappte ich mich bei dem Bedürfnis raus zu gehen und selber laufen zu wollen.Am meisten fasziniert hat mich, wie einfach das Schuhwerk der Tarahumanas ist: die Huarache Sandale.

Huaraches (Bildquelle Internet)


Die dünne, gleichmäßige Sohle der Huaraches sorgt für einen natürlichen, bewussten und muskulaturkräftigenden Laufstil wie beim Barfußlaufen, schützt aber den Fuß zugleich vor Steinen, Dornen und Splittern. Anstelle der Ferse treten die Tarahumara mit dem Vorderfuß auf. Aus dieser Lauftechnik resultiert eine kürzere Schrittlänge und eine höhere Schrittfrequenz. Das Ergebnis: Eine enorm gesteigerte Laufeffizienz und ein extremes Durchhaltevermögen, das so manchen High-Tech- Ultramarathon-Läufer in den Schatten stellt.

Ein schöner Gruß von deinen Beinen und Füssen;-)
Ich war fasziniert und wollte mehr wissen. Wichtig hierbei zu wissen ist, man sollte nicht einfach raus gehen und anfangen barfuß zu laufen. Was ihr dann erlebt ist ein schöner Gruß von euren Beinen und Füßen;-)
Wenn ihr Barfuß/Minimal lauft, erfährt euer Fuß keine Schuhdämpfung oder wird irgendwie vom Schuh geführt. Deshalb ist hier jeder Muskel gefordert. 

Der Fuß - unser komplexestes Körperteil!
Unser Fuß ist eines der komplexesten Körperteile: Ein Viertel aller Knochen (2x26) des Körpers befinden sich hier. Beinahe 30 Gelenke, 60 Muskeln, mehr als 100 Bänder und über 200 Sehnen machen unsere Füße zu einem ausgeklügelten Meisterwerk. Mehr Sinneszellen als im Gesicht des Menschen sind hier versammelt. Das Fußgewölbe ist so gebaut, dass es wie ein Stoßdämpfer für den Körper wirkt.

Warum sind diese Infos wichtig? Eigentlich sind wir für das Barfußlaufen perfekt ausgestattet. Trotzdem zwängen wir uns in komfortable Schuhe, die uns bei wichtigen Funktionen helfen sollen. Was passiert wenn der Fuß nicht mehr gefordert ist? Er baut Muskeln ab. Er wird unvorsichtig.

Wie ging nun meine Geschichte weiter?
Ich forschte, was für Schuhe es auf dem Markt gibt, die dir ein natürliches Laufgefühl vermitteln. Schnell wurde ich auf Vivobarefoot Schuhe aufmerksam.
Vivobarefoot Schuhe eignen sich hervorragend, um sie im Alltag zu tragen. So habe ich mit klassischen Lederschuhen und einer 6 mm dünnen Sohle begonnen.  

Veränderung der Haltung & Schrittfrequenz
Ihr werdet erstaunt sein, wie ungewohnt man laufen wird. Der Gang wird sich ändern, man wird viel mehr spüren und aufrechter laufen, eure Schritte werden kürzer. Den Laufsport habe ich jedenfalls mit Vivobarefoot Laufschuhen gestartet.

Bildquelle: Vivobarefoot


Aber auch hier heißt es, langsam starten! Fangt ruhig an, mit wenigen Kilometern und vor allem lass die Zeit, Zeit sein und entspannt euch.
Man merkt schnell, dass der Lauf aufrechter wird und die Lauftechnik verändert sich automatisch vom Fersenlauf – zum Vorderfuß/ Mittelfußlauf.

Dein Fuß benötigt Zeit zur Anpassung.
Die Muskulatur braucht Wochen, Sehnen und Bänder eher Monate, deine Knochen ungefähr 2 Jahre! Dies alles passierte im Sommer 2016. So nach und nach absolvierte ich im Herbst die ersten 5 km & 10km Läufe. Ich leckte Blut, fand schnell Begeisterung am Laufen. Ich wusste aber auch, ich brauche ein Ziel, sonst wird mir schnell "fad" bei so einem Projekt.

Der erste Marathon
So beschloss ich schon bald, es sollte ein Marathon sein. Der Wien-Marathon im April 2017.Eigentlich eine wirklich dumme Idee, mit noch nicht mal 12 Monaten Lauferfahrung. Um die Jahreswende 2016/17 finishte ich meinem ersten Halbmarathon, sehr glücklich, aber in konventionellen Schuhen. Es passierte mir sehr oft, wenn ich mit Leuten spreche, dass sie mir einreden wollen, ich könnte doch nicht in Minimalschuhen einen Lauf über 15km absolvieren. Dies verunsicherte mich immer wieder. Doch ich blieb bei Minimalschuhen, hörte auf mein Bauchgefühl und lief den Marathon in Wien. Ich denke, jeder erinnert sich noch zu gut an das Gefühl des ersten gelaufenen Marathons….
Glücklich es gepackt zu haben… nie wieder laufen zu wollen und am Abend sich für den nächsten Volkslauf anzumelden :)
Na klar konnte auch ich nicht laufen nach meinem Marathon, jedoch ging es meinen Füßen wirklich gut. Ebenso meinen Knien.
Meine Minimalschuhe haben mir einem guten Dienst erwiesen.
Noch immer war ich fasziniert, was geht noch mehr in Richtung Barfußlauf? 5Fingers Zehen-Schuhe? Äh. Nein.

Auch im Regen! Vor dem Wachau Halbmarathon 2017

Dann bin ich auf meiner Recherche auf die Laufsandalen ("Chala") einer feinen Firma aus Freiburg gestoßen. "Nachhaltige und Faire Produkte": 


Das tolle am Chala ist, du kannst dir deine eigene Sandale individuell zusammen stellen.

Ich besorgte mir die Sandals EVO Light.
Und seitdem laufe ich in nichts anderem mehr. Eine 5mm flexible Vibram Sohle, fest geschnürt an meinem Fuß. Es gibt eigentlich nur diese Sohle und mehr nicht.
Es klackert immer etwas leicht, wenn ich die Straße entlang komme. Patsch patsch patsch patsch….;-)


Asics Kayano 23 trifft Chala Sandals Evo light;-)


Ich habe immer ein nettes Thema während des Laufes. Es gibt viele interessierte Menschen, die fragen. Leider auch viele, nicht so offene Menschen, die mich auslachen.

In den Chala´s zum Athen-Marathon!
Es gab so einige Läufe in diesem Sommer. Meine Highlights waren der Mondseelauf und der Wolfgangsee-Lauf im Salzkammergut sowie der Halbmarathon in der Wachau. Alle wunderbar absolviert mit meinen Sandalen. Und mein eigentliches Highlight in diesem Jahr kommt ja erst noch: der Marathon in Athen! Ich spüre deutlich, dass meine Beine und Füße kräftiger geworden sind.


Chi Running Methode
Ich laufe übrigens nach der Chi Running Methode. (Buch: Chirunning von  Danny Dreyer). Diese besagt, dass die Energie aus der Hüfte kommt, deine Beine sich fast automatisch bewegen, durch Spannung deiner Faszien, die Energie fließt. 

Ebenfalls kommt bei mir immer ein Metronom mit 180 Schlägen per Minute zum Einsatz. Ich weiß, viele würde dies nerven, mir hilft es beim Fokussieren während des Laufens.Ich versuche, mit 180 Schritten pro Minute zu laufen.


27km Rund um den Wolfgangsee 2017


Wie ich mich fühle, wenn ich in normalen Laufschuhen laufe? Komisch. Ich habe jedesmal das Gefühl, der Schuh raubt meine Energie. Ich mag diese ganze Dämpfung nicht (mehr). Es ist ein Gefühl, als ob ich bei jeden Bodenkontakt in den Schuhen versinke. Mehr Kraft beim Abdrücken brauche....

Ich fühle mich wohl dabei, so minimal wie es geht zu laufen. Und dass ist doch das wichtigste, Spaß am Laufen...

alex

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