15.11.23

ATHEN MARATHON | THE AUTENTIC

Historie pur! Marathon ist nicht nur eine Distanz


Es gibt viele Rennen, von denen man sagt, dass man als „echter“ Marathoni hier unbedingt einmal laufen muss! Für mich war immer klar, dass ich einmal die historische Strecke von Marathon nach Athen laufen möchte! 


Der Name Marathon stammt von einem kleinen Ort, welcher vor über 2500 Jahren [490 v. Chr.] der Schauplatz einer Schlacht zwischen dem Heer der Perser und der Athener war. Der Legende nach ist der Laufbote Pheidippides nach dem Sieg der Athener über die Perser die Strecke von knapp 40 Kilometer nach Athen gelaufen und hat den Einwohnern der Stadt die freudige Botschaft νενικήκαμεν (transkribiert: nenikékamen) „Wir haben gesiegt“ überbracht. Weniger glücklich ging dieses erste Marathon-Abenteuer der Geschichte für den Läufer aus. Der Legende nach ist er nach dem Verkünden der Botschaft Tod zusammengebrochen. Pheidippides war der erste Marathonläufer und steht an der Spitze von Millionen engagierter SportlerInnen die ihm bis heute folgten! Vor 40 Jahren hatte man in Athen die Neuauflage der historischen Strecke beschlossen und etablierte den Athener Marathon als „The Authentic“. Das Jubiläumsrennen in diesem Jahr war für mich der ideale Anlass endlich über diese besondere Strecke, von Marathon nach Athen, zu laufen!




Marathonmesse

Der Besuch der Marathon-Messe war natürlich obligatorisch, auch um die Startunterlagen abzuholen. Die Messe befand sich etwas außerhalb, nahe des Hafens. Vom Syntagma-Platz in der Innenstadt musste man eine Fahrzeit (mit Metro, Bus oderTram) von ca. 45 Minuten einplanen. Auf zwei Etagen gab es dafür alles was das Läuferherz begehrt! Das Angebot reichte von der üblichen Sportnahrung bis zu diversen Sportartikeln.




Marathonmesse (Faliro Indoor Hall & Exhibition Centre of Athen)


Ein legendäres Rennen auf den Spuren von Pheidippides

Die Athener Marathon Strecke ist ein Punkt zu Punkt Kurs. Am Samstagnachmittag fanden in der Athener Innenstadt 10km und 5km Läufe statt. Neben dem Start in Marathon freute ich mich besonders auf die Zielankunft im Panathinaiko-Stadion, welches mitten in der Athener Altstadt liegt. Der Zieleinlauf dort ist überwältigend und zählt zu den Highlights der Marathonwelt. Das hufeisenförmige Stadion war die Sportstätte der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit im Jahre 1896 und wurde als Rekonstruktion auf den Fundamenten des antiken Stadions gebaut! Als 2004 die Olympischen Sommerspiele wiederum in Athen abgehalten wurden, befand sich hier ebenfalls das Ziel des Marathons!



Höhenprofil Athen Marathon (Bildquelle: Homepage "The Autentic")


Boston-Feeling lag in der Luft! 

Die Nacht vor dem Marathon war kurz! Um spätestens 6:45 Uhr in der Früh musste man im Stadtzentrum in einen der zahlreichen Busse steigen, welche die LäuferInnen nach Osten in den Ort Marathon brachten. Auf den Straßen Athens kam es zu kuriosen Begegnungen. Erschöpfte Aktive des Athener Nachtlebens trafen in der Morgendämmerung auf enthusiastische Marathonis. Von verschiedenen Plätzen in der Innenstadt starteten hunderte von Bussen, welche die 21.000 LäuferInnen zum Startbereich des Marathons transportierten. Alles lief perfekt ab. Während der Busfahrt fuhren wir die Marathonstrecke quasi rückwärts. Die Strecke verlief unspektakulär zwischen Restaurants, Shops, Werkstätten und Geschäftslokalen und es entstand der Gedanke, dass es keinen vernünftigen Grund gibt, genau hier entlang zu laufen. Es ist vielmehr der Mythos auf der authentischen Route des ersten Marathons die 42,195km zu laufen.







Im Startbereich konnte man sich noch etwas ausruhen, bevor um 09:00Uhr der Startschuss für die erste Welle ertönte!





Die Strecke führte zunächst nach Süden. Das erste Highlight der Strecke war bei Kilometer 6 erreicht. Hier wurde der Grabhügel der gefallenen griechischen Kämpfer aus dem Perser-Krieg umrundet. Wie an vielen weiteren Stellen wurden Olivenzweige von den ZuschauerInnen an die LäuferInnen verteilt. Eine nette Geste welche die Motivation noch einmal erhöhte! Eingeklemmt in Getränkegurte, Kappen oder Haargummis wurden die Olivenzweige voller Stolz über die Marathonstrecke getragen! Es ging weiter auf einer Schnellstraße in Richtung Athen. Vorbei an Olivenplantagen, mit Blick auf das Meer, gesäumt von den Berghängen um Athen. 


Bildquelle: Athen Marathon "The Autentic"

Athens Classic Marathon Course

Im Hintergrund der Grabhügel der gefallenen griechischen Kämpfer

Marathon mit Meerblick




Páme! Páme!“ und „Sirtaki-Rhythmus“

Wir erreichten die Stadt Nea Makri und liefen über die treffend benannte Avenue Marathonos, die sich durch verschiedene Orte in Richtung Athen zog. Aufgrund der Streckenführung gab es lautstarke Unterstützung meist nur in den Ortschaften. Der Sound dieses Marathons war definitiv der Sirtaki - tausendfach unterstützt durch den Ausruf „Páme! Páme“, was soviel bedeutet wie „Auf geht’s“!  Nach zehn flachen Kilometern erreichten wir die  ersten Anstiege. 



Lauf im Sirtaki-Takt



Mich erinnerte der Streckenverlauf durch die Vororte und die bergige Strecke immer wieder an die Strecke des Boston-Marathon, insbesondere weil es  ja auch beim Athen-Marathon eine Art „Heartbreak Hill“ Erlebnis gibt! Der höchste Punkt der Strecke liegt am „Agia Paraskevi“ (240m)  bei Kilometer 32.






In Pikerni  erreichten wir die Halbmarathonmarke einer Strecke, die schon so viele Geschichten und Sportdramen geschrieben hatte, dass fast jede Kilometermarkierung eine Story erzählen könnte! Der erste Marathon-Olympiasieger Spyridon Louis, soll sich bei halber Strecke in Pikermi angeblich mit einem Glas Wein gestärkt haben. Ich bediente mich lieber an einem alkoholfreien Getränk mit ausreichend Elektrolyten! 


Unvergessen ist auch das Bild der Weltrekordlerin Paula Radcliffe, die beim Olympiamarathon 2004 auf dieser Strecke aufgeben musste und wie ein Häufchen Elend weinend am Streckenrand saß. Damals erklärte Sie, dass einfach nichts mehr drin war. Sie hatte geglaubt, dass sie ein gleichmäßiges Tempo beibehalten könne, aber der Quadrizeps spannten sich einfach an“! Eine Erlebnis, welches sich bei mir auch noch einstellen sollte;-(


In der folgenden Ortschaft Palllini gab’s wieder den obligatorischen Sirtaki-Sound und „Páme-Rufe“! Die Griechen feuerten an, klatschten und waren in guter Stimmung. Auffällig waren die vielen Kinder mit der aktuellen Marathonmedallie am Streckenrand! In jeder Ortschaft waren kurz vor dem Durchlauf des Marathonfeldes Kinderläufe veranstaltet worden. Die Kinder mit ihren Medaillen und deren Eltern blieben zum Anfeuern und präsentierten uns stolz die prächtige Jubiläumsmedallie! 


An verschiedenen Stellen standen DJs mit riesigen Boxen und sorgten für gute Stimmung. Dieses Lauf-Event entwickelte sich bei warmen Temperaturen zu einem Volksfest auf 42,195km in Richtung Athener Innenstadt. In Rafína stand im Mittelstreifen der Avenue Marathonos eine Bronzestatue von Pheidippides! Mit der  Brust nach vorne gebeugt vermittelte er uns deutlich seine Botschaft: „Páme“! „Auf geht’s“!



Avenue Marathonos -  Bronzestatue von Pheidippides (Bildrechte: marathon-photos.com)

Verpflegungsstelle - Trinken und Abkühlen (Bildrechte: marathon-photos.com)


Um die Mittagszeit wurde es immer wärmer und so manche Blaskapelle ruhte sich bereits im Schatten aus. Für 21.000 LäuferInnen gab es jedoch keine Zeit für Pausen. Bei km 32 erreichten wir Agia Paraskevi, wo mit 240 m über dem Meer der höchste Punkt der Strecke auf uns wartete. Das die letzte Steigung des Rennens. Von nun an  führte die Strecke kontinuierlich bergab nach Athen. Dort standen die Zuschauer dichter und die Musikspots wurden lauter &  häufiger. Viele warteten auf Ihre(n) LäuferIn und feuerten uns alle ebenfalls enthusiastisch an. 



Statue O Dromeas „Der Läufer“

Statue O Dromeas „Der Läufer“

 (Bildrechte: marathon-photos.com)


Bei km 40 erreichten wir den Rizari-Park und liefen kurz vorher an einer 12 Meter hohen gläsernen Statue des Bildhauers Costas Varotsos vorbei. Die Statue O Dromeas „Der Läufer“ zeigt einen Läufer in Bewegung. Genau zum richtigen Zeitpunkt schien die Sonne auf das Denkmal und reflektierte in den Glasschichten - toller Anblick. „Pame! Pame!“ Je näher wir dem Marathonziel im alten Panathinaiko Stadion von Athen kamen, umso häufiger trieben uns diese Anfeuerung der Fans voran. 



Vassilisis Sofias Avenue - km 41


Partymeile im Regierungsviertel!

Auf dem letzten Kilometer liefen wir über die Irodou tou Attikou durchs Regierungsviertel! Rechts die Rückseite des Parlaments und der National Garden. Links derSitz des Ministerpräsidenten und der Amtssitz der Staatspräsidentin! In dieser Straße stand das Publikum in mehreren Reihen und sorgte noch einmal für mega Stimmung. Es ging leicht bergab und am Ende der Straße kamen die Fahnen des  Panathinaiko Stadion in Sicht. Das war ein echter Gänsehautmoment. 



(Bildrechte: marathon-photos.com)


Über eine S-Kurve ging es schließlich in das hufeisenförmige Stadion. Rechts und links die Ränge voller Zuschauer, dazu Musik und lauter Jubel! Dieser Lauf war eine echte Reise durch die Geschichte des Marathonlaufes. Vom Start in der Ortschaft Marathon bis zum Ziel im altehrwürdigen Panathinaiko Stadion erlebte man auf jedem Kilometer den besonderen Spirit dieses Marathonlaufs -  „The Autentic“ 



(Bildrechte: marathon-photos.com)

(Bildrechte: marathon-photos.com)

(Bildrechte: marathon-photos.com)



Medallie 2023

 


„Impressive piece of blings“

 

Die Athen-Marathon-Medaille 2023 ist die vierte einer Serie von acht Medaillen, die der Geschichte des Marathons gewidmet sind. Jedes Jahr wird einer der acht Buchstaben des Wortes „MARATHON“ auf dem Medailleband hervorgehoben, sodass das gesamte Wort bis zum Ende dieser Serie entsteht! Auf der diesjährigen Medaille ist der Buchstabe „A“ hervorgehoben. Die Vorderseite der Medaille zeigt jedes Jahr andere Themen des Athen-Marathons und auf der Rückseite befindet sich immer das hufeisenförmige Panathinaiko-Stadion.






Weitere Informationen zu diesem legendären Marathon findet Ihr auf der Homepage des Veranstalters:


Athen Marathon - "The Authentic"



Bis bald










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