05.05.17

Der Rheinsteigextremlauf (RHEX) 2017 ist abgesagt! I Hoch lebe der RHEX!

Im letzten Jahr hatte ich mich zum ersten Mal an das Extremlauferlebnis RHEX herangewagt. Da ich bereits einige Wettbewerbe (Drachenlauf, Löwenburg, 7GHM) im Siebengebirge gelaufen war, traute ich mir den Start, wenige Wochen nach dem Tokyo-Marathon durchaus zu! Eines war klar - ein Genusslauf sieht anders aus! Viele Steigungen und was ebenso anstrengend sein kann: Sehr viele Bergab-Passagen. Trotz der brutalen Anstrengung bin ich  ein echter Fan dieses Monsterlaufs geworden. Am 14. Mai sollte es wieder los gehen. Von der Rheinaue in Bonn-Beuel über viele Gipfel des Siebengebirges bis zur Insel Grafenwerth in Bad Honnef. 35km Strecke und 1250 Höhenmeter!

Ende April dann die überraschende Nachricht - Der RHEX2017 ist abgesagt! Zu den genauen Hintergründen möchte der Veranstalter keine Auskünfte erteilen. Schade! Mein Post sollte Lust machen auf ein anstrengendes aber tolles Laufvergnügen im Siebengebirge. Ich veröffentliche den Post trotzdem, in der Hoffnung, dass es einen Rheinsteigextremlauf 2018 geben wird!





Rheinsteigextremlauf 2016 (RHEX2016)  
Bereits am frühen Morgen  sammelten sich die ersten Läufer in der Halle des Kardinal- Frings-Gymnasiums in Bonn-Beuel. Ich bemerkte, dass sich neben den typischen Läufern, die ich normalerweise auf den Veranstaltungen der Region sah, einige Trailspezialisten befanden. Die Trailrunner erkannte man rasch an ihrem zusätzlichen Gepäck. Trinkrucksack, zusätzliche Wasserflaschen & Walking-Stöcke. Die restlichen Läufer verließen sich, wie ich selbst, auf die Versorgung an den diversen Verpflegungsstellen der 35km langen Strecke. Schnell kam man ins Gespräch und ich erfuhr, dass das aufwendige Zusatzgepäck auf der Strecke des Rheinsteigextrem-Lauf nicht unbedingt notwendig wäre. Da sich jedoch einige im Training für weit aufwendigere (längere) Läufe (mit Mindestgepäck) befanden, musste alles "aus Trainingsgründen" dabei sein. Für den weiteren Meinungsaustausch fehlte die Zeit, denn der Veranstalter bat uns zum Startbereich. Der Rheinuferweg in der Beueler Rheinaue füllte sich rasch mit den vielen Läufern und nach einer kurzen Ansprache ging es auf die Strecke.






Das erste Rennen war eröffnet;-) Weniger als 10 Minuten standen uns laut Plan zur Verfügung, die Straßenbahnschranke hinter der Rheinaue zu erreichen. Da ich mich im hinteren Mittelfeld befand, vermutete ich, dass es alle Läfer vor dem Eintreffen der nächten Straßenbahn geschafft hätten. Diesmal war es aber anders! Der hintere Teil des Feldes fiel bereits vor dem ersten Anstieg um 5 Minuten zurück und musste sich an der geschlossenen Schranke gedulden.

Aufstieg zum Foveaux-Häuschen



 
Sägezahnprofil durch Deutschlands kleinstes Mittelgebirge
Auf der Strecke ging es schnell bergauf. Nach dem langen Treppenaufstieg am Foveaux-Häuschen war man aufgewärmt & feuchtnass! Nach den vielen Treppenstufen ging es "rauf und runter". Das große Waldgebiet "Ennert", welches sich oberhalb von Bonn am Hang entlangzieht wurde in Nord-Süd-Richtung durchquert. 

Blick ins Rheintal
Nahe am Streckenrand lagen die steilen Felshänge, welche man vom Rheintal aus erkennen kann und an deren Fuß teilweise wildromantische Seen liegen. So nah - und doch so fern. Erstens führt der Weg in sicherem Abstand zum Felshang entlang. Zweitens ist der Bereich nahe der Felskante durch Zäune gesichert und drittens hatten wir ohnehin keine Zeit für die Schönheiten der Natur. Immerhin lagen noch rund 30km und mehr als 1000 Höhenmeter vor uns.

Die Weinberge oberhalb von Oberdollendorf lagen dafür direkt "auf" der Strecke. Hier findet alljährlich eines der lustigsten Laufevents im Rhein-Sieg-Kreis statt. Der "Le petit Medoc" startet im kleinen Weindorf und zieht seine Runden vom Tal in die Berge und wieder zurück. Nebenbei werden an den Verpflegungsstationen nicht nur isotonische Getränke gereicht, sondern auch ein kleines Gläschen Wein - Prost!





Weinberge bei Oberdollendorf
Weinberge bei Oberdollendorf (Eventfotografie24)

 
Diese Gedanken im Kopf lenkten mich für kurze Zeit vom nächsten Zwischenziel ab. Der Petersberg thronte bereits deutlich sichtbar über den kleinen Hügeln die vor uns lagen. Dies bedeutete aber auch, dass noch einige Meter Anstieg vor der Verpflegungsstelle am Gipfel vor uns lagen! Die erste Steigung führte zur ehemaligen Abtei Heisterbach. Wieder so ein Ausflugsort, den wir ohne Besichtigung links liegen lassen mussten.

Unscharf !? - Zu schnell !!!


Jetzt wurde es ernst! Hinter der ehemaligen Abtei begann der Anstieg zum Petersberg.Nach 1km leichtem bergauf ging es über dejn alten Bittweg auf einer längeren Strecke, steil bergauf. Belohnt wurde die Mühe mit einem "läufergerechten Festbankett" vor dem 5*****Grand-Hotel Petersberg. 


Mmhhh - das tat gut! (Eventfotografie24)

Wir laufen heute lieber etwas länger!
Vom Gipfel ging es natürlich wieder herunter. Eigentlich hätte man sich freuen können, dass die Strecke  für längere Zeit bergab führte. Im Hinterkopf schwirrte jedoch permanent der Gedanke an den nächsten langen Anstieg, von der "Seufzerbrücke" bis zum Geisberg, herum. Und es war nicht nur der Gedanke an diesen Aufstieg. Vielmehr dachte ich an die nächsten 4-5 härteren Aufstiege die noch vor uns lagen. Kleinere Stücke bergauf bereiten einem zwar nicht so große "Angst" ein - sorgen jedoch dafür, dass die Energiedepots Stück für Stück abgebaut werden und dieser Lauf seinen "Monstercharakter" zu recht besitzt. Über diese Formulierungen werden echte Ultra-Trail Läufer nur schmunzeln. Sie laufen im moderaten Tempo lieber noch 30-60km länger und können die "Hetze" am Berg von uns "KurzstreckenläuferInnen" gar nicht verstehen;-)


Aufstieg von der Seufzerbrücke


Permantes Auf und Ab im "Slow-Run" oder "Fast-Walk" Modus!
Der Abstieg vom Petersberg ging ab der sogenannten Seufzerbrücke in einen recht unangenehmen Aufstieg über. Viele kannten diesen Streckenabschnitt vom Drachenlauf und stellten  uf einen kräftesparenden "Slow-Run" oder "Fast-Walk" Modus um. Im Vergleich zum Drachenlauf war mit dem Erreichen des Hauptweges jedoch noch nicht das Ende dieser Steigung erreicht. Nach der Überquerung des Hauptweges ging es weiterhin unangenehm steil zum "Gipfel" des Geisberg hinauf. Belohnung war auch dieses mal ein besonderer Ausblick auf das Siebengebirge und das nächste Etappenziel - den Gipfel des Drachenfels!


Ausblick vom Geisberg

Wo es unangenehm bergauf geht, lief es sich, nach der Bergpitze, auch unangenehm bergab;-) Vorerst zumindestens. In Richtung Milchhäuschen kamen glücklicherweise einige Passsagen zum Kraft tanken!

Milchhäuschen

Abgesehen von den Spitzenläufern war an den steilsten Passagen eher zügiges Walken angesagt. Das permanente auf- und ab zermürbte, aber das Event war in erster Linie ein wunderschöner Landschaftslauf, der einfach eine gute Krafteinteilung erforderte. 


Hohlweg ins Tal


Aufstieg zum Drachenfels

Der Abstieg in Richtung Drachenburg führte durch einen der schönsten Hohlwege die ich kenne und ein wenig verzweifelte ich an der Streckenführung, denn ich erkannte, dass die gerade gewonnenen Höhenmeter in Richtung Drachenfels wieder verloren gingen!
Flacher wurde es definitiv nicht! Dort wo sich früher Esel und Maultiere mit Touristen auf dem Rücken bergauf quälten, kämpfte sich die RHEX-LäuferInnen dem nächsten Etappenziel entgegen. Der lange Anstieg über den "Eselpfad" zum Drachenfels wurde am Ende mit "Köstlichkeiten" an der Verplegungsstelle bei "bester Aussicht" entschädigt. 

Frisches Obst, Riegel, Säfte, Wasser und Süssigkeiten!

Toll, was die vielen ehrenamtlichen Helfer auf der Strecke leisteten!


Obstbufett auf dem Drachenfels;-)))
Aussicht vom Drachenfels
Vom Drachenfels "steil bergab" nach Rhöndorf (Eventfotografie24)


In der "Seilschaft" bergauf!
Vom Drachenfels ging es über einen technisch anspruchsvollen Weg steil bergab! So langsam hatte man sein Schicksal akzeptiert und im Kopf plante man bereits, dass der nächste langezogene Anstieg über die Breiberge bis zur Löwenburg  kurz bevor stand! Nahe Rhöndorf erreichten wir den Talweg auf der Höhe des Alten Friedhofs und begannen mit dem Anstieg. Vorerst ging es moderat über eine Asphaltstraße bergauf. Nach einigen hundert Metern führte jedoch eine Spitzkehre auf den Waldweg, die uns zurück auf steile Pfade brachte. Immerhin gab es hier wieder einmal kurze Power-Walking-Passsagen;-) Obwohl der RHEX, mit knapp 300 Teilnehmern, keine Massenveranstaltung war, fanden sich bei den anstrengenden Aufstiegen immer wieder kleine "Seilschaften", die die Anstrengung gemeinsam meisterten. 


"Über den Breiberg"!



Von allen Strecken im Siebengebirge hat mich der Streckenabschnitt "in den Breibergen" am meisten fasziniert. Es waren Wege, die ich bisher noch nie gelaufen war - absolutes Neuland! Schön aber heftig ging es weiter in Richtung Löwenburg! Dort warteten die nächsten ehrenamtlichen Helfer am Löwenburger Hof mit Erfrischungen auf uns. Besonders die (erfahrenen) Trailläufer nahmen sich Zeit an den Verpflegungsstellen, tranken in Ruhe und schauten, dass sie zur Stärkung genügend Obst oder Riegel konsumierten. Mittlerweile war ich bereit diesem Vorbild bedingungslos zu folgen und gönnte mir die kurze Pause mit einer zusätzlichen Entspannungszeit für die Muskulatur!





Nach der Löwenburg wiederholte sich die gesamte Strapaze des abwechselnden bergab und bergauf noch ein letztes Mal. Ein langer Bergablauf in das Schmelztal und (natürlich) ein kräftezehrender (oder mehrere!) Anstieg(e) bis zum Himmerich! Kleine verschlungene Pfafde mit weichem Boden und breitere Waldwege mit hartem Schotter wechselten sich ab. Das Streckenprofil  im Hinterkopf  konnte man hier jedoch schon (leicht) entspannen. Mitten im Nirgendwo tauchte tatsächlich noch eine Verpflegungsstelle auf. Mit rockiger Musik aus dem CD-Playser heizte man uns für die letzten Kilometer ein! Von den freundlichen Helfer erhielten wir die gute Nachricht per Zuruf: Es ging Richtung Honnef nur noch bergab - dafür aber zuerst einmal extrem steil und unwegsam:-(

Steil bergab in Richtung Bad H


Nachdem wir aus dem Wald herauskamen  verlief die Strecke zuerst durch ein schönes Bachtal bis zur Jugendherberge Bad Honnef. 4km können sich ganz schön hinziehen! Und die kleinste Steigung tat nach mehr als 1000 Höhenmetern richtig weh. Dort warteten Helfer noch ein letztes Mal mit "Speis & Trank". 



Letzter Verpflegungsstand hinter der Jugendherberge Bad Honnef (Eventfotografie24)
Hinter den Häusern verschwand die Strecke auf einem kleinen Pfad entlang von Gärten. Am Ende (der Kräfte) ging es auf einem Zickzack-Kurs durch die Bad Honnefer City. Einen Teil des "Endspurts" hätte ich mir gerne erspart: Die Rampe der Fußgängerbrücke über die Gleise der Eisenbahn stellte die letzte Herausforderung des Tages dar. Danach ging es  "auf die Insel", vorbei am Schwimmbad und geradeaus ins Ziel:-)


"Abgekämpft" im Ziel! (Eventfotografie24)



Live-Musik im Ziel
Im Ziel auf der Insel Grafenwerth angekommen waren die Strapazen, bei immer noch gutem Wetter und jede Menge Bier (ohne Alk.!) schnell vergessen. Für die gute Stimmung im Ziel sorgten die vielen Zuschauer, eine  Big-Band mit Gesang und die vielen glücklichen Gesichter der erschöpten Läufer auf der "Zielwiese"

Klasse Event, tolle Strecke aber Sch..... anstrengend!

Diesen Lauf würde man definitiv vermissen! Auf den RHEX2018!




Bis bald

 






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