18.09.21

JUNGFRAU MARATHON 2021 | ready for take off!

Nach einer pandemiebedingten  „Wettbewerbspause“ von mittlerweile 18 Monaten stand am letzten Wochenende mein erster offizieller Marathonwettkampf an! Und es war sofort eine Veranstaltung der besonderen Art! Die New York Times bezeichnete den Jungfrau-Marathon als den schönsten Marathon der Welt! Wer die imposante Kulisse im Zielbereich, vor der Eiger Nordwand und unterhalb der Gipfel von Eiger, Mönch & Jungfrau jemals erlebt hat, wird dieser Aussage absolut zustimmen! 2019 war ich im dichtesten Nebel dort oben eingetroffen und hatte mir geschworen, dass ich zurückkehren würde um diese Traumkulisse einmal mit freier Sicht auf die Gipfel zu genießen! 2020 fiel das Rennen wegen der COVID-Pandemie aus;-) Doch dieses Jahr war die Gelegenheit vorhanden, den Traum wahr werden zulassen !

 

 


 

ANPASSUNGEN WEGEN CORONA

Es gab jedoch einige Veränderungen aufgrund der anhaltenden Corona-Situation: Um die Hygienevorgaben zu erfüllen, startete das diesjährige Rennen nicht in der Innenstadt von Interlaken, sondern auf der Landebahn des kleinen Flughafen! „ready for take of“ ;-) 

Die meisten LäuferInnen kamen am nahegelegenen Bahnhof Interlaken-Wilderswill an! Von dort ging’s dann auf einen kurze Morgenwanderung (1,5km) zum Flughafengelände. Die 4000 TeilnehmerInnen waren in 8 Startblöcken eingeteilt worden, welche im Abstand von 30 Minuten auf die Strecke geschickt wurden. 

 


Bereits der Zugang zum Check-In mit Startnummausgabe und Kleiderbeutelabgabe war in einem genauen Zeitfenster organisiert worden! Alles lief wie ein Schweizer Präzisionsuhrwerk geschmeidig ab ;-) Einlasskontrolle / 3-G Status / Check In - DRIN!

Das Beste an diesem Ablauf: Es gab nirgendwo lange Wartezeiten - noch nicht mal bei den Dixies ;-)))))) Über das Rollfeld ging man in den Startbereich auf der Startbahn. Hier war es sehr einfach die Abstandsregeln einzuhalten! Bei perfekten Laufwetter lauschten wir den Klängen der Schwyzer Nationalhymne (Schweizerpsalm) und schon ging’s los in Richtung Eiger, Mönch & Jungfrau 

 

Keine Wartezeiten durch "Blockabfertigung" ;-)))

BRIENZERSEE IM SONNENSCHEIN 

Die ersten Kilometer verliefen auf einer veränderten Streckenführung! Die Innenstadt von Interlaken wurde gänzlich ausgelassen und stattdessen lief man von Böningen aus für vier Kilometer am Brienzersee entlang. Besonders an diesem sonnigen Vormittag war dies eine sehr schöne Variante! Die 10km lange neue Startschleife führte anschließend über einen tollen Höhenweg zurück zum Flughafengelände und von dort, entlang der Originalstrecke hoch in die Berge! 

 

 

Der erste kleine Anstieg!


ENTLANG DER LÜTSCHINE

Durch die Ortschaften Wilderswil und Zweilütschinen zog sich das Feld der LäuferInnen, entlang dem kleinen Fluss Lütschine, langsam der Ortschaft Lauterbrunnen entgegen. Es ging mal mehr und mal weniger bergauf und wir durchquerten schöne Dörfer. Immer wieder tauchte der Gipfel der Jungfrau im Blickfeld auf und zeigte uns, wo sich unser Zielbereich befand;-) Die Lütschine rauschte kraftvoll und schnell ins Tal! Wir hingegen verringerten die anfängliche Pace ein wenig um Kräfte für den weiteren Anstieg zu sparen!

 

 

Entlang der Lütschine
 

VORBEI AM STAUBBACHFALL 

Mit der Ortschaft Lauterbrunnen erreichten wir die Halbmarathonmarke. Hoch über dem Ort fiel der imposante Staubbachfall 297 Meter in die Tiefe! Damit zeigte er uns LäuferInnen, sehr anschaulich die Höhenmeter an, welche wir bereits überwunden hatten;-) Es sollten jedoch noch weitere 1700 Höhenmeter folgen ;-) 
 

Staubbachfall
 
Boullion tut gut!

 

 
THE WALL“
Vorerst liefen wir noch eine kräfteschonende Runde durch das Tal hinter Lauterbrunnen. Zurück im Ort erreichten wir die legendäre „Wand“! Von hier ab ging‘s richtig steil bergauf, denn wenn der Schweizer von einer „Wand“ spricht, dann wird es spektakulär! Um dies zu unterstreichen durchquerte man einen Torbogen und in einer Dauerschleife tönte der Pink Floyd Klassiker „The Wall“ aus den Lautsprechern;-) Diesen Song hörte man nach einem gefühlt „unendlich“ langen Aufstieg zum Abschied noch einmal! 
 

THE WALL

„ANTRABEN“ IN WENGEN
Vor uns lag die Ortschaft Wengen (1283m). Bis zum Ortszentrum liefen wir über Wiesenwege am Hang entlang und genossen die Aussicht ins Tal. Fast 500 Höhenmeter hatten wir auf den letzten 4km überwunden und das spürte man ;-) Man wollte nur nicht darüber nachdenken, dass noch knapp 1100 Höhenmeter vor uns lagen;-) Kilometer 30 wurde erreicht und es ging tapfer weiter. Tatsächlich „ging“ man, hinter Wengen, schon recht häufig um Kräfte zu sparen. Immer mal wieder „Antraben“ doch am nächsten Anstieg war wieder „Powerwalking“ angesagt ;-) 
 
 Lauterbrunnen im Tal
 



Jungfrau-Massiv



Der „Cut-Off Hammer“ schlug in Wengen & am „Wixi“ zu :-(
Für viele LäuferInnen fand das Jungfrau-Abenteuer ein unerwartetes, teils dramatisches Ende! An zwei Cut-Off Punkten wurde „aussortiert“. Erster Cut-Off in Wengen (km 30,5) Wer diesen Punkt nicht in 4 Std. 25 Minuten nach persönlichen Start erreichte war raus! Das gleiche Schicksal drohte bei Kilometer 38,5 (Kontrollpunkt Wixi) bei einer Überschreitung der Cut-Off Zeit von 5 Std. 50 Minuten nach persönlichen Start (Quelle: Reglement - Jungfrau Marathon - Kontrollschlusszeiten)
 
 
Traurig - aber jeder/jedem TeilnehmerIn bekannt! Diese Cut-Off Kontrollen erfüllen beim Berglauf die Funktion des „Besenwagens“! Irgendwann müssen die vielen freiwilligen Helfer ihre teils spektakulären Plätze für Verpflegung und Erste Hilfe auch mal räumen können! Auf den letzten 4km befindet man sich immerhin im unwegsamen alpinen Raum! 
 



100%ige ALPENDRAMATIK
Als Entschädigung für die andauernde süße Qual bot uns die Region noch wunderbare Ausblicke ins Tal und auf die Gipfel! Die Rückkehr zum Jungfrau-Marathon hatte sich definitiv gelohnt - Stichwort: „Der Weg ist das Ziel“! Trotz aller Strapazen konnte ich mich mit jedem Kilometer darüber freuen! Hoch oben am Berg gab‘s übrigens eine Besonderheit bei der Streckenmarkierung. Alle 250m fand man die genaue Distanzangabe! Gute Info aber schlecht für die Moral ;-) Man wurde permanent darauf hingewiesen, wie lange 250m am Berg sein können! Für den Nachmittag hatte die Wettervorhersage aufkommende Bewölkung vorhergesagt und tatsächlich sah es so aus, da der Zielbereich immer mal wieder in Wolken gehüllt wurde!!!
 
 
Schon wieder 250m geschafft ;-)))


An der Liftstation „Wixi“ (km 38,5) war ein markanter Punkt erreicht. Mittlerweile hatten wir eine Höhe von 1855m ü. M. erreicht. Die Strecke verlief um die Felsen herum auf einen schmalen Single-Trail mit Wurzeln und Steinstufen. Ein technisch anspruchsvollen Gelände! Leider  spürte ich an dieser Stelle nicht den gleichen „zweiten Wind“, wie 2019 und kraxelte weiter mühselig bergauf!
 

 
IMMER WEITER HOCH HINAUF
Bereits auf den ausgetretenen Pfaden vor der Moräne zählte die unbedingte Willenskraft. Hintereinander weg  „wanderten“ wir den Berg hinauf und an den Felsstufen sorgte ein Moment des „Innehalten“ für ein wenig Entlastung! Die Köpfe gesenkt ging es immer weiter bergauf! Der Bodenbelag wechselte und das Geröll signalisierte, dass die Moräne erreicht war! Das Erlebnis sorgte für Gänsehaut. Der Blick zurück ins Tal zeigte die LäuferInnen, die sich wie auf einer  „Ameisenstraße“ den Berg hochbewegten und vor uns erhoben sich die steilen Felswände von Eiger, Mönch & Jungfrau! Theatralisch hüllten die Wolken mal den einen und mal den anderen Gipfel ein! Die Natur bot uns an diesem Septembertag wahrlich ein großes Theater;-) Fast schon zu perfekt, denn plötzlich ertönte der Sound zweier Dudelsäcke :-) WOW ! War das ein Gefühl! Alles Tipp-Topp würde der Schweizer sagen ;-) Ich sage dazu: WUNDERBAR!!!
 





Bisher war dort die höchste Stelle des Jungfrau-Marathon gewesen. Dies war in diesem Jahr jedoch anders. Es sollte noch einmal hoch hinauf gehen ;-) Vorerst sorgte jedoch der traditionelle „Schokifels“ für Gaumenfreude. Dieses Stück Schokolade hatten wir uns redlich verdient! An den Felsstufen standen mehrere freiwillige Helfer und sicherten den sicheren Tritt am Fels! 1000 Dank an die 1700 HelferInnen! Ihr wart wie immer großartig! Es ist schon beeindruckend, dass auf 3195 gestartete LäuferInnen (Gemeldet: 4284) so viele Helferinnen bereitgestellt werden konnten! Auf zwei LäuferInnen kommt ein Helfer!!! 
 
 
"Schokifels" auf 2000m Höhe - 1000 Dank an alle freiwilligen Helfer !!!

500 Meter bergab vor dem finalen Anstieg!

 
ANSTIEG BIS ZUM ZIELLINIE!
Nach 42,195 km und knapp 2000 Höhenmeter lag das Ziel höher als jemals zuvor! Statt auf der “Kleinen Scheidegg“ war die Eigergletscherstation auf 2300m das Ziel! Die zusätzlichen ca. 200 Höhenmeter mussten auf 1,5 Kilometer über einen extrem steilen Weg erkämpft werden. Niemals zuvor bin ich bis unmittelbar auf die Ziellinie in einem vertikalen Streckenabschnitt gelaufen! Die Steigung endete direkt auf der Ziellinie!!! 
Auf den letzten Metern musste ich alle noch vorhandene Kräfte bündeln um im Laufschritt dem Ziel entgegenzulaufen! Auf der Ziellinie blieb ich jedoch demonstrativ stehen, reckte meine Arme in den Himmel und genoß einfach diesen einmaligen Moment! 
 
 
YEAAAHHHHHHHH !!!

 
Da wartet meine Medallie :-)

 


hard earned medals are simply the best!


Der Zieleinlauf unter solch schwierigen Bedingungen war ebenfalls dem Hygienekonzept geschuldet. Kurz hinter der Ziellinie wartete mit dem Eiger-Express eine der modernsten und teuersten Seilbahnen der Alpen.Mit dieser Hig-Tech-Bahn der Superlative konnten die Läufer schnell & sicher aus dem Zielbereich ins Tal zurück transportiert werden!

Ein großartiges Rennen, perfekt organisiert, super Wetter, ein harter Kampf der die Willenskraft herausforderte und Glücksgefühle auf der Ziellinie! 18 Monate Wartezeit hatten sich gelohnt! Die Bilder sagen mehr als 1000 Worte! 


 

Bis bald

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