02.09.22

FlussLauf Sieg | How to become a Siegtalfrontrunner ?!

Einmal die Sieg von der Quelle bis zur Mündung, in Etappen, entlanglaufen! Dieser Plan beschäftigte mich nun schon seit längerer Zeit! Die Strecke, welche der Fluss, zurücklegt misst insgesamt 155km und führt durch tolle Landschaften. In der letzten Augustwoche habe ich meinen „Traum“ endlich verwirklicht! Auf 6 Etappen von der Quelle bis zur Mündung bin ich, meist nah am Flussufer, entlanggelaufen und habe, bei diesem Projekt,  auf viele Trails, abseits der Sieg, verzichtet! Deine Sieg hat jedoch einen entscheidenden Vorteil! Sie fließt stetig bergab ;-) Auf meiner Laufroute ging’s auf einer Gesamtlänge von 162km insgesamt 1450m bergauf und 2010m bergab!

Viele schöne Stellen habe ich entdeckt, kleine Abenteuer erlebt, viel geschwitzt und am Ende mit „feuchten Augen“ den Rhein bei Mondorf/Bonn erreicht! Dieser Post beschreibt einen wunderschönen FlussLauf durch die Naturregion Sieg :-)




An Anfang stand die Planung. Der Lauf sollte an aufeinanderfolgenden Tagen (ohne Ruhetag) durchgeführt werden. Die erste Frage war: Wieviel Kilometer/Tag wollte ich mir „zumuten“?




Da der größte Teil der Etappen an Arbeitstagen gelaufen werden musste, plante ich vorsichtig. Die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln musste in das Zeitfenster (für Anfahrt, Lauf, Rückreise) eingeplant werden. Es galt natürlich zu bedenken, dass es Ende August bereits früher dunkel wurde Besonders die erste Etappe von der Siegquelle bereitete mir entsprechend  Kopfschmerzen: Anfahrt mit dem Zug 50min, Wartezeit bis zum Bus 20min. Busfahrt bis zum Start bei der Siegquelle 45min! Das Gute an der Sache: Danach wurde es definitiv einfacher;-)



FlussLauf Sieg - 6 Etappen von der Quelle bis zur Mündung - 162km


Am Ende der Planungsphase hatte ich 6 Etappen definiert mit einer Streckenlänge zwischen 25 und 30 Kilometer :-) Es konnte losgehen!



Die Sieg:

Der Flussname Sieg kommt nicht von Sieg im Sinne von Triumphieren, obwohl dies sehr gut zu meinem Laufabenteuer gepasst hätte! Man leitet es vom keltischen Wort Sikkere ab, was so viel bedeutet wie „schneller Fluss“ (verwandt ist der ebenfalls keltische Name der Seine) Allerdings wird der Flussname in der Namensforschung auch auf die indoeuropäische Wurzel seik zurückgeführt, welche soviel wie „ausgießen, seihen, rinnen, tröpfeln“ bedeutet. 

Welche dieser Herleitungen die richtige ist, ist noch nicht zweifelsfrei geklärt. [Wikipedia]



Siegtal bei Eitorf 🦆🌾🌳Das keltische Wort "Sikkere" bedeutet "Schneller Fluß" und ist Namensursprung für "Sieg"‼️Die Eisenskulptur an der Brücke ist "keltische Baumschrift"



1. Etappe | Siegquelle Rothaargebirge  bis Siegen | 27km


Die Siegquelle liegt, auf 603m Höhe,  in der Nähe der Ortschaft Walpersdorf (Kreis Siegen Wittgenstein). Ganz in der Nähe entspringen auch die Flüsse Lahn & Eder.

Für mich war es der erste Besuch im Quellgebiet Nach ein paar Fotos von der Quelle ging’s erstmal einige Kilometer stetig bergab.








"Flussbett" (10m)


Im Wald folgte ich, so gut wie es ging, dem „Flussbett“ ;-) Tatsächlich war es weniger als ein Rinnsal. Man konnte jedoch gut erkennen, dass es hier im Herbst/Winter mehr Wasser geben musste. Nach 5km glitzerte das Wasser im Bächlein Sieg jedoch schon deutlicher.


Walpersdorf war erreicht und am Dorfrand floss die „junge Sieg“ durch die Wiesen. Den dichten Wald hatte ich hinter mir gelassen und meistens ging’s nun über Wiesen & Felder.


"junge Sieg" bei Walpersdorf (KM5)



Mit jedem Kilometer konnte man beobachten wie aus der Sieg ein „größerer Bach“ wurde. Oft war die Sieg gar nicht zu erblicken, aber die Bäume an ihrem Ufer boten  einen angenehmen Schatten. In Deuz war das Flussbett bereits relativ breit, aber Wasser fehlte dem Flüßlein immer noch. Bis nach Nephten änderte sich dies nicht besonders. 





Die erste Etappe sollte zurück zum Hbf. Siegen verlaufen und nach soviel Natur am Wegesrand wurde die letzten Kilometer zur „Tortur“. Besonders in der Innenstadt verlief der Fluss lange Strecken unter einer „Autobahn auf Stelzen“ - Arme Sieg!



Arme Sieg ;-( (KM26)



Immerhin konnte ich kurz vor dem Etappenziel eine schöne & erfolgreiche  Renaturierungsmaßnahme in der Siegener City bewundern. Da, wo vor einigen Jahren, die Sieg noch von einem Betondeckel überdacht war und ein Parkplatz lag, plätscherte das Flüsslein in der Abendsonne. Auf Betonstufen können die Menschen mittlerweile am Ufer sitzen und diesen tollen Anblick genießen!



Natur statt Parkplatz - Schöne & erfolgreiche  Renaturierungsmaßnahme in der Siegener City (KM28)



Besuch beim Krönchen!

Das Krönchen ist das Wahrzeichen der westfälischen Stadt Siegen.  

Die Plastik stellt eine überdimensionale Krone mit Windpfeil und Windrose dar. Das Krönchen ist ein Geschenk von Fürst Johann Moritz zu Nassau Siegen an die Bürger der Stadt Siegen. Der Anlass war seine Erhebung in den Fürstenstand (1652). Mittlerweile wurde das Orginal durch ein Replikat aus vergoldetem Edelstahl ersetzt. Das Original aus dem 17. Jahrhundert hängt seitdem im Portalbereich im Turm der Nikolai-Kirche. 






2. Etappe | Von Siegen  nach Kirchen | 25km


Am nächsten Tag ging es erneut mit der Regionalbahn (RE9) nach Siegen. Diesmal lief ich sofort vom Hauptbahnhof los in Richtung Betzdorf, hinein in den Rheinland-Pfälzischen Teil der Naturregion Sieg. Zunächst war es eher ein City-Run, aber nach kurzer Zeit folgte ich dem Sieguferweg in Richtung Eiserfeld






Über dem Ortsteil ragte die imposante Siegtalbrücke (Autobahnbrücke) in den Himmel hinein. Bis nach Mudersbach zog sich meine Strecke angenehm durch Wald & Flur und begleitete den Fluss. Leider musste ich jedoch auch immer wieder entlang der Haupstraße laufen. Vielleicht sollte man hier & da auf dem Natursteig Sieg ausweichen?!

Für mich ging’s ab Brachbach wieder zurück in die „Wildnis“. Im wahrsten Sinne des Wortes: Die „Komoot-Route“ kannte leider nicht alle Wege die durch Baumstürze unpassierbar waren und führte mich auch schon mal über recht zugewachsene Wege! Brombeersträuchern können recht schmerzhafte Wunden hinterlassen ;-)))





Kirchen (KM52)


Kurz vor Kirchen lief es sich auf breiten Waldwegen wieder sehr angenehm und als Highlight thronte über der letzten Siegschleife hoch

über dem Tal die Freusburg. In Kirchen war das nächste Etappenziel erreicht!


3. Etappe | Von Kirchen nach Wissen | 25km


Zu Beginn der Etappe lief ich über einen wunderschönen Pfad, hoch über der Sieg und vorbei an tollen Felswänden. Die ersten Kilometer waren eine „Vorab-Entschädigung“ für einige Kilometer entlang der Landesstraßen vor und hinter Betzdorf. In diesen Momenten wurde mir wieder einmal klar: Möglichst nahe an der Sieg muss nicht die beste Route sein ;-) Im Nachhinein ist man natürlich immer schlauer!



Zwischen Naturschauspiel ...... 

.......und Landstraßenromantik ;-)




Trotzdem sind mir einige der Siegschleifen in bester Erinnerung geblieben. Naturschutzgebiete in wunderschöner Landschaft. Mittlerweile hatte sich die Sieg zu einem „richtigen“ Fluss entwickelt und zog sich in einem breiten Flussbett durch das Tal!




Finisher-Radler in Wissen (KM78)



4. Etappe | Von Wissen nach Schladern | 26km


Nach dem Start am Bhf. führte die Strecke an der kleinen, aber feinen Siegpromenade entlang. Anschließend ging’s zurück in die Natur! Vis a vis der Nistermündung lief es sich angenehm auf schattigen Wegen. Diesmal ging’s hinauf auf die Sieghöhen. Bei Bitzen traf ich auf den Natursteig Sieg und machte einen kurzen „Ausflug“ zum Aussichtspunkt „Kanzels Ley“! Genau die richtige Stelle um die „Halbzeit“ meines „FlussLauf“ zu feiern!!! Abseits der Siegsteig Route ging’s, durch den Wald, zurück an die Sieg. Eine langgezogene Siegschleife trennte mich noch von, der mir bestens bekannten Laufregion Windeck. In Windeck-Au erreichte ich Nordrhein-Westfalen und konnte ab sofort (fast) ohne GPX-Uhr meine Strecke finden ;-)







Um einen wunderschönen Trail entlang der Sieg zu laufen, musste ich jedoch noch einmal die Flussseite wechseln und zurück nach Rheinland Pfalz wechseln :-) Über Pfade und durch kleine Dörfer ging’s bis nach Rosbach/Sieg. Nach 95km erreichte ich den Radweg Sieg, der sich von hier aus, fast vollständig entlang dem Ufer, bis zur Mündung führt. 



Au/Sieg 


Wasserfall Schladern (KM104)



Das Siegtal zieht sich quer durch die Gemeinde und an beiden Uferseiten präsentiert sich das Bergische Land von seiner schönsten Seite. Steile Berghänge, tiefeingekerbte Bachtäler und wunderschöne Höhenzüge machen diese Gegend zu einer idealen Laufregion. 





Auf dem Siegweg geht’s entlang des Flusses von einer Flussschleife zur nächsten! Einmal im Jahr findet sogar ein Sommerlauf-Event statt. Beim Windecker Sommerlauf treffen sich Familien, Klassen, Unternehmen, Stammtische & Freundeskreise:-) Eine wunderbare Mischung, mit familiären Charakter! Von hier ab gab’s keine Irritation über den „richtigen“ Weg zum Ziel!  Einfach dem Wasser folgen und laufen ;-) Als würdiger Abschluss wartete der Siegfall in Schladern auf mich. Obwohl die Sieg sich mittlerweile zu einem breiten Fluss entwickelt hatte, war der „Wasserfall“ aufgrund der anhaltenden Trockenheit nicht besonders imposant - aber trotzdem schön!



5. Etappe | Von Burg zu Burg | Schladern bis nach Stadt Blankenberg | 31km


Ab Schladern verlief die Strecke zu Beginn über einen Weg, der nicht direkt an der Sieg entlang führt. Für LäuferInnen, ist der steile Single-Trail, den ich benutzt habe, eine reizvolle Streckenführung. Von dem Höhenweg konnte man die Burg Windeck auf einem Felsvorsprung erkennen! Die Ruine von Burg Windeck thront hoch über dem Siegtal! Die imposante Burganlage diente als Grenzfeste der Grafen von Berg gegen die Grafen von Sayn und wurde 1174 erstmals urkundlich erwähnt. Zerstört wurde die Burg im Jahr 1860 durch die Franzosen.  Nach einem ruhigen Siegbogen bei Dreisel traf ich wieder auf den asphaltierten Radweg Sieg!



Dreisel

Dattenfeld



Von nun an ging’s wieder sehr nah entlang der Sieg. Ab Dattenfeld verlief die Strecke auf dem Kurs des, bereits erwähnten, „Windecker Sommerlauf“. Die Strecke zwischen Dattenfeld und Hoppegarten gehört für mich zu den schönsten Abschnitten entlang  der Sieg. 








Über Röcklingen, Herchen & Stromberg ging’s, ohne nennenswerte Steigungen, weiter bis nach Eitorf. Der nächste Abschnitt hinter Eitorf war der nächste landschaftliche Highlight! Ab Merten hieß es noch einmal „Siegtal pur“. Nah am Fels & hoch über der Sieg zog sich der Weg in Richtung Stadt Blankenberg. Auf einem Fels über dem Siegtal thronte das mittelalterliche Städchen und die Burganlage, welche den Abschluss dieser schönen Etappe bildete!



Staustufe Unkelmühle (KM120)

Eitorf - Kelterser Brücke





Blick ins Siegtal (Stachelberg)


Blankenberg (KM134)



6. Etappe | Von Stadt Blankenberg bis zur Siegmündung | 28km


Hinter Stadt Blankenberg zog sich der Radweg Sieg weiterhin nah am Fluss entlang. Ein Teil dieser Strecke wird alljährlich beim Europalauf Hennef genutzt. Über Allner führte meine Strecke, über den Horstmann-Steg, nach Hennef-City. 




Hennef/Sieg



Von hier aus ging’s über den Siegdamm weiter zur Kreisstadt Siegburg. Die 10 Kilometer auf dem Deich fordern Körper und Geist intensiver als die Abschnitte entlang kurzer, überschaubarer Siegschleifen. Die Strecke präsentierte sich als eine Aneinanderreihung von endlos langen Geraden und es fehlte größtenteils an Schatten. Im Herbst/Winter ist häufig der kalte Wind ein gefürchteter Gegner. Für mich ist es jedoch die perfekte Strecke zur Marathonvorbereitung! Am besten läuft man allein, damit alle erwähnten Herausforderungen  die nötige „Rennhärte“ entwickeln helfen;-)





Siegburg Kreishaus & Michelsberg (KM148)


Von Siegburg aus verlief die Strecke durch eine große  Ebene. Die Höhenzüge rechts und links der Sieg waren seit Hennef verschwunden. Die höchsten Erhebungen bildeten lediglich die Deichkronen;-) In den vergangenen 5Tagen waren mir die Auswirkungen der extremen Trockenperiode überall aufgefallen, aber hier, kurz vor der Mündung in den Rhein, war die Umgebung eine Steppe! Die Sieg sah dabei gar nicht mal so ausgetrocknet aus. Hier hatte ich im mittleren Verlauf weitaus „steinigere“ Abschnitte gesehen. Was fehlte war das „Grün“ der Laubwälder am Nutscheid oder dem Bergrücken des Westerwaldes. 




Siegdamm Mondorf (KM158)



Kurz vor Mondorf wollte mir die Natur noch einmal das Gegenteil beweisen. Der alte Laubbaumbestand in der Siegaue schaffte es, noch einmal, einen „Klecks“ grüner Farbe an die Strecke zu zaubern! Das beste war jedoch, dass auf den letzten Kilometern der Schatten der Bäume ein angenehmes Klima schaffte. Mittlerweile näherte sich zwar die Dämmerung und die Strecke zog sich noch 4km hin, bis ich endlich am Ziel meines Läufertraums war! Die Siegmündung in den Rhein bei Mondorf/Bonn. Bei Sonnenuntergang angekommen! Was will man mehr?




Siegmündung bei Mondorf

"Runners High"


TRAIL & RUN


Rail, Run & have fun!!!

Ich kann diesen Etappenlauf als kleines Laufabenteuer absolut empfehlen und stelle die GPX-Datei aus der Komoot App gerne zur Verfügung! 

Einige unangenehme Streckenabschnitte habe ich bereits „eliminiert“. Ich würde empfehlen, dass man zwischen Mudersbach und Kirchen, Abschnitte des Natursteig Sieg nutzt! Hier war ich, für meinen Geschmack entweder zu lange an vielbefahrenen Straßen unterwegs oder musste mich durch verwilderte Wege kämpfen ;-) 



SIEGTALFRONTRUNNER  !!!


Alles in allem war es ein kleines aber feines Abenteuer, welches ich, in den letzten Tagen meines 9,-€ Ticket/August gegönnt habe. Ich könnte mir sehr gut vorstellen einmal eine Herbstedition zu laufen;-) Mehr Wasser im Flussbett & Indian Summer Feeling in der Naturregion Sieg. Vielleicht kommt ja der/die ein oder andere mit ?!





Bis bald 

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