11.01.16

Eiswürfel auf´s Knie! - Woher kommt der Schmerz im Knie und wie wird man ihn wieder los?!

Schmerzen im Knie gehören  zu den häufigsten Beschwerden im Gelenkbereich. Unser größtes Gelenk ist bei Langstreckenläufern besonders anfällig für schmerzhafte Verletzungen. Beim Laufen wirkt das zwei- bis dreifache des Körpergewicht auf die Beine ein. Obwohl sich durch die verstärkten Kniegelenke und der damit verbundenen vergrößerten Auflagefläche, der Druck des Aufprall besser verteilt, kommt es häufig aufgrund von Überbelastungen zu  Knieschmerzen.  Bisher hatte ich noch keine größeren Probleme und war entsprechend überrascht als ich zum Ende des Laufjahres 2015 unangenehme Schmerzen spürte, die mich zu einer Trainingspause zwang.


Eiswürfel auf´s Knie?



Die Suche nach der Ursache endete in einer Entdeckungsreise durch ein kompliziertes Gelenk mit vielerei Schwachstellen. In diesem Post geht es um die häufigsten Ursachen von Knieschmerzen und wie man Sie erkennt! Diese Übersicht dient  dabei lediglich zur Orientierung und ersetzt keinen Arztbesuch! Halten die Schmerzen mehrere Tage an, sollte man einen Mediziner konsultieren!

Unsere Knie sind nicht nur das größte Gelenk unseres Körpers, sondern auch kompliziert aufgebaut. Es verbindet die zwei längsten und stärksten Knochen (Oberschenkelknochen & Schienbein) miteinander. Die einzelnen knöchernen Gelenkteile greifen hierbei  nicht exakt ineinander und werden vielmehr von verletzunganfälligen Muskeln und Bändern zusammengehalten und unterstützt von den Menisken.


Häufig verletzt am Knie: Menisken (Gelenkkörper) und Bänder (Bildquelle: Apotheken Umschau)
"Außen- und Innennmeniskus sind halbmondförmige elastische Knorpelscheiben, die im Kniegelenk zwischen den Gelenkflächen des Ober- und Unterschenkel liegen Damit sorgen Sie für die Stabilisierung und als Puffer für eine optimale Druckverteilung zwischen den Gelenkflächen)! "
Knieschmerzen können in unterschiedlicher Form auftreten und werden grundsätzlich in pochend, stechend, ziehend, brennend oder drückend eingeteilt.



(Bildquelle Apotheken Umschau)

Mögliche Ursachen für Schmerzen im Kniegelenk:

Knorpelverletzungen: Stark belastete Gelenke, wie die Knie leiden häufig über Verschleißproblem.Wichtig für eine reibungsfreie  Bewegung der Gelenke ist ein gesunder Knorpel als "Gleitmittel". Hält der Knorpel den Kräften nicht mehr stand entsteht eine Arthrose. Der Knorpel bedeckt die Oberfläche von Schienbein, Oberschenkel und die Rückseite der Kniescheibe im Kniegelenk. Als 2-8mm dicke Schicht wirkt er wie ein Stoßdämpfer und federt die Stöße beim Laufen ab. Knorpelverletzungen werden in  akute Verletzungen  und chronische Verschleißerkrankungenn eingeteilt. Im letzten Fall spricht man von einer Kniegelenksarthrose. Wird ein abgelöstes Knorpelteil eingeklemmt spricht man von einer Blockade. Im Frühstadium eines Knorpelverschleißes gibt es die Knorpelerweichung - die Chondromalacia patellae (hinter der Kniescheibe).  Dies ist eine lokal begrenzte Knorpeldestruktion in deren Folge sich eine Entzündung der Gelenkkapsel entwickeln kann.


Femoropatellares Syndrom: Wenn die Kniescheibe durch schwache oder ermüdete Oberschenkelmuskulatur  nicht mehr "mittig" im Gleitlager läuft kommt es zu einer permanenten Reibung des Knorpels und einer  dadurch verursachten Entzündung. Die Schmerzen treten oft stechend im vorderen Kniebereich oder in ihrem Umkreis auf.

Tractus-Ilio-tibiales-Bandsyndrom (Läuferknie): Typischerweise wird dies durch Überbelastung des Kniegelenkes hervorgerufen. Meist spürt man einen stechenden Schmerz an der  Außenseite des Knies. Die Ursache besteht darin, dass eine Sehnenplatte (Tractus) am äußeren Kniehöcker entlang scheuert und dadurch eine Sehnenreizung entsteht.Vorbeugend kann man vor längeren Ausdauerleistungen gezielt Dehnungsübungen durchführen. Sind die Schmerzen an der Außenseite des Knies lokalisiert, sollte man auch an eine Verletzungen des Außenmeniskus denken.

Sind die Schmerzen eher an der Innenseite des Knies lokalisiert, sollte man an eine Verletzungen des Innenmeniskus oder eine mögliche Arthrose denken. Bei belastungsabhängigen Schmerzen an der Innenseite des Knies ist eine degenerative Ursache wahrscheinlicher. Es kann sich jedoch auch um einen entzündeten Schleimbeutel handeln. Die Schleimbeutel liegen überwiegend in der  Nähe von Gelenken und sind flache Gewebestrukturen, die eine Gleitschicht und eine Art Dämpfer zwischen harten und weichen Strukturen bilden.

Knieschmerzen an der Vorderseite können direkt durch eine verformte oder verschobene Kniescheibe (Patella) ausgelöst  werden. Weiterhin kann eine Überlastung der Patellasehne - auch als Patellaspitzensyndrom (Spingerknie)  - Schmerzen unterhalb der  Kniescheibe auslösen.

Das Plica-Syndrom ist eine Verdickung von Falten der Gelenkinnenhaut. Diese können anschwellen oder eingeklemmt werden, was zu einer Entzündung und Schmerzen im vorderen Bereich des Kniegelenk führen.

Zwangsweise Lauffrei ins neue Jahr!!!
Zurück zu meinem eigenen "Unglück"! Ein Blick auf meinen Trainingsplan der  letzten Wochen zeigte, dass ich harte Laufwochen hinter mir hatte. Ich hatte mich seit dem Herbstmarathon  nur kurz geschont und bin noch bei zwei anstrengenden Bergläufen (Drachenlauf & Siebengebirgshalbmarathon) gestartet. Eine Überlastung als mögliche Ursache war naheliegend!

Was mir Sorgen bereitete, war die Tatsache, dass eine Reduzierung des Trainingsprogramm keine nennenswerte Verbesserungen brachte und der Schmerz bei den wenigen "Anläufen" sehr unangenehm wurde. Den Schmerz lokalisierte ich vorrangig im vorderen Bereich des Knies!

Während meiner Laufpause erinnerte ich mich daran, dass ein Orthopäde meine sehr "harte und verspannte" Oberschenkelmuskulatur bemängelt hatte. Ich bin ein echter  "Dehnungsmuffel" und hatte mich zuletzt mehr auf Dehnungsübungen der Achillessehnen konzentriert. Durch die sehr harte und verspannte Oberschenkelmuskulatur ist die Kniescheibe jedoch sehr "eingespannt",  unbeweglich und übt einen festeren Druck auf den Knorpel aus.



Macht die Kniescheibe zu viel Druck aufs Knie, kann der Knorpel dazwischen Schaden nehmen und das Knie vorne weh tun (Bildquelle: Apotheken Umschau)

Könnte hierin die Ursache meiner Knieschmerzen liegen? Ab sofort wurden die Dehnübungen für Oberschenkel und den Tractus (siehe Tractus-Ilio-tibiales-Bandsyndrom) wieder regelmässig eingesetzt und es kam tatsächlich zu ersten Verbesserungen der Symptome.

Bunte Pflaster - stabilisierend, schmerzlindernd und stoffwechselanregend
Parallel hatte ich mich über  Kinesio Tapping und den Einsatzbereich  bei Knieschmerzen (Läuferknie) informiert. Bei einem Termin in einer physiotherapeutischen Praxis wurde zuerst eine genaue Untersuchung auf druckempfindliche Schmerzen und Bewegungseinschränkungen durchgeführt. Viele Ursachen für die Knieschmerzen (z.b. Schleimbeutelentzündung) konnten hierdurch ausgeschlossen werden. Die Physiotherapeutin stellte jedoch ebenfalls die Verhärtung bzw. Verspannung, (besonders) des linken Oberschenkels fest.





 "Vor rund 30 Jahren entwickelte der japanische Chiropraktiker Kenzo Kase ein spezielles Pflaster: hochelastisch, atmungsaktiv und hautfreundlich. Wie eine zweite Haut dehnt sich das Tape und zieht sich wieder zusammen, ohne die Bewegungsfreiheit einzuschränken. Dabei wirkt es schmerzlindernd und stoffwechselanregend.  Durch das elastische Tape wird die Haut bei jeder Bewegung ganz sanft geliftet und massiert, so werden Lymph- und Blutfluss angeregt. „Entzündungen klingen schneller ab, der Druck lässt nach und damit auch der Schmerz, meist schon kurz nach dem Tapen“, sagen Befürworter. Schließlich reguliert das Pflaster den Muskeltonus und stützt die Gelenke über eine bessere Wahrnehmung von Beweglichkeit und Belastbarkeit.S o die Theorie, die nicht wissenschaftlich, aber durch reichlich praktische Erfahrung belegt scheint. "

Die Tapes waren absolut nicht störend und vermittelten mir ein Gefühl der Stabilisierung. Definitiv wurden die Beschwerden besser! Den genauen Anteil der Tapes kann ich leider nicht genau definieren, da ich sehr intensiv die Dehnungsübungen durchführte. Mittlerweile habe ich den ersten 20km-Lauf (langsamer langer Dauerlauf) auf flacher Distanz (Asphalt) fast problemfrei absolviert.

Flexibler Laufstil zur Unterstüzung?!
Ich machte jedoch eine interessante Beobachtung. Bei Anstiegen wechsel ich (typischer Fersenläufer) zum Vorderfußläufer. Dabei hatte ich festgestellt, dass das unangenehm drückende Gefühl verschwindet. Deshalb versuchte ich auf kurzen Streckenabschnitten im Mittelfußlauf eine Entlastung zu  erzielen, da dieser Laufstil die Knie weniger belastet! Tatsächlich gelang dies und  das drückende Gefühl verschwand fast vollständig.

Ich hoffe, dass diese kurze Übersicht hilfreich ist und Ihr ansonsten schmerzfrei durch die Laufsaison kommt!

Bis bald

1 Kommentar:

  1. bin gerade über google auf dich gestoßen. finde mich 1:1 in deiner Geschichte wieder. vielen dank für deinen Artikel!

    AntwortenLöschen