25.10.19

Transalpinerun 2019 Mein Weg zum Transalpine Run Finisher 2019

15 Jahre Transalpinerun (TAR) Für das Jubiläumsjahr hatten die Organisatoren, dieses Jahr, einen Teil der Originalstrecke von 2004 wieder aufleben lassen. Der Startschuss für den TAR 2019 erfolgte wie im Anfangsjahr in Oberstdorf. Und wie damals ging es für die Teams acht Tage lang über die legendäre Westroute durch vier Länder bis ins italienische Sulden am Fuße des Ortlers. Mit dabei war auch Pia und Ihr Freund Bernd. Sie berichten heute, wie es Ihnen auf dieser Tour „Quer über die Alpen“ ergangen ist!

Hallo Zusammen, ich heiße Pia, bin 27 Jahre und darf einen Gastbeitrag über meinen Weg zum Transalpinerun 2019 schreiben. Dafür möchte ich mich bereits jetzt bei Jörg bedanken. Ich habe lange überlegt, wo ich mit meiner Geschichte starte und habe mich dann dazu entschieden, am Punkt zu starten, als ich das allererste Mal mit dem Transalpinerun in Berührung gekommen bin. 

 




LAUFCAMP MIT CARSTEN EICH
Alles begann auf Malle im März 2018. Mein Partner und ich nahmen an einem Laufcamp von Laufen.de teil. Da das Camp für jeden Leistungslevel ausgeschrieben war, machte ich mir keinen großen Kopf über die Teilnahme. So war es dann auch, denn die TeilnehmerInnen  konnten sich jeden Tag eine Laufgruppe aussuchen und in dieser ihr persönliches Tempo wählen. Meine Gruppe war jeden Tag die langsamste, was mich überhaupt nicht störte und mein Freund siedelte sich immer in den schnelleren Gruppen an. Wir hatten während dieser Tage so viel Spaß und lernten viele tolle Leute kennen, untere anderen auch Jörg und seine Frau Christine.
 




FEUER & FLAME FÜR DEN TAR!
In dieser LaufCamp-Woche zeigte uns das Team den Film von Norbert Hensen und Franky Bauknecht, die 2017 am Transalpine Run (TAR) teilgenommen hatten. Atemberaubende Bilder und Emotionen pur! Klar, dass wir danach „Feuer und Flamme“ für diesen Lauf waren. Viele Überlegungen rasten durch meinen Kopf;-) Das werde ich wohl nie schaffen und wenn einer die Chance hätte, bei solch einen Lauf mitzumachen, dann mein Freund (er hatte schon ein deutlich höheres Leistungslevel als ich)! Kurze Zeit später erfuhren wir, dass es 2018 das erste Mal möglich sei, nur die ersten zwei Etappen zu laufen, der sogenannte RUN2 (43+28km). Jeder normale Mensch hätte dazu gesagt, dass auch dies für Laufanfänger, wie mich, nicht zu schaffen wäre. Mein längster Lauf war bis dato  (vor dem Laufcamp) 12 km gewesen und im Laufcamp hatte ich das erste Mal einen 15 km Lauf absolviert. Aber ich wusste ja nicht, ob der RUN2-Lauf auch im nächsten Jahr nochmal angeboten werden würde und wollte es unbedingt meinem Freund ermöglichen an diesem Event mit mir teilzunehmen. So meldeten wir uns nach kurzer Bedenkzeit an. Ich versuchte so oft wie möglich zu trainieren, musste jedoch feststellen, dass es neben meinem Studium und dem Einrad Training, nicht immer so funktionierte, wie ich es mir vorgenommen hatte;-) 
 

RunningCamp mit Carsten Eich


So kam der RUN2 und mein längster Lauf in der Vorbereitung war ein 24km Hindernisslauf;-)




RUN2
Mein Plan, von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation laufen und dort immer vor den Cut-off Zeiten ankommen, da man sonst aus dem Rennen genommen wird. Der Plan ging perfekt auf, wir waren an allen drei Verpflegungsstationen vor der Cut-off Zeit und körperlich ging es mir besser, als ich es mir jemals vorgestellt hätte. Umso länger das Rennen lief, umso weiter sind wir im Teilnehmerfeld nach vorne gekommen! Laut meiner Uhr lagen wir super im Rennen. Der größte Schock kam, am „5km to go“ Schild, denn laut meiner Uhr hätten es nur noch 2km sein sollen;-) Nach kurzer Kalkulation  wussten wir, dass es nicht nur knapp, sondern verdammt knapp werden würde, um das Ziel im Zeitlimit zu erreichen. So versuchte ich nochmal alles aus meinem Körper rauszuholen, was in ihm steckte. Dies war auf der steilen Downhill-Strecke am Schluss der Etappe gar nicht so leicht;-) Die Minuten verstrichen und das Ziel rückte kaum näher. Die letzten 2km waren zum Glück wieder gut laufbar und mein Freund nahm mich an der Hand und zog mich hinter sich her. So schafften wir es tatsächlich noch rechtzeitig ins Ziel und waren ganze zwei Minuten vor Zielschluss im Ziel. 

Der zweite Tag startete nicht besser als der letzte aufgehört hatte! Ich kämpfte mich mühsam den ersten steilen Berg nach oben und fand schwer ins Rennen rein. Auch hier zog mich mein Freund wieder und versuchte alles um mich irgendwie den Berg hochzubekommen. Schritt für Schritt fand ich besser ins Rennen und wir schafften es 5 min vor der Cut-off Zeit an die erste Verpflegungsstation. Danach lief das Rennen deutlich besser und wir konnten den RUN2 solide zu Ende laufen. Damals war ich schon sehr stolz den RUN2 geschafft zu haben.





Wir einigten uns im Anschluss darauf, dass wir den kompletten Lauf 2020 machen möchten. Aber warum 2020, wenn man auch 2019 beim 15-jähren Jubiläum laufen kann? Somit war die Entscheidung im November 2018 bereits gefallen, dass wir 2019 gegen jede Regel an den Start gehen werden. Von Dezember bis März versuchte ich möglichst viel zu laufen und ging 1x/Woche ins Fitnessstudio. Ab April stand dann mein Auslandssemester in South Carolina an. Somit mussten wir uns ab diesen Zeitpunkt getrennt vorbereiten. Ich verbrachte meine Wochenenden in den Nationalparks und lief die Berge hoch und runter. Teilweise war ich bis zu 8h unterwegs, damit ich mich langsam an die Belastung für den TAR gewöhnte. Zurück in Deutschland liefen wir gemeinsam den Panorama-Allgäu-Marathon als finalen Test. Bei Temperaturen über 30°C erging es uns erstaunlich gut und wir konnten gestärkt zum Transalpinerun fahren. 






TRANSALPINE RUN 2019

Etappe 1
An Tag eins ging es bereits über 2.343 Höhenmeter vom deutschen Oberstdorf bis nach Lech im österreichischen Vorarlberg. 
Mit größtem Respekt standen wir an der Startlinie. Die Temperatur auf der ersten Etappe war wieder über 30°C, deshalb hatten auch einige Läufer große Kreislaufprobleme und mussten schon auf den ersten Kilometern aufgeben. Da ich in den USA oft bei 30°C+ trainiert hatte, bin ich mit der Temperatur ganz gut zurechtgekommen und startete somit solide ins Rennen. Zwischen der ersten und zweiten Verpflegungsstation waren 18km zu laufen. Wir mussten unsere Getränke komplett auffüllen, damit sie bis zur nächsten Station reichten. Wegen der hohen Temperatur erreichte uns bereits auf der Strecke die Information, dass die Cut-off Zeit um 40 min nach hinten geschoben wurde! Somit brauchten wir uns am ersten Tag keine Sorgen zu machen. Ohne großen Zeitdruck liefen wir ins Ziel und freuten uns auf die Zielverpflegung und das Hotel. 



Etappe 2:
An Tag zwei mussten 1.787 Höhenmeter Aufstieg bis auf die andere Seite des Arlbergs im Tiroler St. Anton überwunden werden! Hier war für die rund 150 Teams, die am Run2 teilnahmen schon Schluss. Wer sich mit dem TAR die gesamte Alpenüberquerung zutraute, für den begann das Rennen quasi erst am nächsten Tag;-) 
Am diesem Tag steckten wir im ersten Teilabschnitt sehr stark im „Stau“ und verloren dadurch enorm viel an Zeit. Nichtsdestotrotz konnten wir die erste Verpflegungsstation noch in der vorgegebenen Zeit erreichen. Dadurch wurde es aber leider am zweiten großen Anstieg mit der Zeit sehr eng und ich profitierte wieder von meinem starken Partner der mich wieder an einigen Teilabschnitten motivierte. An der Verpflegungsstation angekommen, erfuhren wir, dass, aufgrund der Hitze, auch hier die Cut-off Zeit um einige Minuten nach hinten geschoben worden war. Somit konnten wir auch am zweiten Tag locker ins Ziel einlaufen. 


Etappe 3:
An Tag drei führten die Trails mit Anstiegen von 1.981 Höhenmeter bis Landeck in Tirol!
Diese Etappe begann mit sehr viel schlechterem Wetter und Regen. Das Starterfeld war auch deutlich kleiner, da alle RUN2 Teilnehmer, dass Rennen bereits beendet hatten. Am diesem Tag fand ich wieder mal sehr schwer ins Rennen und so kam es dazu, dass wir als letztes Team den ersten Berg passierten. Aber aufgeben war keine Option, dass hatte ich bereits im letzten Jahr beim RUN2 gelernt. Oben am Berg angekommen, wusste ich, wir müssen auf das Gaspedal drücken, sonst wird die Zeit absolut  nicht reichen! An diesem Tag kündigte die Rennleitung bereits am Morgen an, dass die Zeiten wegen dem schlechten Wetter und somit aus Sicherheitsgründen nicht verschoben werden würden. Berg runter lief es tatsächlich wieder viel besser und wir holten viele Teams ein. An diesem Tag waren die Trails sehr rutschig und viele Läufer liefen deshalb besonders vorsichtig. Mein Vorteil war definitiv, dass ich es einfach laufen lief und mir keinen großen Kopf machte. So konnten wir innerhalb der Zeiten die erste Verpflegungsstation passieren. Ab diesen Zeitpunkt lief es bei uns super und wir konnten auch den dritten Tag erfolgreich beenden. 







Sorgen machte ich mir am Abend, weil am vierten Tag die Königsetappe zu laufen war und ich bisher immer große Probleme am ersten Berg hatte. Leider ist bei der vierten Etappe auch der erste Cut-off Punkt oben am Berg und nicht erst nach dem ersten Downhill. Aus diesem Grund entschieden wir uns, dass ich keinen Rucksack nehmen würde und mein Partner dafür zwei, was laut Regeln erlaubt ist. 

Etappe 4: "Die Königsetappe"
Weiter ging’s an Tag vier mit 2.895 Höhenmetern bis nach Samnaun im schweizerischen Graubünden, wo immerhin TAR-Halbzeit war;-)
Mit neuem Mut standen wir an der Startlinie und ich würde sagen, es lief hervorragend. Wir waren lang vor der Zeit am Berg oben und konnten mit anderen Teams weiterlaufen. Nach der zweiten Verpflegungsstation machten meine Oberschenkel jedoch zu und so wurde jeder Schritt im Downhill zur Qual. 15 km die uns vom Ziel trennten, machten den Weg zu diesem Zeitpunkt nicht viel leichter. Deshalb war das erste Ziel die letzte Verpflegungsstation zu passieren, denn danach war der größte Downhill geschafft und auf gerader Strecke würde es hoffentlich wieder besser laufen. Da wir genügend Zeit auf dem ersten Teilabschnitt rausgeholt hatten, waren wir zum Glück nicht in großer Zeitnot. So quälte ich mich Schritt für Schritt zur nächsten Verpflegungsstation und anschließend ins Ziel, welches wir nach 10:55 Std. erreichten! 



Etappe 5:
Wiederbelebt wurde in diesem Jahr die sogenannte „Bergsprint-Etappe“ an Tag fünf, die die zweite Hälfte des Rennens einläutete. Auf der vergleichsweise kurzen (ca. 7 Kilometer) und in Höhenmetern (834m) moderaten Strecke von Samnaun bis auf die  Alp Trida konnten die 
Teams ordentlich Tempo aufnehmen.
Wir nutzen diese Etappe um uns bestmöglich zu regenerieren;-)




Etappe 6:
An diesem Tag ging es weiter nach Scuol im Unterengadin. Die Etappe startete leider wieder mit schlechtem Wetter und so mussten wir als erstes durch Hagel und dann weiter durch strömenden Regen laufen. So kühlten wir komplett aus und kämpften uns zur letzten Verpflegungsstation. In solchen Momenten weiß man erstmal zu schätzen, wie gut einfache und vor allem heiße Suppen sein können. Nach der Verpflegung wollten wir nur noch so schnell wie möglich ins Ziel, damit wir endlich in warme Sachen schlüpfen konnten. Meine Oberschenkel waren auf dieser Etappe auch wieder besser, aber leider macht sich so langsam mein rechts Knie bemerkbar. Ich entschied mich dafür, das Knie professionell von den Physios zu tapen zu lassen, denn die letzten beiden Etappen wollte ich jetzt auch noch schaffen! 





Etappe 7:
Auf der siebten Etappe rückte mit dem bereits sichtbaren Gipfel des Ortler gewissermaßen schon das Endziel in den Blick und am Ende des Tages war mit Prad am Stilfser Joch auch schon Italien erreicht.
Der vorletzteTag wurde vom Wetter her, leider nicht viel besser. Dieses Mal hatten wir zwar keinen Hagel, dafür aber Schnee und wieder Dauerregen. Völlig durchgefroren kämpften wir uns wieder von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation. Zum Glück hatten wir an dieser Etappe keine Probleme mit Cut-off Zeiten. So liefen wir auch an dieser Etappe durchfroren aber überglücklich ins Ziel ein. 













Etappe 8:
Die achte und letzte Etappe endete für die Teams, die sich bis hierhin durchgekämpft hatten, schließlich am 7. September mit dem Zieleinlauf im südtiroler Wintersportort Sulden am Fuße von „König Ortler“!
Am letzten Tag kam es zu einer Streckenänderung, da einfach zu viel Schnee auf der ursprünglichen Etappe gefallen war. So liefen wir die letzte Etappe auf einer alternativen Route zu Ende, die aber nicht weniger anspruchsvoll war. Am letzten Tag wusste ich von Beginn an, dass wir das Ding zu Ende laufen und dass wir Finischer werden würden. Das heißt wir sind in 8 Tagen 275km gelaufen, hatten 16.000hm im Aufstieg und 14.000hm im Abstieg. Das Gefühl ins Ziel einzulaufen war unbeschreiblich und ich kann jedem nur empfehlen, dass Abenteuer zu wagen! Egal wo man steht, wie schnell man ist oder was man bis jetzt erreicht hat, man kann es schaffen, auch wenn vieles an diesen Tagen zusammen passen muss. Ich bin unendlich dankbar, dass mein Körper innerhalb kürzester Zeit, dieses tolle Abenteuer mit gemacht hat und dass ich keine gesundheitlichen Beschwerden im Anschluss hatte. Dieser Zieleinlauf hat mir so viel neue Motivation gegeben und freue mich auf weitere tolle Läufe. 






Weitere Informationen über den Transalpine Run findet ihr auf der Homepage des Veranstalters:


https://transalpine-run.com/


TRANSALPINE RUN 2020 I 29/08 - 05/09/2020



LG Pia 

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